Wegen geplantem Bau der SBB: Bubikon ZH wehrt sich mit Plakataktion
Das Zürcher Dorf Bubikon ist in Aufruhr. Die SBB will dort eine grosse Anlage bauen. Auch Umweltverbände gehen auf die Barrikaden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die SBB plant in Bubikon ZH eine Abstell- und Serviceanlage zu bauen.
- Die Dorfbevölkerung wehrt sich mittels einer IG gegen den Plan.
«Ich müsste meine in 16 Jahren aufgebaute Hofexistenz an den Nagel hängen.» Im Dezember traf Nau.ch einen komplett aufgewühlten Bauern in Bubikon ZH. Der Grund: Die SBB plant auf seinem Grundstück eine Abstellanlage, welche 80'000 Quadratmeter Fläche schluckt.
Es handelt sich um ein Teilstück des Projekts «S-Bahn 2G». Ab 2030 wollen die SBB und der Zürcher Verkehrsverbund ZVV das Netz der S-Bahn im Kanton Zürich verdoppeln. Für den Ausbau benötigen die Verkehrsbetriebe neue Züge und damit zusätzliche Abstellgleise.
Das lässt sich der Obst- und Gemüsebauer Jürg Raths nicht gefallen. Und damit steht er nicht alleine da: Das ganze Dorf geht auf die Barrikaden. Bereits Ende 2020 hat sich die IG Pro Brach Fuchsbühl zusammengetan. Heute Samstag zeigt das Dorf der SBB noch einmal deutlich, was es von den Plänen hält.
Mit Bannern den Tieren eine Stimme verleihen
Die IG stellte trotz Minustemperaturen Banner auf. Dies, um den Tieren und der Natur eine Stimme zu geben, wie IG-Sprecherin Nicole Fritschi erklärt.
Auch Landwirt Christian Albrecht ist von den Plänen der SBB getroffen. Er würde sechs Hektare Dünge- und Futterfläche verlieren. Für ihn seien das etwa 18 Kühe, die er dann nicht mehr füttern könne.
Projekt gefährdet Bauernland, Rehe und Ruhe
Mittlerweile hat sich die IG kräftig Unterstützung geholt. So werden sie von den Umweltverbänden WWF, Pro Natura und BirdLife unterstützt. Aber auch der Zürcher Bauernverband und Heimatschutz, sowie fast alle Ortsparteien haben ihre Unterstützung zugesichert, sagt IG-Sprecherin Nicole Fritschi.
«Für alle ist klar, dass solche Anlagen nicht auf Kulturland und Fruchtfolgeflächen gehören und dass es dazu Alternativen geben muss.»
Auch Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter unterstützt das Vorhaben. «Der Erhalt von Kulturland ist ein öffentliches Interesse», so die Zürcherin.
Es geht der Bevölkerung nicht nur um den Hof von Bauer Raths. Auch um die Lärmbelastung für Anwohner und Arbeitnehmende. Und den Naturschutz. Die Anlage würde gemäss Fritschi auf eine Wildtierzone gebaut, die es Rehen verunmöglichen würde, zwischen ihren Hauswäldern zu wechseln.
Die IG ist im Austausch mit der SBB. Sie ist überzeugt, dass es innovativere Lösungen gibt, «die wirklich für die Nachhaltigkeit sind».
SBB: «Wissen, dass wir mit solchen Projekten keine Lieblingsnachbarn sind»
SBB-Sprecher Reto Schärli gesteht: «Wir wissen aus Erfahrung, dass wir mit solchen Projekten keine Lieblingsnachbarn sind. Darum haben wir auch die Anwohner und Gemeinde möglichst früh eingebunden.» Es handle sich um einen mehrjährigen Prozess, der erst am Anfang stehe.
Noch stehe ein aufwändiges Richtplanverfahren an. Der Ball liege zuerst beim Zürcher Kantonsrat, welcher entscheidet, ob diese Fläche in Bubikon die richtige ist.
«Diese Anlage im Zürcher Oberland ist effektiv notwendig, damit wir die Zürcher S-Bahn zukünftig weiterentwickeln können.» Entgegen dem Vorwurf der IG habe man viele Standorte in der Region untersucht.
«Es darf kein Wald gerodet, kein Siedlungsgebiet und kein nationales Naturschutzinventar tangiert werden», erläutert Schärli. Der Standort Bubikon sei der einzige Standort, der diese Kriterien erfülle. «Es gibt in unserem dichtbesiedelten Kanton leider keinen Standort, der zu gar keinem Zielkonflikt führt.»