Wilde Stimmung an der «Mad Heidi»-Premiere

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Zürich,

Nach fünfjähriger Wartezeit feierte «Mad Heidi» am Freitagabend am Zurich Film Festival Premiere. Der hauptsächlich durch Crowdfunding finanzierte Horrorfilm konnte die hohen Erwartungen des Publikums erfüllen.

Wilde Schweizer Premiere am 18. Zurich Film Festival: «Mad Heidi» (gespielt von der britischen Schauspielerin Alice Lucy) hat das Publikum am Freitagabend nicht enttäuscht.
Wilde Schweizer Premiere am 18. Zurich Film Festival: «Mad Heidi» (gespielt von der britischen Schauspielerin Alice Lucy) hat das Publikum am Freitagabend nicht enttäuscht. - sda - Keystone/MICHAEL BUHOLZER

Im Film ist es Max Rüdlinger als böser Kommandant Knorr, der sich ein Schweizerfähnli schnappt, es in seine Armbrust spannt und auf seine Widersacherin Heidi zielt – in der Hoffnung, Blut zu sehen.

In der Realität waren es die Erwartungen an «Mad Heidi» selbst, die zu jener Anspannung beitrugen, die sich anlässlich der Schweizer Premiere vor dem Kongresshaus Zürich einstellte.

Die Erwartung, Blut zu sehen, gab es da zwar auch, aber für einen Festivalanlass, der eine festliche Abendgarderobe verlangt, war die Stimmung dann doch fast unschweizerisch fröhlich. Unter den Jacketts sah man statt edel-weisse Hemden eher düstere oder blutige Schriftzüge hervorblitzen. Der Grüne Teppich wurde von faschistisch anmutenden Soldaten flankiert.

«Mad Heidi» ist definitiv kein normaler Schweizer Film – weder was seinen Inhalt, seine Entstehungsgeschichte noch seine Auswertungsstrategie betrifft. Im wohl ersten Werk, das unter dem Genrenamen «Swissploitation» läuft, kann es sich Heidi (Alice Lucy) nicht einfach zusammen mit «Goat Peter» (Kel Matsena) gemütlich auf der Alp einrichten, sondern muss sich gegen einen faschistischen Käse-Diktator namens Meili (Casper van Dien) zur Wehr setzen.

Dieser will das Land brutal von allen laktoseintolarenten Menschen befreien, um dann in einem zweiten Schritt die Weltherrschaft anzustreben – und zwar mit Hilfe eines Ultra-Käses, der die Menschen zu Zombiesoldaten macht. Oder so ähnlich, denn Plausibilität ist hier definitiv kein entscheidender Faktor. Es zählt einzig und allein der Spass.

Zumindest an der Premiere ging die Milchbüchleinrechnung auf: «Die Stimmung war extrem cool. Für die sonst eher verhaltene Schweiz eigentlich sogar recht wild», freuten sich die Regisseure Johannes Hartmann und Sandro Klopfstein am Tag darauf.

Weil man über fünf Jahre auf diesen Film habe warten müssen und sich in dieser Zeit die unterschiedlichsten Erwartungen aufgebaut hätten, seien sie natürlich schon ein wenig nervös gewesen, dass der Film auch einige enttäuschen könnte. «Aber selbst jene, bei denen wir das Gefühl hatten, dass sie den Film vielleicht nicht so lässig finden würden, hatten nach der Vorführung ein breites Lachen im Gesicht.»

Und das sei eigentlich auch ihr Hauptziel: «dass die Leute zufrieden aus der Vorstellung laufen und noch ein T-Shirt und eine BluRay kaufen.» Letzteres kommt nicht von ungefähr, denn der finanzielle Aspekt ist bei «Mad Heidi» zentral. Die zwei Millionen, die der Film kostete, gab es nicht etwa von der Schweizer Filmförderung, sondern von insgesamt 538 privaten Unterstützerinnen und Unterstützern aus 19 Ländern.

Crowdfunding, aber mit der Erwartung, dass sich der Einsatz für die Investoren lohnt: «Wenn es uns gelingt, auf diese Weise einen Film zu finanzieren, und wenn der Film dann so gut ist, dass er Gewinn abwirft, vertrauen uns die Leute, und wir können einen weiteren Film machen», sagte Produzent Valentin Greutert zu Keystone-SDA.

«Wir wollen ein nachhaltiges Modell.» Ausserdem wolle man anderen Filmemachenden zeigen, dass es in der Schweiz, wo vieles von den Bedingungen der öffentlichen Filmförderung abhängig sei, möglich sei, auf diese Weise auch verrückte Genreprojekte wie «Mad Heidi» zu realisieren.

Am 24. November kommt der Film in der ganzen Schweiz in die Kinos, ab dem 8. Dezember wird er exklusiv auf madheidi.com zu sehen sein. Die «Mad Heidi»-Macher sprechen explizit ein internationales Publikum an, und der Film wurde fast ausschliesslich auf Englisch gedreht. «Film ist ja etwas internationales, und unsere Heidi ist für die ganze Welt», so die Regisseure.

Gleichzeitig sei «Mad Heidi» mit seinen (überraschend sparsam eingesetzten) Splattereffekten und seinem besonderen Humor natürlich «kein Film für alle». Das mag zutreffen, doch soll an dieser Stelle auch gesagt sein, dass der Enthusiasmus und auch die Kompetenz seiner Macher «dass der Enthusiasmus und auch die Kompetenz seiner Macher »Mad Heidi« in jeder noch so verrückten Einstellung anzumerken sind. Das spitzige Schweizerfähnli bohrt sich seinen Weg tatsächlich direkt ins Herz.

* Dieser Text von Dominic Schmid, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung realisiert.

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