Wie wird ein Kind nach einem sexuellem Übergriff betreut?
In Allschwil BL wurde ein Kita-Leiter verhaftet, der sich an mehreren Kindern vergangen haben soll. Ein Psychologe erzählt, wie solche Kinder betreut werden.
Das Wichtigste in Kürze
- Immer wieder kommt es in Kitas oder Schulen zu sexuellen Übergriffen.
- Für die betroffenen Kinder kann ein solches Erlebnis traumatisch sein.
- Ein Kinder- und Jugendpsychologe erklärt, wie die Betreuung in solch einem Fall verläuft.
Am Donnerstag wurde der Leiter (35) einer Kita in Allschwil BL verhaftet. Mittlerweile sitzt er in U-Haft. Er soll sich an mindestens einem Kind sexuell vergangen haben. Der Mann wurde erwischt, wie er bei einem Kind «die Grenze überschritten» haben soll.
Er wurde fristlos entlassen. Es besteht zudem der Verdacht, dass der Kita-Leiter auch Übergriffe auf zwei weitere Kinder verübt haben soll.
Doch das ist längst nicht der einzige Fall. Immer wieder kommt es in Schulen oder Kindertagesstätten zu ähnlichen Vorfällen. Gemäss Kita in Allschwil werden die Mitarbeiter durch eine pädagogische Fachberaterin und Notfallpsychologen unterstützt.
Doch was passiert mit den betroffenen Kindern? Kinder- und Jugendpsychologen Allan Guggenbühl erklärt, wie die Betreuung jeweils abläuft und wie der Schaden für das Kind so gering wie möglich gehalten werden kann.
Guggenbühl: « Wir werden jeweils von einer Betreuungsperson oder einem Elternteil kontaktiert.» Es gehe in einem ersten Schritt vor allem darum, das Vorgefallene einzuschätzen und abzuschätzen, was von den Erzählungen des Kindes Realität ist, und was vielleicht schon Fantasie.
«Nicht problematisieren und Normalität beibehalten»
In der Therapie gehe es dann darum, «mögliche negative Auswirkungen zu verhindern». Der Therapeut müsse schauen, «dass sich das Erlebte nicht auf das Selbstwertgefühl, das Vertrauen gegenüber anderen oder aber das eigene Körpergefühl des Kindes auswirkt», so Guggenbühl.
Wichtig sei es, das Geschehene aufzuarbeiten. «Aber auch hier kann nicht ein genereller Schluss gezogen werden: Einige Kinder vergessen lieber und kommen damit gut klar.»
Auch das Verhalten des Umfelds und vor allem der Familie sei danach entscheidend. «Die Familie darf den Vorfall nicht zu sehr problematisieren, sondern weiter das Selbstvertrauen des Kindes stärken – die Normalität beibehalten.»