Axt in Schule: Hat das Berner Quartier Bümpliz ein Gewaltproblem?
Bümpliz gilt für manche Einwohnende der Stadt Bern als Brennpunkt der Bundesstadt. Doch was ist dran am «Ghetto von Bern»?
Das Wichtigste in Kürze
- Bümpliz gilt als sozial stärker belastetes Berner Quartier.
- Die lokale SP sieht die Gründe in der Armut der Bewohnenden.
- Doch: «In der Regel leben wir in Bümpliz friedlich zusammen», so Co-Präsident Spahr.
- Die SVP Stadt Bern hingegen spricht von einem Brennpunkt mit «sehr hohem Ausländeranteil».
Bümpliz kämpft mit einem schlechten Image. Der jüngste Vorfall im Berner Quartier: Ein achtjähriger Schüler nimmt nach einem Streit eine Axt mit in die Schule. Glücklicherweise konnte die Lehrerschaft den Buben aufhalten, bevor Schlimmeres passiert ist.
Doch Situationen wie diese lassen die Frage aufkommen, ob der Stadtteil mit einem Gewaltproblem zu kämpfen hat. Fakt ist: Die Quartiere im Westen von Bern, zu welchen Bümpliz zählt, sind sozial stärker belastet. Dies brachte ihnen den Spitznamen «Ghetto von Bern» ein.
Inwiefern hat die Berner Politik die Probleme – wenn es den überhaupt welche gibt – im Vorort der Hauptstadt befeuert?
Nur vereinzelte «Brennpünktchen»
Michael Spahr, Co-Präsident der SP Bümpliz/Betlehem, stellt gegenüber Nau.ch klar: «Das Quartier ist sicher kein Brennpunkt.» Es gebe lediglich vereinzelte kleine «Brennpünktchen». Denn im ärmsten Stadtteil von Bern sei die soziale Ungleichheit spürbar – das könne zu Konflikten führen.
«Trotzdem leben wir in Bümpliz in der Regel friedlich zusammen», so Spahr. Gewaltvorfälle seien die Ausnahmen und nicht die Regel. «Nichtsdestotrotz ist die Politik gefordert, dass aus den Brennpünktchen keine Brennpunkte werden.»
Die rot-grüne Stadtregierung habe in den letzten Jahrzehnten viel dafür unternommen: «Sie hat vieles richtig gemacht», sagt Spahr. Gefordert sei eher der Kanton Bern. Er müsse zum Beispiel dringend mehr in die Bildung investieren, damit Bümpliz nicht zum Brennpunkt werde.
Eltern haben Kinder nicht unter Kontrolle
Der Präsident der SVP Stadt Bern, Thomas Fuchs, sieht hingegen jetzt bereits eine grosse Herausforderung in dem Vorort. Dies besonders für die Lehrerschaft. Denn: «Der Berner Westen hat einen sehr hohen Ausländeranteil.» Der Respekt vor den Lehrpersonen nehme ab.
Und: «Viele einkommensschwache Familien, oft ohne Kenntnisse der deutschen Sprache, beaufsichtigen ihre Kinder nicht oder können sie nicht unter Kontrolle behalten.» Fuchs meint, dass dadurch die Bümplizer Schulen vermehrt zu sozialen Brennpunkten werden.
Mögliche Lösungen für das Problem: «Die Integration und das Lernen der Sprache muss forciert werden.» Ausserdem müsse den Schülern klare Grenzen aufgezeigt werden und rigoros gegen Indisziplin vorgegangen werden, so der SVP-Politiker.
Förderung der Bildung, um soziale Probleme zu bekämpfen – diesen Weg hat die Berner Bildungsdirektorin Franziska Teuscher bereits eingeschlagen. «Unterstützen können wir die Schulen heute gezielt mit der Vergabe von Lektionen für einfache, sonderpädagogische Massnahmen», so die Gemeinderätin.
Engagierten Schulleitungen, Lehrpersonen und Betreuungsmitarbeitende würden sich tagtäglich den Herausforderungen der betroffenen Schulen stellen. Zentrales Anliegen dabei: «Die Förderung der Chancengleichheit», so Teuscher gegenüber Nau.ch.