Wolfgang Laibs Meer aus Reis im Bündner Kunstmuseum
Der renommierte deutsche Künstler Wolfgang Laib hat im Bündner Kunstmuseum ein Meer aus 25'000 Reisbergen aufgebaut. An den Seiten der raumfüllenden Installation stellt er ein Eucharistiekästchen aus dem 8. Jahrhundert einem während 40 Jahren gesammelten Blütenstaubberg gegenüber. Dabei geht es ihm ums «grosse Ganze».
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ausstellung sei ein Bekenntnis dafür, dass kulturelles Schaffen Menschen zu einem tiefen Verständnis führe, sagte der Kurator Damian Jurt am Donnerstag vor den Medien in Chur.
Laib stelle sich bei seiner Kunst immer die grossen Fragen des Lebens und dem, was danach passiert.
So liess der anwesende 72-jährige Wolfgang Laib im anschliessenden Gespräch mit den Medien seine Ansprüche an die Kunst durchblicken. «Ich habe sechs Jahre lang Medizin studiert, ich mache keine Wohnzimmerdekoration», sagte er. Als Arzt habe er die Welt verändern wollen, diesen Anspruch habe er als Kunstschaffender immer noch.
Dabei geht es ihm um intensive und komplexe Kunst. Dafür brauche es wenig, wie im aktuellen Beispiel in Chur. 25'000 Reisberge, ein Eucharistiekästchen aus dem Churer Domschatzmuseum, ein Pollenberg und ein buddhistisches Gedicht.
«Wenn Kunst leicht zu erklären ist, ist sie meistens platt», so Laib, der bereits Ausstellungsräume auf der ganzen Welt füllte und 2015 den in der Kunstwelt genannten «Nobelpreis der Künste» Praemium Imperiale erhielt.
In Chur lassen sich dennoch Interpretationen ableiten. Das kleine, goldene Eucharistiekästchen wurde im 8. Jahrhundert benutzt, um Hostien darin aufzubewahren. Im christlichen Glauben stellt die Eucharistiefeier die dauerhafte Präsenz Jesus Christus dar. Der Reis bildet die Nahrung für Körper und Geist ab. Der Pollenberg widerspiegelt den Anfang des Lebens und die Entstehung von Neuem und das buddhistische Gedicht «Er überquerte Flüsse und Wüsten und kam. ...» fügt die Elemente zu einem grossen Ganzen zusammen.
In seiner Kunst widmet sich Laib fernöstlicher Kultur und Philosophie, insbesondere dem Taoismus und dem Zen-Buddhismus. Aufgrund seiner Heimat Metzingen in Süddeutschland kennt er sich auch mit der westlichen Kultur bestens aus. In seiner neuen Ausstellung in Chur verschmelzen mit den verschiedenen Elementen seine Welten ineinander.
In den hohen, offenen Räumen des Bündner Kunstmuseums wirkt die Unendlichkeit der Installation besonders. Dies sei auch der Grund gewesen, weshalb man Laib anfragte, in Chur zu wirken, sagte Jurt auf Anfrage von Keystone-SDA. Laib wiederum nutzte die Gelegenheit, das Eucharistiekästchen, welches er dank eines Buchs seines Vaters in Chur wusste, in die Installation einzubeziehen.
Die Ausstellung ist ab dem kommenden Samstag bis am 31. Juli zu sehen. Die 1400 Kilogramm Basmatireis werden anschliessend wieder eingesammelt und für die nächste Kunstinstallation wiederverwendet.