Victorinox: Amis verkaufen gefälschte Schweizer Messer im Netz
Victorinox stellt Schweizer Qualitäts-Sackmesser her. Immer öfter wird die Ware unautorisiert verkauft. Dagegen geht das Unternehmen nun juristisch vor.

Das Wichtigste in Kürze
- Victorinox reicht in den USA eine Klage gegen Trade Channel LLC ein.
- Der Vorwurf: Verkauf von gefälschten oder nicht autorisierten Produkten.
- Victorinox fordert Schadenersatz und Offenlegung der Geschäftszahlen.
Ein enttäuschter Kunde meldete auf Amazon eine gefährliche Lieferung: Sein bestelltes Küchenmesserset von Victorinox sei ohne Schutzhülle angekommen. «Gefährlich, das aus der Packung zu nehmen», ärgerte sich der Käufer.
Doch der Verkauf lief nicht über das Schweizer Traditionsunternehmen.
Sondern über einen nicht autorisierten Händler, der sich fälschlicherweise als offizieller Anbieter ausgab.
Laufende Überwachung des Internets nötig
Victorinox sieht sich immer wieder mit solchen Fällen konfrontiert.
Sprecherin Claudia Mader-Adams erklärt gegenüber dem «Boten»: «Victorinox arbeitet konsequent daran, ihre Immaterialgüterrechte weltweit zu schützen und zu verteidigen.»
Das Unternehmen überwache das Internet kontinuierlich und gehe aktiv gegen Verletzungen von Marken-, Patent-, Design- und Urheberrechten vor.
Besonders rigoros ist das Vorgehen gegen unautorisierte Händler in den USA. Im Herbst 2024 reichte das Unternehmen Klage ein vor dem District Court im US-Bundesstaat Connecticut.
Alte Produkte als neue Ware verkauft
Die Beschuldigten – darunter die Firma Trade Channel LLC – sollen gefälschte oder nicht autorisierte Victorinox-Produkte über Amazon verkauft haben. Der Prozess läuft noch.
Victorinox wirft den Händlern vor, gegen das US-Markengesetz zu verstossen. Die Klage umfasst Markenrechtsverletzungen, unlauteren Wettbewerb und irreführende Werbung.
Zudem würden die verkauften Produkte arge Qualitätsmängel aufweisen. Teilweise sollen sie sogar gebraucht gewesen sein, während sie als «neu» deklariert wurden.
Das Unternehmen aus Ibach hatte die Händler zuvor mehrfach abgemahnt – ohne Erfolg. Deshalb geht Victorinox seit Herbst 2024 juristisch gegen sie vor und fordert nun Schadenersatz.
Zudem soll das Gericht die Beklagten verpflichten, ihre Geschäftszahlen offenzulegen. Das Urteil könnte Signalwirkung für andere, nicht autorisierte Händler haben.
Victorinox lässt jährlich 18'000 Links löschen
Die Bekämpfung dubioser Onlineverkäufe ist beim Unternehmen ein Dauerthema. Allein im vergangenen Jahr wurden rund 20'000 problematische Links entdeckt. Davon liess Victorinox 18'000 löschen.
Dank dieser Konsequenz hätten die Markenschutzverletzungen «spürbar abgenommen». Der direkte finanzielle Schaden sei dennoch erheblich.
Und auch die Reputation des Unternehmens leidet. Mader-Adams: «Grössere Sorgen bereitet uns der indirekte Schaden für die Reputation, die Marke und das Image.»
Denn schlechte Bewertungen im Internet wegen der dubiosen Händler bleiben stehen. Und kratzen am Image des perfekten Schweizer Sackmessers.