Wilderei verantwortlich für wenig Luchse im Wallis

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Bern,

Wilderei scheint der Grund für die wenigen Luchse im Wallis zu sein. Ein Forschungsteam hat Beweise dafür entdeckt: ein Netz von illegalen Luchs-Fallen.

Ein von der Fotofalle im Wallis erwischter Luchs.
Ein von der Fotofalle im Wallis erwischter Luchs. - sda - Stéphane Mettaz

Das Wichtigste in Kürze

  • Die tiefe Population von Luchsen im Wallis ist auf Wilderei zurückzuführen.
  • Dies berichteten Experten von der Universität Bern in einer Studie.
  • Nun soll die illegale Jagd stärker verfolgt werden.

Das Netz der 17 Schlingenfallen fanden sie in den Bergen am Rhoneknie. Es bezeichnet den Einwanderungskorridor des Luchses, der das Wallis mit den Voralpen verbindet.

Einige Fallen waren betriebsbereit

«Einige Fallen waren zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung im Jahr 2015 inaktiv, andere aber betriebsbereit.» So liess sich Raphaël Arlettaz von der Universität Bern in einer Mitteilung der Hochschule zitieren.

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Ein junger Luchs im Zoo in Servion VS. (Archivbild) - Keystone

Er ist Erstautor der Studie, von der verschiedene Medien im vergangenen Jahr berichtet hatten. Sie wurde von unabhängigen Experten begutachtet und im Fachmagazin «Frontiers in Conservation Science» publiziert.

Population im Rhonetal gering

In den Voralpen entwickelt sich die Luchspopulation seit der Wiederansiedlung vor rund vierzig Jahren gut. Im Vergleich dazu ist sie im Rhonetal um rund achtzig Prozent geringer. Dies konnte das Team mit Fotofallen und Spuren im Schnee feststellen.

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Der Luchs starb im 19. Jahrhundert in der Schweiz aus. - Keystone

Die Forschenden untersuchten, ob der tiefe ermittelte Bestand aus der Dichte oder Positionierung des Fotofallen-Netzwerks resultieren könnte. Oder ob es zu wenig Beute für den Luchs im Wallis gibt. Diese Hypothesen konnten sie in der Studie allerdings entkräften, womit einzig die nicht widerlegbare Wilderei-Hypothese übrig blieb.

Erster Fall von Wilderei im Jahr 1995

In ihrer Studie dokumentieren die Forschenden einen Fall von Luchs-Wilderei, für den es 1995 einen ersten Hinweis gab. Damals tauchte ein Foto eines Jägers in den Medien auf, der mit einem Gewehr hinter zwei toten Luchsen kniete.

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Drei Luchs-Babys schauen sich verschlafen um. - Keystone

«Die Kopfposition der Luchse deutet stark darauf hin, dass sie durch Halsschlingen getötet wurden.» Dies sagte Arlettaz im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Das Gericht akzeptierte jedoch die Behauptung des Jägers, er habe die Luchse tot gefunden - und sprach ihn frei.

Wanderer entdeckt Luchsfalle

Im Jahr 2005 trat ein Wanderer mit seinem Fuss in eine Luchsfalle. Er erstatte Anzeige gegen Unbekannt bei der örtlichen Polizei. Und wurde von einem kantonalen Wildhüter begleitet, um die Falle zu fotografieren.

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Die Luchs-Dame Desari im Tierpark Goldau. - Medienmitteilung Tierpark Goldau

Die Ermittlungen wurden allerdings bald darauf eingestellt. Die Falle wurde zwar demontiert, nur wenige Monate später fand der Wanderer sie jedoch wieder installiert vor. Dies meldete er wiederum demselben, noch heute tätigen Wildhüter. Ohne Folgen.

Beweise für Luchsfallen fehlen

Acht Jahre später machte der Jäger Schlagzeilen, als er bekannt gab, bereits zehn Luchse mit Fallen erlegt zu haben. Auch damals liefen die Ermittlungen ins Leere, weil die Polizei keine Beweise für die Existenz der Luchsfallen finden konnte.

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Schweizer Expat in Deutschland: Ein Luchs aus dem Kanton Waadt wird im Pfälzerwald freigelassen. Bild: Cornelia Arens - Community

Es dauerte bis ins Jahr 2015, als Arlettaz und sein Team das Netz der 17 Schlingenfallsysteme fanden. Sie trugen die Beweise direkt zur Staatsanwaltschaft des Kanton Wallis. Weil sich darin DNA-Spuren des Jägers finden liessen, verurteilte das Gericht den geständigen Täter sechs Monate später.

Verurteilung nach 20 Jahren

Dass es bei diesem Fall von Wilderei erst zwanzig Jahre nach dem ersten Hinweis zu einer Verurteilung kam: «Stellt das Engagement der lokalen Behörden infrage, diesen Fall von Wildtierkriminalität anzugehen.» Dies schreiben die Autoren in ihrer Studie.

Der Wilderer habe sich durch das Nichtstun der Wildhüter, lokalen Polizei und lokalen Justiz wohl in Sicherheit gewogen. Er habe sich ermutigt gefühlt, seine Aktivitäten fortzusetzen.

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Luchse sind in der Schweiz streng geschützt (Symbolbild). - Keystone

«Unsere Rekonstruktion zeigt klar, dass diese Wilderei schon viel früher hätte gestoppt werden können.» Dies sagte Arlettaz. Die Forschenden schlagen vor, dass die Behörden Ermittlungen zu Wilderei auf der höchstmöglichen Ebene durchführen. Oder eine zentrale Polizeistelle einrichten sollten, um Absprachen zu verhindern und die illegale Jagd effektiv zu bekämpfen.

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