Wegen Coronavirus: Auch in der Schweiz werden Chinesen gemieden
Das Wichtigste in Kürze
- Die Besorgnis um das neue Coronavirus steigt auch in der Schweiz an.
- Chinesen wehren sich unter dem Hashtag #IchBinKeinVirus gegen Vorurteile.
- Doch auch hierzulande ist die Skepsis und Ablehnung deutlich spürbar.
Das neuartige Coronavirus nCoV-2019 breitet sich weiterhin global aus. Die Todeszahlen in China steigen täglich an – mittlerweile sind es schon 212. Auch in den grossen Nachbarstaaten der Schweiz, Deutschland und Frankreich, wurden nun Fälle des Virus bestätigt.
In der Schweiz selbst gab es noch keine Fälle des Virus, die Gesellschaft fürchtet sich dennoch. Dies kriegen nun die Chinesen deutlich zu spüren.
Wegsetzen und Schal über das Gesicht ziehen
Helmut Reichen, Vorstandsmitglied der Gesellschaft Schweiz-China, erlebte einen Fall der Diskriminierung hautnah. Als er diese Tage mit einer Gruppe chinesischer Schüler ein Zürcher Tram betrat, zeigten sich andere Passagiere alles andere als erfreut.
«Sobald wir in das Tram gestiegen sind, haben einige Leute direkt den Platz gewechselt.» Eine Passagierin habe sich sogar ihren Schal vor das Gesicht gezogen.
«Ich bin mir nicht sicher, ob meine chinesischen Gäste dies bemerkt haben, aber mir ist es sofort aufgefallen», so Reichen. Zwei seiner Schützlinge haben sich jeweils links und rechts einer Mitfahrerin hingesetzt, welche direkt aufgesprungen sei. Reichen ist überzeugt, dass dies im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus aus China steht.
«Werden behandelt wie Aliens»
Ka Ki kommt ursprünglich aus Hongkong, aber lebt nun schon seit 13 Jahren in der Nähe von Baden (AG). Auch ihr ist in den letzten Wochen Ähnliches widerfahren: «Seit gut einer Woche wird man behandelt wie ein Alien, die Leute gehen einem aus dem Weg». Besonders auffallend sei dies in öffentlichen Verkehrsmitteln, dort würden andere Passagiere regelrecht zusammenzucken bei ihrem Anblick.
«Als ich diese Woche etwas in der Apotheke holen wollte, sahen mich die Apotheker sehr merkwürdig an», erzählt sie weiter. «Auch Angestellte, die mich eigentlich kennen, reagierten anders. Man sieht die Skepsis in ihren Augen.»
Ihre in Zürich lebenden Freunde warnen sie regelrecht davor in die Stadt zu gehen. «Auch wenn man gut Deutsch spricht wird man jetzt anders behandelt, die Leute haben Angst», so Ka Ki.
Dies führt sie darauf zurück, dass Menschen in der Schweiz gar nicht wissen wie man mit einem Virus umgeht. Sie führt aus: «In der Schweiz gab es noch nie eine grosse Gefahr durch eine Krankheit, man weiss hier gar nicht wie das ist. In China hatten wir schon Sars, da haben wir Erfahrungen sammeln können.»
Besser über Coronavirus informiert als Sars
Überraschend für Reichen war ebenfalls, dass die Personen, welche negativ auf die Reisegruppe reagiert hatten, nicht der gefährdeten Altersgruppe angehörten. «Das waren zwei Damen, jeweils zwischen 30 und 40 Jahren alt.» Experten gehen von einem erhöhten Risiko ab 50 Jahren aus.
Reichen erzählt weiter: «Ich war 2003 während dem Sars-Ausbruch in China. Und ich muss sagen, da haben die Behörden die Informationen viel zu lange für sich behalten».
Im Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus seien die chinesischen Behörden aber durchaus schneller und vorsichtiger gewesen, findet Reichen. «So könnte man sicherlich auch die grosse internationale Besorgnis erklären». Denn die Informationen zu dem Coronavirus seien viel schneller und weiter verbreitet worden.
Im Internet entsteht mittlerweile schon eine Gegenbewegung zu der Diskriminierung der Chinesen. Unter dem #JeNeSuisPasUnVirus (Ich bin kein Virus) wehren sich die Angegriffenen gegen die Vorurteile.