Wolf: Müssen Berg-Touristen jetzt Angst haben?
Kaum ein Thema wird in der Schweiz so hitzig diskutiert wie der Wolf. Immer wieder reisst er Nutztiere, doch für Menschen besteht so gut wie keine Gefahr.
Das Wichtigste in Kürze
- Wölfe greifen gerade in Bergregionen immer wieder Nutztiere an.
- Experten entwarnen: Die Gefahr für Personen in den betroffenen Gebieten ist klein.
- Bauern fordern dennoch bereits Massnahmen.
Das Thema Wolf polarisiert. Zuletzt machte ein Fall im Kanton St. Gallen Schlagzeilen, wo ein Raubtier ein Rind gerissen hat.
Und es ist nicht der erste Fall: Auch in anderen Kantonen töten Wölfe immer wieder Rinder. Müssen sich nun auch die Menschen vor dem Wolf fürchten?
Nein, sagt Manuela von Arx von der Stiftung KORA, die sich mit Raubtierökologie und Wildtiermanagement befasst. «Die Gefahr für Menschen ist deshalb nicht grösser, sondern bleibt nach wie vor äusserst gering», sagt sie zu Nau.ch.
Auf ihrer Webseite schreibt die Organisation: «Von einem gesunden wildlebenden Wolf geht in der Regel keine Gefahr aus.» Wölfe würden normalerweise der Begegnung mit Menschen ausweichen.
Bauernverband will handeln, bevor «etwas passiert»
Der Schweizerische Bauernverband wiederum will nicht darüber spekulieren, wie gefährlich der Wolf nun für die Menschen ist. Sprecherin Sandra Helfenstein sagt: «Es wäre aber tragisch, wenn zuerst etwas passieren muss, bevor man handelt.»
Man solle deshalb jetzt aktiv werden, so Helfenstein. Dies «vor allem gegen schadenstiftende Tiere und solche, welche die natürliche Scheu vor dem Menschen verloren haben.»
Angriffe von Wölfen auf Menschen kommen äusserst selten vor. Laut einer Studie sind zwischen 2002 und 2020 in Europa lediglich acht Fälle bekannt. Keiner davon endete tödlich.
Erst im Juli soll ein Wolf jedoch einen Menschen im Kanton Graubünden verfolgt und angeknurrt haben. Italienische Medien berichteten zudem über eine Touristin, die Anfang August in den Abruzzen vermutlich von einem Wolf gebissen wurde.
Wolf kann sich an Menschen gewöhnen
Auch Selina Droz, Geschäftsführerin des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands (SAV), betont: «Allgemein kann man sagen, dass Wölfe sehr scheu sind und sich dem Menschen in der Regel nicht annähern.»
Aber: Wölfe seien anpassungsfähig. So können die Tiere sich an Menschennähe gewöhnen, wenn sie etwa in Siedlungsnähe regelmässig Futter finden.
«Dies ist eindeutig unerwünscht», so Droz. «Tiere mit Fehlverhalten müssten natürlich selbstverständlich entnommen werden.»