Wird Berner Wifag-Areal mit Premier League Geld finanziert?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Mali International AG will das Wifag Areal umbauen.
- Besitzerin ist Katharina Liebherr, die damit ein Herzensprojekt ihres verstorbenen Vaters weiterführt.
- Das Geld stammt unter anderem aus dem Verkauf des englischen Premier League Clubs FC Southhampton.
Das Berner Wifag Areal soll zu neuem Leben erwachen (Nau berichtete). Es ist bereits der zweite Anlauf, der alten Baumaschinenfabrik im Nordquartier neuen Putz zu verpassen. Diesmal scheint er zu gelingen.
Und woher kommt das Geld? Aus der englischen Premier League.
«Saints» für Bern
Genauer: Von den «Heiligen» – den «Saints», wie die Anhänger des Southampton Football Club auch genannt werden.
Um zu verstehen, wie das Geld von der Südküste Englands ins Berner Nordquartier gelangte, müssen wir allerdings zwei Seiten zurückblättern
Der Anfang
Da ist Hans Liebherr, geboren 1915. Der Erste Weltkrieg nimmt ihm seinen Vater. Der Zweite schafft eine einmalige Chance: Liebherr, als deutscher Soldat selber an der russischen Front, findet sich nach dem Krieg in einem zerstörten Land wieder.
Statt zu jammern, entwirft er den ersten Turmdrehkran der Welt. Liebherrs Kran hilft, aus dem alten Deutschland ein neues zu bauen – und aus der kleinen Maschinenwerkstatt ein internationales, millionenschweres Baumaschinenimperium.
Traktoren und ein Fussballclub
In den Achzigern zieht Liebherr mit Kind, Kegel, Firmenhauptsitz und Steuerbüchlein in die Schweiz. Nach seinem Tod übernehmen drei seiner fünf Kinder die Liebherr-International AG.
Sohn Markus, ebenfalls als Tüftler bekannt, gründet seinerseits – und wieder in Deutschland – die Mali International AG. Er will mit Hochleistungstraktoren die Äcker Europas umgraben.
2009: Die «Saints» sind eben in die drittbeste Liga abgestiegen. Die Strukturen sind marode, der Club pleite, als Markus Liebherr, Baumaschinenerbe und Traktorenbauer beschliesst, ihn für 18 Millionen zu kaufen und wieder flott zu machen. Das Vorhaben gelingt.
2010: Auch die Berner Maschinenbaufabrik Wifag ist marode und pleite. Auch hier fegt Markus Liebherr, mittlerweile 62, ethusiastisch durch die Räume. Er will kaufen, erweitern und erhalten. Doch drei Wochen später ist er tot. Herzinfarkt.
Katharinas Zeit beginnt
2011: Markus Liebherr war fieberhafter Fussballfans und ehrgeiziger Tüftler: Die «Saints» und die Wifag – es sind Herzensprojekte. Beide gehen nach dem plötzlichen Tod des Doyen an Tochter Katharina über. In der Wifag werden Kündigungen verteilt und die Produktion eingestellt.
Fussballfans glauben, ohne den Vater werde auch der Club eingehen. Doch um die «Saints» kümmert Katharina Liebherr sich als erstes: Sie holt den ehemaligen Trainer der Schweizer Eishockey-Nationalmannschaft, Ralph Krueger, in die Clubführung. Ein Raunen geht durch die Premier League.
Geschäftsführer und Besitzerin können ihre Anliegen über den Gartenhag klären: Beide wohnen im Schwyzer Steuerparadies Wollerau.
Verkauf und Neubeginn
2017: Die Gerüchteküche brodelt. Weil Vater Markus die «Saints» als Privatmann gekauft habe, bedränge der deutsche Fiskus nun die Schweizer Tochter. Das Wort «Verkauf» geistert durch die Tribünen der Permier League.
Dann wird aus den Gerüchten Realität: Katharina Lieberherr verkauft 80 Prozent ihrer Anteile am FC Southampton. Laut «Bilanz» verdient sie damit um die 210 Millionen Pfund und verfügt 2017 über ein Vermögen von 375 Millionen Franken. Investiert wird wohl zumindest ein Teil davon in die Umgestaltung des Berner Wifag Areals.
Während das zweite Herzensprojekt des Vaters Form gewinnt, liegt Katharina Liebherr selber im Krankenhaus.