Eine wilde Hexe aus dem Galgenwald treibt seit über 20 Jahren in der Fasnachtszeit in Emmen ihr Unwesen. Was Jacqueline Ammann, die Erschafferin des Ämmalis über die Hexe und ihre Entstehung anno 1977 weiss, gibt sie im Interview Preis.

Das Wichtigste in Kürze

  • Interview mit Jacqueline Ammann, der Erschafferin der Emmer Fasnachtsfigur «Ämmali».
  • Sie bringt die Erschaffung des Ämmalis in Kontext.
  • Erste Emmer Fasnacht mit Eröffnung, Umzug, Plakette und Ämmali.
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1978 fand die erste Emmer Fasnacht mit Eröffnung, Umzug und dem Ämmali statt. Letzteres zierte ebenfalls die erste Emmer Fasnachtsplakette und war das Sujet des EFK (Emmer Fasnachtskomitee). An was erinnern Sie sich?

Welchen Bezug haben Sie heute zur Fasnacht?

Machen Sie die Kostüme selber?

Wo holen Sie sich Inspiration?

Jacqueline Ammann mit zwei selbstgebastelten Fasnachtsgrinden aus ihrer umfassenden Sammlung.
Jacqueline Ammann mit zwei selbstgebastelten Fasnachtsgrinden aus ihrer umfassenden Sammlung. - Gemeinde Emmen

Erinnern Sie sich an den Wettbewerb der Oberstufe Emmen, aus welchem das Ämmali entstanden ist?

Alle Schüler hatten den Auftrag ein eigenes Ämmali zu kreieren – klassenweise entschied man sich für ein Vorgehen. In meiner Klasse haben die meisten eine Puppe mitgebracht und diese in ein Ämmali verwandelt. Ich begab mich bei uns zu Hause auf den Estrich, wo ich zufällig einen Gipskopf fand. Dazu habe ich aus Draht einen Körper fürs Ämmali kreiert. Ein altes Stück Stoff zerschnitt ich, um daraus das Ämmali-Kleid zu fertigen. Putzfäden wurden zu Haaren. Inspiriert haben mich die damaligen, einfachen Fasnachtsfiguren. Ich habe wie die Menschen damals, aus dem etwas kreiert, was ich hatte. Ausserdem wollte ich mit dem Erscheinungsbild des Ämmalis die Wildheit dieser Gestalt betonen, stammt sie doch aus dem Wald.

Warum eine Hexe?

Im Galgenwald, da wo Emme und Reuss zusammentreffen, wurden im 17./18. Jahrhundert tatsächlich Verbrecher und Menschen, die der Hexerei bezichtigt wurden, gehängt. Das Ämmali ist aber vielmehr eine Fantasiefigur, die man explizit für die Wiederbelebung der Emmer Fasnacht geschaffen hat.

Ich durfte damals bereits bei den Fasnachtsvorbereitungen mitwirken. Mit dem zweit- und drittprämierten Schüler durfte ich beim Bauen des «richtigen» Ämmalis die Fasnächtler unterstützen. Das fertige Ämmali haben wir am Umzug mitgezogen und auf dem Krauerschulhausplatz verbrannt. Das war sehr eindrücklich. Denn man kannte damals noch keine so spektakulären Fasnachten – die Emmer Fasnacht hat also mit einem Paukenschlag begonnen. Es waren sehr viele Leute anwesend. Das Ämmali kam gut an, die Leute hatten Freude – es gab viele positive Reaktionen. Ich wurde sogar persönlich angesprochen, da meine Prämierung in der «Heimat» abgedruckt worden war. Heute gehört das Ämmali zur Emmer Fasnacht dazu, es ist gewissermassen ihre Gallionsfigur – das macht mich schon ein bisschen stolz. Ich wohne zwar nicht mehr in Emmen, war aber schon viele Male am Emmer Umzug –und Emmen wird immer ein Teil von mir sein.

Ich bin seit Jahren aktive Fasnächtlerin in Malters. Ich bin Teil einer 19-köpfigen, 15-jährigen Fasnachtsgruppe namens «Mausohr», die aus Fasnächtlern mittleren Alters besteht. Wir machen jeweils am Umzug in Malters mit und behandeln mit unserem Sujet stets lokale Themen. Manchmal haben wir auch einen oder mehrere Wägen – je nach Fasnachtsthema.

Ja, das ist bei uns Ehrensache. Kreativität muss immer Platz haben, sonst wäre ich gar nicht dabei. Die Freude am kreativen Prozess ist mir bis heute geblieben. Jeder fertigt in der Regel seinen eigenen «Grind» und das eigene Kostüm an. Meist treffen wir uns bei einem Gruppenmitglied im Bastelraum bei einem Glas Wein. Dann wird an einigen Abenden und Samstagen eifrig gebastelt, viel gelacht und angeregt diskutiert.

Wie entsteht ein solcher «Fasnachts-Grind»?

Man beginnt mit einem Drahtgestell. Dann geht’s ans Kleistern – mit Zeitungspapier und Fischkleister wird das Drahtgestell ummantelt. Ist man fertig damit, muss man alles trocknen lassen und so kommt Schicht um Schicht dazu. Ein langwieriger Prozess. Aber es ist schön zu sehen, wie so ein «Grind» nach und nach Gestalt annimmt. Schliesslich bemalt man ihn, bringt Details an und lackiert ihn schliesslich. Wir haben auch nicht jede Fasnacht einen «Grind», manchmal schminken wir auch einfach unsere Gesichter. Doch unsere Kostüme machen wir immer selber.

Meist treffen wir uns im November zum ersten Mal für die Fasnachtsvorbereitungen. Zuerst herrscht meist eine gähnende Leere, was Sujetideen anbelangt. In Malters passiert durchs Jahr hindurch in der Regel nicht allzu viel. Meist hat jemand urplötzlich eine Idee und dann springt der Funke über und es sprudeln plötzlich zahlreiche Ideen. Wir haben als Gruppe das Glück, dass wir vielfältige Talente vereinen – so haben wir jemanden der viel vom Bauen und Konstruieren versteht, ein anderer kennt sich mit Technik aus und wieder andere sind enorm kreativ. Persönlich lasse ich mich unter anderem von der Luzerner Fasnacht inspirieren. Gerade das «Gässle» finde ich irrsinnig schön – es gibt so viele kleine Fasnachtsformationen, die enorm gelungen sind und ein grosses kreatives Potenzial aufweisen. Ich freue mich schon auf die kommende Fasnachtszeit!

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