Viele Obdachlose schlafen trotz klirrender Kälte draussen
Arktische Polarluft beschert der Schweiz die kältesten Nächte des Jahres. Doch sogar bei diesen Temperaturen schlafen Randständige noch unter freiem Himmel.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz erlebt seit dem Wochenende die kältesten Nächte dieses Jahres.
- Trotzdem gibt es auch jetzt noch Menschen, die draussen übernachten.
- Zürich schickt deswegen Patrouillen los, auch in Bern will man Betroffenen helfen.
Die Schweiz erlebt auf Montag die bislang kälteste Nacht des Jahres. Doch auch bei Minus zehn Grad Celsius im Flachland schlafen Menschen noch unter freiem Himmel. Einige tun das freiwillig, für die anderen versucht man in Bern und Zürich da zu sein.
Zürich schickt Kältepatrouillen los
Fallen die Temparaturen in Zürich unter Null, schickt die Stadt ihre Kältepatrouillen «sip züri» ((Sicherheit, Intervention, Prävention) in die Nacht.
«Sie suchen bekannte Schlafplätze von Obdachlosen auf und motivieren diese Menschen, eine Notschlafstelle aufzusuchen und beraten sie bezüglich warmer Orte und gratis Mahlzeiten», erklärt Leonardo Biasio vom Sozialdepartement.
Die Sozialambulanz kenne rund zwei bis drei Dutzend Personen, die auch jetzt noch draussen schlafen wollen. «Diese sind dies in der Regel gewöhnt und entsprechend gut ausgerüstet», sagt Biasio.
Gefährlich wird es vor allem für Personen, welche nicht genug für die jetzigen Temperaturen vorbereitet sind. «Dann besteht die Gefahr, zu erfrieren.» Ebenfalls gefährdet seien Personen, die stark alkoholisiert oder unter Einfluss von Medikamenten oder Drogen stehen.
Bern lässt Stuben länger offen und verteilt Bettflaschen
Bern hat wegen der eisigen Nächte das Angebot für Randständige kurzfristig ausgebaut. Das Obdachlosencafé von Pinto «punkt6» hat von fünf auf sieben Tage Betrieb umgestellt und ist in den kalten Nächten zusätzlich zwischen 18 und 23 Uhr geöffnet.
Zusätzliche Schlafplätze an der Wärme gibt es aber nur in Notfällen, erklärt Silvio Flückiger.
«Die meisten kommen bei den aktuellen Temperaturen irgendwo bei Bekannten oder Verwandten unter. Einige schlafen aber trotzdem konsequent draussen», so der Leiter von Pinto, der aufsuchenden Sozialarbeit der Stadt Bern.
«Wir geben ihnen wintertaugliche Kleidung und Schlafsäcke», so Flückiger. Beliebt sei zudem auch ein Bettflaschen-Verleihsystem.
Es ist das erste Mal in diesem Jahr, dass Pinto das Angebot derart ausbaut. Wann die Organisation aktiv wird, werde von Fall zu Fall entschieden. «Fünf Tage Dauerregen bei drei Grad können genauso ein Problem sein wie die aktuellen Temperaturen», erklärt Silvio Flückiger.
Insbesondere abrupte Wetterveränderungen seien für die Randständigen schwierig.