Stadt Zürich

Winterhur: Assistenz-Ärzte erkämpfen sich kürzere Arbeitszeiten

Marie Augustin
Marie Augustin

Zürich,

Bis zu 80 Stunden pro Woche arbeiten Angestellte im Assistenzarzt-Bereich. Ab Januar sollen diese an der IPW nur noch 46 Wochenstunden leisten müssen.

Kaiserschnitt
Ärzte bei der Arbeit (Symbolbild). - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Assistenzärzte arbeiten durchschnittlich 56 Stunden pro Woche.
  • Der VSAO führt Gespräche mit Spitälern zur Senkung der Arbeitszeit.
  • In der IPW sollen ab Januar nur noch 46 Wochenstunden gearbeitet werden.

Statt einer 40-Stunden-Woche müssen Assistenzärzte das bis zu Doppelte der regulären Arbeitszeit ableisten. Wie ein ehemaliger Angestellter des Kantonsspitals Winterthur äusserte, seien «sechzig, siebzig, auch mal achtzig Stunden pro Woche» keine Seltenheit.

Zwar seien im Gesamtarbeitsvertrag (GAV) 50 Wochenstunden an Arbeitszeit für Zürcher Assistenzärzte und -ärztinnen festgelegt. Eingehalten würde diese Obergrenze jedoch nicht, wie ein Assistenzarzt bestätigt.

Ärzteverband verhandelt mit mehreren Spitälern

Wie der «Landbote» berichtet, reagierte der kantonale Verband der Zürcher Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO) mit Aufkündigung des GAV. Seit 2022 führt der Verband Unterredungen mit dem Kantonsspital Winterthur (KSW) und der Integrierten Psychiatrie Winterthur-Zürcher Unterland (IPW). Auch mit dem Universitätsspital Zürich (USZ) und der der Psychiatrischen Universitätsklinik (PUK) laufen Verhandlungen bezüglich neuer Rahmenbedingungen.

Ein erster Entscheid ist jetzt für die IPW gefallen: Dort sollen die Assistenzärzte ab Januar 2023 nur noch 46 Arbeitsstunden pro Woche leisten müssen. Darin enthalten sind vier wöchentliche Stunden zur Weiterbildung.

Resultate innerhalb des kommenden Halbjahres

Auch wenn sich die Umsetzung in der Realität schwierig gestalte, sei die Vereinbarung ein guter Start in die richtige Richtung. Die durchschnittliche reelle Arbeitszeit von 56 Stunden pro Woche sei «ein Dauerthema, das uns weiter beschäftigen wird», meint Dominique Iseppi. Die VSAO-Sprecherin ist jedoch «zuversichtlich, dass wir in den nächsten sechs Monaten Resultate haben.»

Laut KSW-Sprecher Thomas Meier befürwortet das Kantonsspital ebenfalls eine Senkung der Arbeitszeiten. «Das Ausmass und die Umsetzung sind aber zurzeit noch offen», lässt Meier verlauten. Für die Angestellten ändere sich bis dahin nichts. Diese könnten sich jedoch melden, sollten arbeitsrechtliche Bestimmungen nicht eingehalten werden.

PUK setzt Reduzierung bereits gebietsweise um

Auch das USZ ist sich «bewusst, dass sich die Erwartungen an die Arbeitsbedingungen verändert haben.» So heisst es dort, dass man dem Umstand Rechnung tragen wolle. Wie genau, gibt das Spital allerdings nicht kund.

Die PUK hingegen verweist auf ihre Kinder- und Jugendpsychiatrie: Dort werde bereits seit längerem an einer 45-Stunden-Woche festgehalten. «Da wir das harmonisieren wollen, sind die Gespräche mit dem VSAO auf gutem Weg», meint Sprecher Marc Stutz.

VSAO und IPW hoffen auf einen neuen GAV mit besseren Arbeitszeiten bis zum Sommer. Der vorab zitierte Assistenzarzt beschreibt die bisherige Situation: «Man muss sich selbst vernachlässigen. Gesund ist das nicht.»

Kommentare

User #4760 (nicht angemeldet)

wenn ich mir vorstelle, dass mich so ein Assistenzarzt operiert wird mir ganz komisch. Irgendwie müssen sie es ja lernen aber bitte nicht bei mir. Wie kann man sich dagegen schützen ausser, dass man Privatpatient ist. Da ist man doch ein lebendes Übungsobjekt. OP als Lotteriespiel.

User #3676 (nicht angemeldet)

Viele Assistenzärzte sind ungenügend auf richtige Arbeit vorbereitet. Nach dem Studium gilt es richtiges Geld zu verdienen in einem meist auf Effizienz und Ressourcen-Schonend getrimmten Betrieb. Die Administration ist aufwändig, die Effizienz tief. Wenn die Ärzte weniger arbeiten sollen, müssen mehr ausgebildet und angestellt werden. D.h. die Krankenkassen werden teurer, oder Die Patienten bekommen vllt. Nicht das beste und teuerste Medikament sondern das zweitbeste...

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