«Wir spenden Kindern in Not ein Zuhause»
Eins von zehn Kindern ist auf sich allein gestellt und braucht dringend Betreuung. SOS-Kinderdorf bietet Kindern und Familien in Not Hilfe zur Selbsthilfe.
Der Vorarlberger Hermann Gmeiner verlor bereits in früher Kindheit seine Mutter. Aufgewachsen in der Obhut seiner Schwester, entwickelte der junge Medizinstudent in den Wirren der Nachkriegszeit Mitgefühl für die unzähligen Kriegswaisen. Mit der Vision, dass jedes Kind das Recht auf eine Familie hat, gründete er 1949 in Österreich das erste SOS-Kinderdorf.
Ein liebevolles Zuhause
Kriege, Katastrophen und Armut führen auch heute dazu, dass Familien auseinanderbrechen. «Weltweit ist eins von zehn Kindern auf sich allein gestellt», erklärt Alain Kappeler, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf Schweiz.
«Mit Nothilfe, Weiterbildung und Einkommensförderung unterstützen wir in über 135 Ländern, Familien in Notsituationen damit sie zusammenbleiben können. Kinder, die bereits die elterliche Fürsorge verloren haben, erhalten in 541 SOS-Kinderdörfern weltweit eine SOS-Familie und ein liebevolles Zuhause.»
Eine SOS-Mutter übernimmt dabei stellvertretend die Aufgabe der leiblichen Eltern und wird zur festen Bezugsperson, für die ihr anvertrauten Kinder. Die Kinder wachsen in einer Dorfgemeinschaft auf und lernen sich aktiv einzubringen. Durchschnittlich werden sie 17 Jahre lang begleitet bis sie ein selbstbestimmtes und sozial integriertes Leben führen können.
Den Schwächsten der Gesellschaft eine Stimme geben
Kinder – insbesondere Kinder ohne Eltern – sind die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft. Sie können sich oft nicht selbst äussern und werden leicht übersehen. «Seit über 30 Jahren gibt es Kinderrechte, doch diese werden immer wieder verletzt. Noch immer gehen beispielsweise rund 152 Millionen Kinder weltweit zur Arbeit anstatt in die Schule», weiss Kappeler.
«Ihr Recht auf Bildung wird ihnen verwehrt.» SOS-Kinderdorf setzt sich deshalb für die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention ein, fördert Bildungs- und Betreuungsangebote und gibt Kindern eine Stimme. Wie genau das funktioniert, hat Kappeler bei einem Projektbesuch in Nepal hautnah erlebt.
«Diese Kinder zu sehen, hat mich stark bewegt»
Im SOS-Kinderclub in Nepal werden die Kinder über ihre Rechte informiert und bestärkt, diese in ihrem Alltag einzufordern. «Meine zwei Kinder sind etwa im gleichen Alter wie die Kinder und Jugendlichen, die ich da getroffen habe. Ihre Lebenswelten könnten nicht unterschiedlicher sein», so Kappeler über diese wertvolle Erfahrung.
Die Kinder in Nepal sind oft mit Kinderehen, Kinderarbeit, Alkoholmissbrauch und Gewalt in der Familie konfrontiert. Im Kinderclub lernen sie darüber zu sprechen, sich gegenseitig zu unterstützen und sich zu wehren. Mit von ihnen inszenierten Theaterstücken über die schwerwiegenden Folgen erhalten sie die Möglichkeit, die ganze Gemeinde zu sensibilisieren. «Diese Kinder in Aktion zu erleben, hat mich stark bewegt», erzählt Kappeler.
Pro Spendenfranken fliessen 80 Rappen in die Projekte
«Unser Ziel ist es, möglichst vielen Kindern zu ihren Rechten und einem liebevollen Zuhause zu verhelfen. Deshalb arbeiten wir auch daran, unseren Administrationsaufwand zu reduzieren. Zukünftig soll noch mehr Geld direkt für Kinder in Not eingesetzt werden», betont der Geschäftsführer des Kinderhilfswerks. Im Durchschnitt fliessen bei SOS-Kinderdorf bereits heute mindestens 80 Rappen von jedem Spendenfranken direkt in die Projektarbeit.
Über die Person:
Seit Januar 2018 ist Alain Kappeler, Geschäftsführer der Stiftung SOS-Kinderdorf Schweiz. Er ist 50 Jahre alt und lebt mit seiner Ehefrau und seinen beiden Kindern in der Nähe von Bern. Zu seinen Hobbies gehört das Skifahren, Wandern und Golf spielen.