Wegen Mangel: Bern will jetzt Lehrer aus der Ukraine anstellen
An Schweizer Schulen herrscht seit Jahren Fachkräftemangel. Nun sollen im Kanton Bern innert eines halben Jahres ausländische Lehrpersonen unterrichten können.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton Bern hat eine neue Idee gegen den Fachkräftemangel an Schulen.
- Personen mit ausländischem Lehrdiplom sollen innert sechs Monaten unterrichten dürfen.
- Unter den ukrainischen Geflüchteten sind nämlich einige ausgebildete Lehrkräfte.
Schweizer Schulen suchen händeringend nach Lehrpersonen – obwohl auch immer mehr Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger unterrichten.
Nun hat der Kanton Bern eine neue Idee, um den Fachkräftemangel zu bewältigen: Personen mit ausländischem Lehrdiplom sollen künftig Klassen unterrichten – und zwar schon sehr bald. Innert eines halben Jahres werden sie in einem Lehrgang an der PH Bern darauf vorbereitet, wie SRF berichtet.
Der erste solche CAS ist im März gestartet. Das Angebot stösst auf reges Interesse: Etwa hundert Personen haben sich gemeldet – der Kurs hat aber nur Platz für 16 Teilnehmende.
Der neue Lehrgang richtet sich auch an die vor dem Ukraine-Krieg Geflüchteten. Denn viele von ihnen haben bereits ein Lehrdiplom aus der Heimat. Das ausländische Diplom wird ihnen durch das CAS zwar nicht automatisch offiziell in der Schweiz anerkannt. Die Aussicht auf einen Job soll jedoch verbessert werden.
In dem Lehrgang geht es unter anderem darum, dass die Lehrkräfte ihre Deutschkenntnisse ausbauen. Das sagt Yves Brechbühler, Sprecher der Berner Bildungsdirektion. Wer zum Lehrgang zugelassen werden will, muss nämlich ein Sprachdiplom in Deutsch mit Niveau B2 vorweisen.
Aber die didaktischen Kompetenzen sowie Methoden, und dass diese angepasst ans Schulsystem funktionieren, seien mindestens so wichtig, erklärt Brechbühler. «Denn je nachdem, woher eine Person kommt, sehen die Kompetenzen anders aus.» Diese Unterschiede sollen durch den Lehrgang nivelliert werden.
Brechbühler hält fest: «Diese Personen haben bereits eine Ausbildung als Lehrperson. Mit diesem CAS können sie die wichtigsten Dinge lernen und die Schulen unterstützen.»
Kritik an Sprachniveau B2 als Zulassungsbedingung
Auch Thomas Minder, Präsident des Verbands der Schweizer Schulleiterinnen und Schulleiter, betrachtet die Idee aus Bern grundsätzlich positiv. Allerdings ist er nicht vom Sprachniveau B2 als Zulassungsbedingung überzeugt.
«Wenn man daran denkt, welche Anforderung an Lehrpersonen Schweizer Herkunft gestellt werden, die beispielsweise Englisch unterrichten, dann sollte das mindestens vergleichbar sein», so Minder. «Denn es ist wichtig, dass die Lehrpersonen die Sprache der Kinder genügend gut können, um sich verständigen zu können.»
Er betont jedoch: Es sei wichtig, ausländische Lehrpersonen in die Kultur der Schweizer Schulen einzuführen.