Wenn «Schweizer Polizei» Englisch redet, solltest du aufpassen
Schon mal einen Anruf vom «Swiss Police Department» erhalten? Dann sofort auflegen! Denn hier handelt es sich um eine dreiste Masche.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit einer dreisten Masche wollen Betrüger Geld und persönliche Daten erbeuten.
- Besonders ältere Menschen sind hier gefährdet.
- Die Polizei erklärt, wie sich potenzielle Opfer schützen können.
Eines Morgens klingelt das Telefon von Nau.ch-Leser Rodrigo Kissling*.
Am anderen Ende meldet sich ein «Swiss Police Department» mit einer Bandansage auf Englisch: «Gegen Ihre Identität wird ermittelt.»
Rodrigo staunt: Warum sollte ihn die Polizei anrufen – und das auch noch auf Englisch?
Er wird skeptisch. «Ich wusste haargenau, dass ich keinen Dreck am Stecken habe!», sagt er im Gespräch mit Nau.ch.
Dennoch drückt er aus Neugier die angegebene Taste eins. So wird er weiterverbunden.
Dann kommt ein Mann mit gebrochenem Englisch an den Hörer.
Kisslings Reaktion: «Ich kriegte mich kaum ein vor Lachen – das war ganz sicher nicht die Polizei!»
Doch wer steckt hinter solchen Anrufen? Und wie können sich Betroffene schützen?
Polizei warnt vor Betrugsmasche
Die Kantonspolizei Zürich bestätigt: «Beim erwähnten Anruf handelt es sich um eine bekannte und seit Längerem betriebene Betrugsmasche.»
Wie viele Menschen tatsächlich darauf hereinfallen, sei jedoch schwer zu sagen.
Auch die Kantonspolizei Bern warnt auf ihrer Website vor solchen Tricks.
Betrüger behaupten, «dass wegen einer Straftat ein dringendes Problem besteht und sofort gehandelt werden muss».
Die Geschichten der Betrüger sind jedoch frei erfunden.
Wer hinter den Anrufen steckt, ist unklar, so die Kapo Bern zu Nau.ch. Das Ziel bleibt jedoch klar: «Es geht vor allem um Geld und persönliche Daten.»
Warum funktioniert die Masche?
«Wer fällt denn auf so etwas rein?», fragt sich Kissling.
Nau.ch-Redaktor Alexander König, spezialisiert auf Technikthemen, liefert eine Antwort: «Wenn die Masche schon in einem von zehntausend Fällen funktioniert, lohnt sie sich für die Täter.»
Der Grund: Die Bandansage benötigt kaum Ressourcen und kann beliebig oft und gleichzeitig abgespielt werden.
Erst wenn jemand die Taste eins drückt und mit einem Betrüger verbunden wird, investieren die Täter Zeit.
«Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich dabei um eine leichtgläubige Person handelt, ist bereits höher. Das Filtern übernimmt hier die Technik.»
Die Zielgruppe solcher Betrugsmaschen seien meist Menschen mit wenig technischem Verständnis, erklärt König. «Leider sind das oft ältere Menschen.»
Senioren als Ziel von Telefonbetrug
Immer wieder wird deutlich, dass Betrüger gezielt ältere Generationen ins Visier nehmen.
Gleichzeitig häufen sich Beispiele, in denen diese Zielgruppe die Täuschung durchschaut und geschickt reagiert.
Erst kürzlich wurde eine Seniorin (80) von Telefonbetrügern kontaktiert.
Sie sollte glauben, dass Betrüger auf ihren Namen einen TV bestellt hätten. Um die Sache aufzuklären, forderten die Täter 19'000 Franken.
Die Seniorin machte gute Miene zum bösen Spiel: Sie ging auf die Forderungen ein, informierte jedoch parallel die Polizei. Das führte zur Festnahme der Täter.
Ein weiterer Fall ereignete sich im August, als eine Seniorin eine Betrugs-Gruppe bestehend aus Teenies überführte. Ihr besonnenes Handeln brachte die Polizei auf die Spur der Täter.
Woher nehmen Betrüger die Nummern?
Telefonnummern stammen oft aus Datenlecks und werden im Darknet gehandelt.
Besonders die Nummern wohlhabender Senioren könnten dabei einen hohen Wert haben.
Häufig werden die Nummern jedoch auch zufällig in grosser Menge generiert und systematisch durchprobiert.
Tipps der Polizei
Die Polizei rät: Nicht auf Bandansagen reagieren, keine Tasten drücken und keine persönlichen Daten preisgeben.
Wer unsicher ist, sollte das Gespräch beenden und die örtliche Polizei direkt kontaktieren.
Telefonbetrüger nutzen einfache Mittel, um gezielt Menschen zu täuschen. Informiert zu bleiben, ist der beste Schutz gegen diese Maschen.
*Name geändert