Wetter: Obdachlose übernachten bei minus 9 Grad draussen
Das aktuell eisige Wetter trifft Obdachlose besonders hart. Einige übernachten trotz Minusgraden draussen. Doch wie überstehen sie die Kälte?
Das Wichtigste in Kürze
- Derzeit sind die Nächte kalt – trotzdem übernachten manche Obdachlose draussen.
- Es gibt zwar verschiedene Notschlafstellen für Obdachlose in den Schweizer Städten.
- Doch einigen machen Menschenansammlungen Angst. Deshalb bleiben sie nachts in Bewegung.
Das Wetter bringt der Schweiz derzeit tiefe Temperaturen. Nachts fällt das Thermometer unter den Gefrierpunkt – teils auf bis zu minus 9 Grad. Die Kälte trifft besonders Obdachlose hart.
«Die aktuelle Kälte macht Obdachlosen zu schaffen», sagt Walter von Arburg vom Zürcher Sozialwerk Pfarrer Sieber zu Nau.ch. «Das zeigen die Belegungszahlen unserer Notschlafstellen.»
Die beiden Notschlafstellen für Erwachsene, die das Sozialwerk betreibt, seien «zum Bersten voll». In einer davon – dem «Pfuusbus» – wurde kürzlich gar ein Rekordwert verzeichnet. Die Gassenarbeit suche tagsüber und nachts nach Obdachlosen und mache sie auf das Notschlafstellenangebot aufmerksam.
Aber nicht alle suchen drinnen Schutz vor den Minusgraden. «Es gibt immer Obdachlose, die lieber draussen in Kälte und Nässe übernachten als in einer Notschlafstelle», sagt von Arburg. «Meistens geben sie an, dass ihnen Menschenansammlungen Angst machten und sie deshalb vorziehen würden, draussen zu nächtigen.»
Er fügt hinzu: «Falls sie es vorziehen, draussen zu bleiben, versorgen wir sie bei Bedarf mit Schlafsäcken, Kleidern, warmen Getränken und Sandwiches.»
Bei eisigem Wetter schlafen manche Obdachlose tagsüber
Und Claudia Hänzi, Leiterin des Stadtberner Sozialamts, erklärt: «Obdachlose, die keine Notschlafstellen aufsuchen wollen oder können, halten sich vermehrt tagsüber in Aufenthaltsräumen auf, um der Kälte zu entfliehen. Dort schlafen sie dann einige Stunden. In der Nacht schlafen sie dann weniger und bleiben in Bewegung.»
Die Sozialarbeitsstelle der Stadt, Pinto, versuche, mit Betroffenen in Kontakt zu treten und sie über Hilfsangebote zu informieren. «An Personen, die diese Hilfsangebote nicht in Anspruch nehmen wollen, gibt Pinto Schlafsäcke, Winterkleidung und so weiter ab. So wird das Risiko vermindert, das besteht, wenn Personen bei tiefen Temperaturen draussen übernachten», so Hänzi.
In Bern gibt es drei Notschlafeinrichtungen: den Sleeper, die Notschlafstelle Pluto für Jugendliche und das Passantenheim der Heilsarmee. Auch Heilsarmee-Sprecher Simon Bucher sagt, es gebe Leute, die trotz Kälte draussen die Nacht verbringen. «Bei diesen Personen ist es jedoch meist so, dass sie dies bewusst tun.»
Doch wie kann man als Nicht-Fachperson Obdachlosen beim frostigen Wetter unterstützen? Hänzi hält fest: «Direkt helfen kann jeder Mensch mit der Abgabe von warmen Getränken, bei Bedarf einer warmen Decke. Oder indem man eine obdachlose Person in Not auch mal ausnahmsweise für eine Nacht im Hauseingang oder Keller übernachten lässt.»