Wird die Schweiz jetzt von Touri-Gruppen überrannt?
Nach den Corona-Lockerungen in China werden bald wieder mehr chinesische Touristen in die Schweiz kommen. Die Klima-Debatte könnte den Aufschwung aber bremsen.
Das Wichtigste in Kürze
- Nach den Massnahmen-Lockerungen wollen wieder mehr Chinesen ins Ausland reisen.
- Zunächst werden aber eher Einzelpersonen und kleine Gruppen in die Schweiz kommen.
- Ob bald wieder Riesen-Gruppen nach Luzern reisen, hängt auch von der Klima-Debatte ab.
Nachdem China seine Quarantänebestimmungen bei der Rückkehr aus dem Ausland aufgehoben hat, wollen wieder mehr Chinesen reisen. Heisst das, dass auch Luzern, Interlaken und das Jungfraujoch bald wieder von Riesen-Reisegruppen überrannt werden?
«Die Reisemotive sind unverändert, die Attraktion der Schweiz besteht weiterhin», erklärt Tourismus-Experte Jürg Stettler. Den Nachholbedarf beim Reisen, den nach Corona viele Menschen haben, werde es auch in China geben.
Experte: Zunächst noch keine Riesen-Gruppen
Dennoch werden zunächst wohl eher einzelne Reisende aus China die Schweiz besuchen, so Stettler. «Und dann eher kleinere Gruppen».
Denn man müsse bedenken, dass die strengen Corona-Regeln vielen Chinesen wirtschaftlich sehr geschadet hätten. «Reisen in kleineren Gruppen ist teurer, das können sich derzeit nur wenige leisten», erklärt Stettler.
Zudem seien die Angebote der grossen Tour-Organisatoren noch nicht wieder eingespielt. Auch haben beispielsweise viele Fluglinien wegen Corona die Anzahl der Maschinen reduziert – diese fehlen jetzt. «Aber die Strukturen bestehen noch», meint Stettler.
Plötzlich geht es schneller als gedacht
So sei es möglich, dass es plötzlich schneller gehe als gedacht, bis wieder grosse Gruppen in die Schweiz kommen. Wie schnell, hänge von Faktoren wie der Energiekrise, Inflation oder einer möglichen Eskalation in der Taiwan-Krise ab.
So oder so, die Schweizer Tourismus-Branche profitiert. «Es gibt ein grosses Aber», meint Stettler jedoch. So könnte nach Corona vor allem die Klima-Debatte die Erholung bremsen. «Es wird in verschiedenen Städten und auch national diskutiert, wie gross der Anteil am Fernmarkt sein darf.»
Und: «Immer mehr grosse Unternehmen ergreifen Massnahmen zur Klimaneutralität bis 2030 oder 2050», so Stettler. «Dem wird sich auch die Tourismus-Branche nicht entziehen können.»
Es sei nur eine Frage der Zeit, bis es an Hotspots durch Touristen-Ansturm Probleme geben werde. «Nicht nur wegen der Chinesen», sagt Stettler. «Auch durch US-Amerikaner, Inder und Araber, die wieder vermehrt zu uns kommen werden.»
Stettler ist überzeugt: «Je schneller das geht, umso eher wird die Bevölkerung etwas dagegen tun, zum Beispiel durch die Politik.» Somit könnte also nach Corona nun bald die Klima-Debatte den Tourismus bremsen.