Westschweizer Fischer fürchten um ihre Existenz

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Genève,

Jahr für Jahr kann in der Westschweiz beim Fischen weniger gefangen werden. Berufsfischer bangen um ihre Existenz.

Fischer Jeremie Clerc fängt Fische aus dem Genfersee.
Fischer Jeremie Clerc fängt Fische aus dem Genfersee. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Berufsfischer bangen wegen des geringen Ertrags um ihre Existenz.
  • Manche Fischer können ihre Kosten nicht mehr decken.

Die Erträge der Fischer in der Romandie sind im vergangenen Jahr erneut deutlich zurückgegangen. Im laufenden Jahr ist keine Besserung in Sicht. Die schwindende Ausbeute stellt manchen Berufsfischer vor grosse Probleme.

Besonders den Rückgang bei den Felchen beobachten die Fischer in der Romandie mit Sorge. Denn er ist der Brotfisch der beiden grössten Westschweizer Seen. Im Genfersee, wo diese Art mehr als die Hälfte des Gesamtertrags ausmacht, sackte der Felchenfang im vergangenen Jahr um rund 35 Prozent ab. Der Ertrag der Felchen aus dem Neuenburgersee verminderte sich um knapp 38 Prozent.

«Oft leere Netze»

Im laufenden Jahr hat sich die Lage nicht verbessert. «Die Berufsfischer vom Neuenburgersee ziehen seit Anfang des Jahres oft leere Netze ein», heisst es beim Westschweizer Verband der Berufsfischer (ASRPP) auf Anfrage.

Die Branche zeigt sich alarmiert. «Wir erleben derzeit unser schlimmstes Fischereijahr», sagt Jean-Philippe Arm, seit 20 Jahren Berufsfischer in St-Aubin-Sauges NE am Neuenburgersee. Sein Ertrag liegt in diesem Jahr bei 15 bis 25 Prozent der üblichen Menge.

Auf der anderen Seite des Röstigrabens sei die Situation für die Berufsfischer nicht besser, sagen die Westschweizer. Im Bodensee-Obersee lagen die Erträge im vergangenen Jahr sogar 47 Prozent unter dem Zehnjahres-Durchschnitt. Im Zürichsee und Zürich-Obersee gingen die Fänge 2017 nach einem bereits schlechten Vorjahr erneut um rund zehn Prozent zurück.

Politik muss handeln

Mögliche Ursachen für den Rückgang gibt es viele. «Zum Beispiel der den Mangel an Sedimenten, die durch die der Kläranlage zurückgehalten werden oder zu niedrige Temperaturschwankungen in den Seen. Wir kennen den genauen Grund nicht», heisst es beim Westschweizer Branchenverband.

In der Romandie haben viele Fischer noch ein anderes Einkommen oder aber sie denken daran, die Fischernetze an den Nagel zu hängen. Der Verband ist überzeugt, dass jetzt auf der politischen Ebene gehandelt werden muss.

Es würden zwar viele wissenschaftliche Studien durchgeführt, aber das Thema sei sehr komplex und beinhalte zahlreiche Variablen. «Die Fischer haben ihre eigenen Erklärungen, finden aber kein Gehör und fühlen sich manchmal ausgeschlossen. Sie sind die Wächter unserer Seen», betonte der Sprecher des Verbandes.

Kosten nicht gedeckt

Berufsfischer Arm sagt, er habe in seinem Unternehmen Mitarbeiter entlassen müssen. Jetzt erarbeitet er alleine, aber vom Tisch sind die Probleme damit nicht. «Es gibt Tage, an denen ich nicht einmal zur Arbeit gehe, weil es schlichtweg nicht rentiert.»

Zugleich liebt er seinen Beruf. «Ich fühle mich frei, unabhängig und meine Freude ist riesig, solange ich meine Kunden, Private und solche in der Gastronomie, zufrieden stellen kann», sagt er. «Aber wir können ihnen keine Fischlieferung mehr für den nächsten Tag garantieren. Etwas muss sich tun, oder ich muss den Job wechseln.»

«Man muss sich anpassen»

Am Genfersee ist die Situation offenbar nicht ganz so dramatisch. Henri-Daniel Champier, seit 40 Jahren Berufsfischer in Clarens VD, sagt: «Es läuft nicht so schlecht. Man muss sich anpassen, sich auf mehrere Fischarten konzentrieren, auf den Märkte verkaufen. Ich zum Beispiel räuchere meine Felchen, damit die Fische an Wert gewinnen.»

Nach seiner Meinung ist der Rückgang der Fischerei am Genfersee weniger auf die Menge der Fische zurückzuführen, sondern auf die Beschränkung der Bewilligungen für die Berufsfischerei durch die Kantone. «In den vergangenen Jahren lag die Zahl der Felchen über der Norm.»

Sowohl im Genfer- als auch im Neuenburgersee wird der Besatz der verschiedenen Fischarten genau überwacht. Jedes Jahr werden Millionen Jungfische oder Fischeier an ausgewählten Orten ausgesetzt.

Alternativen gesucht

Der Wirtschaftszweig ist auch auf der Suche nach Alternativen. So startet 2019 ein gemeinsames Projekt des Berufsfischerverbands mit dem Kanton Waadt, der Hotelfachschule Lausanne und dem Forschungszentrum Maison de la Rivière in Tolochenaz VD. Ziel ist es, weniger verbreitete Fischarten zu fördern und Gastronomie und Feinschmeckern schmackhaft zu machen.

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