Der Schweizer Tourismus boomt. Allerdings gelte dies nicht für alle Destinationen gleichermassen.
Tourismus
Der Schweizer Tourismus wächst trotz Krisen weiter. (Symbolbild) - Keystone

«Die hiesige Branche hat im Vergleich zu den Nachbarländern den Covid-Schock bereits gut verdaut», fasste BAK-Ökonom Michael Grass die positive Stimmung zusammen. Allerdings gelte dies nicht für alle Destinationen gleichermassen. Laut dem Forschungsinstitut BAK Economics könnte das Wachstum zudem gerade in Tourismus-Hotspots zum Problem werden.

Den Daten von BAK Economics zufolge konzentriert sich der Andrang nämlich tendenziell immer mehr auf Destinationen, die ohnehin schon sehr begehrt sind. «Die Einwohner in beliebten Tourismus-Destinationen sehen das Wachstum der Besucherströme zunehmen kritisch», sagte Grass dazu. Neben Übertourismus beschäftigten aber auch der Klimawandel und der Fachkräftemangel die Branche.

Allgemein ist der Zustrom der Touristen sehr ungleich übers Jahr verteilt. Insbesondere seien die stark saisonalen alpinen Destinationen darum bemüht, die Nebensaison und damit den Ganzjahrestourismus zu fördern, so der BAK-Ökonom weiter. Dadurch könnten Ressourcen effizienter genutzt werden und der Bedarf an saisonalen Arbeitskräften wäre geringer.

In den Städten sehe die Lage derweil besser aus. Im Gegensatz zum Bergtourismus sind hier ein schönes Sommerwetter oder gute Schneeverhältnisse im Winter nicht entscheidend und die Leute kommen vermehrt auch im Herbst oder Frühling.

Weiterhin besteht massiv Luft nach oben

Der Trend hin zu Städtetrips hat neben den Bemühungen der Bergdestinationen zur besseren zeitlichen Verteilung der Touristenströme laut Grass auch schon zu einer leichten Verbesserung geführt. Die BAK-Daten zeigen aber auch, dass mit Blick auf den Ganzjahrestourismus insgesamt weiterhin massiv Luft nach oben besteht.

Das grössere Problem bleibt gemäss BAK-Analyse aber die geografische Verteilung der Touristen. Grosse Städte etwa seien viel stärker vom Trend zum Städte-Tourismus betroffen als kleine, so Grass. «Und in alpinen Destinationen führen die veränderten Wetterbedingungen zu einer zunehmenden Konzentration.»

Grosse Skigebiete zögen zudem etwa wegen ihrer grösseren Angebotsvielfalt mehr Gäste an. Und sie bauen laut BAK ihre Marktanteile gegenüber kleineren noch weiter aus. Zu einer baldigen Entlastung der Tourismus-Hotspots und ihrer Bevölkerung dürfte es gemäss den Experten somit eher nicht kommen. Der Übertourismus wird die Branche als Problem weiterhin begleiten.

Eine weitere Herausforderung für die Branche ist laut den BAK-Ökonomen die abnehmende Aufenthaltsdauer je Gast, sowohl bei Schweizer als auch bei ausländischen Gästen. Ein Grund dafür sei ebenfalls die Zunahme von Städtereisen, welche in der Regel mit einer kürzeren Aufenthaltsdauer als bei anderen Ferien verbunden seien.

Dabei würden sich gemäss Grass längere Aufenthaltsdauern auch positiv auf den ökologischen Fussbadruck auswirken, da es insgesamt zu weniger Reisebewegungen käme. Auch sei jeder Gästewechsel für die Hotels mit einem gewissen Aufwand verbunden.

Negative Tendenz bei der geografischen Verteilung

Als weiteren wichtigen Punkt für die hiesigen Touristiker sieht der BAK-Experte die Steigerung der Wertschöpfung. «So könnten höhere Löhne gezahlt werden, was wiederum den Fachkräftemangel abmildern würde», so Grass. Gleichzeitig helfe mehr Effizienz aber auch im Kampf gegen den Übertourismus und den Klimawandel.

Laut BAK ist die reale Wertschöpfung je Logiernacht von 2005 bis 2019 um jährlich 0,9 Prozent gestiegen. Aktuell bestehe im Vergleich zu 2019 aber wieder Aufwärtspotenzial.

Insgesamt fällt der Ausblick der BAK-Ökonomen für die Tourismusbranche durchwachsen aus. So sehen sie eine positive Tendenz mit Blick auf den Ganzjahrestourismus und Wertschöpfung, aber eine negative Tendenz bei der geografischen Verteilung. Neutral bewerten sie derweil die Tendenz bei der Aufenthaltsdauer je Gast.

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