Zahl sexuell übertragener Infektionen 2020 stabil bis abnehmend
Im Jahr 2020 bleiben die Infektionszahlen der meisten sexuell übertragbaren Krankheiten stabil. Nur die Gonorrhoe-Fälle nehmen zu.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Ausbreitung sexuell übertragenen Infektionen blieb im Jahr 2020 weitgehend stabil.
- Die Zahlen der meisten Krankheiten bleiben stabil oder nehmen ab.
- Nur bei den Gonorrhoe-Diagnosen gibt es eine stetige Aufwärtstendenz.
Die Zahl der sexuell übertragenen Infektionen ist 2020 stabil geblieben oder ging zurück. Die Corona-Pandemie schränkte allerdings die Testmöglichkeiten etwas ein. Das schrieb das Bundesamt für Gesundheit (BAG) in seinem am Montag veröffentlichten Bulletin.
Die Anzahl der Diagnosen mit dem Humanen Immunschwäche-Virus (HIV) sinkt demnach in der Schweiz seit 2002. So auch im vergangenen Jahr.
2020 wurden dem BAG erstmals seit Beginn der HIV-Epidemie Anfang der 1980er-Jahre weniger als 300 Fälle gemeldet. Das ergibt eine Inzidenz von 3,3 pro 100'000 Einwohner. In den 1990er-Jahren waren es im Durchschnitt 1300 Fälle pro Jahr.
HI-Virus und Chlamydien
Eine wesentliche Grundlage dieses Rückgangs ist gemäss BAG eine nachhaltige «HIV-Kaskade». Fast alle Personen mit HIV kennen ihren Status und können rasch behandelt werden, sodass sie das Virus nicht mehr weitergeben.
Die Zahl der gemeldeter Chlamydien-Infektionen blieb bei Frauen mit jährlich etwa 7000 Fällen seit 2015 auf hohem Niveau stabil. Die Chlamydien-Infektion verläuft meist asymptomatisch. Es ist die häufigste in der Schweiz meldepflichtige sexuell übertragene Infektion.
Ausschlaggebend für die hohen Fallzahlen bei Frauen sind Routinekontrollen in gynäkologischen Praxen. Bei Männern hat sich der Anstieg – wohl bedingt durch eingeschränkte Testmöglichkeiten aufgrund der Covid-Pandemie – verlangsamt. Das schreibt das BAG.
Gonorrhoe und Syphilis
Bei den gemeldeten Gonorrhoe-Diagnosen setzt sich der seit Jahren beobachtete Anstieg fort. Allerdings waren es 2020 (Inzidenz 39,9 pro 100'000 Personen) weniger Fälle als im Vorjahr. Der langjährige Trend ist laut BAG vor allem auf die Ausweitung des Testens auf asymptomatische Infektionen zurückzuführen.
Seit wenigen Jahren scheint sich die Zahl neuer Syphilis-Diagnosen gemäss BAG zu stabilisieren. Die Inzidenz lag im Jahr 2020 bei 6,6 Fällen pro 100'000 Personen. Von Syphilis betroffen sind vor allem Männer, die Sex mit Männern haben, aber auch Sexarbeiterinnen.
Hepatitis B und C
Die Inzidenz akuter Hepatitis B ist in den letzten 10 Jahren kontinuierlich gesunken. Sie lag im Jahr 2020 bei unter 0,4 pro 100'000 Einwohner. Gemäss BAG lag die Durchimpfungsrate bei 16-Jährigen zuletzt bei 74 Prozent, bei sexuell aktiven Erwachsenen sei der Anteil jedoch niedriger.
Auch die Meldezahlen zu Hepatitis C sind in der Schweiz seit 20 Jahren rückläufig. Die Inzidenz akuter Hepatitis C lag im Jahr 2020 bei 0,2 pro 100'000 Einwohner.
Eine wichtige Rolle bei dem Rückgang spielte ein Medikament: Damit kann das Hepatitis-C-Virus in über 90 Prozent der Fälle aus dem Körper der infizierten Person eliminiert werden. Und die Tatsache, dass die sehr hohen Kosten der Hepatitis-C-Behandlung seit 2017 von der obligatorischen Krankenversicherung übernommen werden.
Wegen der Covid-Pandemie waren die Testmöglichkeiten temporär eingeschränkt. Gemäss BAG hat dies einen Rückgang (Chlamydien, Gonorrhoe) beziehungsweise eine Verzögerung gemeldeter Fälle herbeigeführt (HIV, Syphilis, Hepatitis B und C).