Was tun, wenn das Päckli aus dem Briefkasten geklaut wird?
Die Läden sind zu, Online-Shops boomen. Das dürfte den einen oder anderen Dieb dazu verleiten, die Briefkästen zu durchstöbern. Was tun, wenn ein Päckli fehlt?
Das Wichtigste in Kürze
- Zu Corona-Zeiten werden in der Schweiz besonders viele Pakete ausgeliefert.
- Sollte eines plötzlich verschwinden, ist die Post oft der falsche Ansprechpartner.
In der Coronakrise erfreuen sich die Online-Händler grosser Beliebtheit – 2020 lieferte die Post über 20 Prozent mehr Pakete aus als im Vorjahr. Bei einer derartigen Päckliflut erstaunt es nicht, wenn auch mal eines verschwindet.
Diese Erfahrung musste Leserin S.H.* aus Bern kürzlich machen. Vergangene Woche wurde ihr ein Päckli aus dem Briefkasten geklaut. «Als ich am Mittag zur Arbeit ging, sah ich, dass es angekommen war. Der Pösteler hatte es in den Milchkasten gelegt, obwohl es eigentlich zu gross war dafür. Die Tür ging nicht zu, sodass man von Weitem erkennen konnte, dass ein Päckli darin lag», erzählt sie.
Weil sie den Bus nicht verpassen wollte, drückte sie die Briefkastentür nur etwas zu und machte sich auf den Weg. Als sie einige Stunden später zurückkehrte, standen die Türen aller Briefkästen ihres Wohngebäudes weit offen, vom Päckli fehlte jede Spur.
Die Post sieht sich nicht in der Verantwortung. Am Telefon riet sie S.H., bei den Nachbarn nachzufragen, ob sie es nicht für sie entgegengenommen hätten. «Das war leider nicht der Fall. Drei Tage später tauchte das Päckli dann plötzlich wieder vor meiner Haustür auf – allerdings leer.»
Zalando gibt sich zu Päckli-Diebstählen bedeckt
Die Päckliflut zu Lockdown-Zeiten legt die Vermutung nahe, dass auch mehr Bestellungen verschwinden. Gegenüber Nau.ch betont die Post allerdings, seit der Pandemie keine Häufung von Paketdiebstählen festgestellt zu haben.
Der Modehändler Zalando dagegen will einen Diebstahl-Anstieg weder bestätigen noch zurückweisen. Zu Häufigkeiten von Diebstahl und Betrug könne man sich «aus Sicherheitsgründen» nicht äussern, so Sprecherin Catherine Westphal zu Nau.ch.
Nur Digitec Galaxus berichtet über einen leichten Anstieg bei den absoluten Diebstahl-Fallzahlen in der Vorweihnachtszeit. Doch Sprecher Alex Hämmerli relativiert: «Im Verhältnis zu sämtlichen Bestellungen gibt es bei uns wenig Diebstähle oder verlorene Artikel.»
Und was sagt die Polizei? Sie führe keine Statistik zu Paketdiebstählen, so Isabelle Wüthrich von der Kantonspolizei Bern. Aber: «Im Kanton wie auch in der Stadt Bern stellten wir im 2020 im Vergleich zum Vorjahr eine leicht steigende Tendenz im Zusammenhang mit eingegangenen Meldungen zu Postmaterialdiebstählen fest.»
Betroffen seien neben Paketen dabei auch beispielsweise Couverts. Es handle sich um Diebstähle, die ganz generell im Bereich des Eingangs oder Treppenhauses passiert sein könnten.
Post oft falsche Ansprechperson
Den Aussagen der Post und Online-Shops zufolge ist es zwar eher unwahrscheinlich, Opfer eines Päckli-Diebs zu werden. Trifft es einen dennoch, gilt es, Folgendes zu beachten: Die Post haftet nur dann, wenn ein Paket nicht korrekt zugestellt und dann gestohlen wurde. Also zum Beispiel, wenn der Pöstler ein Paket ohne Einwilligung des Empfängers deponiert und es anschliessend gestohlen wird.
Ansonsten haftet der Kunde. Am ehesten sollte man sich an den Absender wenden, wie die Erfahrung von S.H. zeigt. «Ich hatte Glück, dass der Online-Shop, bei dem ich bestellt hatte, die Rechnung übernommen hat.» Die Post rät zudem, bei der Polizei eine Anzeige zu erstatten und den Fall bei seiner Versicherung zu melden.
*Name geändert