1. Mai

Zehntausende nehmen an 1.-Mai-Veranstaltungen in der Schweiz teil

Keystone-SDA
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Bern,

Unter dem Motto «Prämien runter, Löhne rauf!» nahmen Zehntausende Menschen landesweit an den 1.-Mai-Veranstaltungen teil.

1. Mai. (Symbolbild)
1.Mai. - Dpa

Unter dem Motto «Prämien runter, Löhne rauf!» haben am Mittwoch landesweit 1.-Mai-Veranstaltungen stattgefunden. Zehntausende Menschen nahmen an den Umzügen anlässlich des Tages der Arbeit teil. In den Städten Basel, Winterthur und Zürich kam es vereinzelt zu Sachbeschädigungen.

«Kapitalismus macht krank»

Rund zehntausend Teilnehmende zogen am Mittwochmorgen am offiziellen 1.-Mai-Umzug in Zürich durch die Innenstadt. Mit dabei waren unter anderem die Zürcher Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber (Grüne) und der SGB-Chefökonom Daniel Lampart.

Der Umzug des Gewerkschaftsbundes sollte unter dem Motto «Kapitalismus macht krank» auch für ein Ja zur Prämienentlastungs-Initiative der SP am 9. Juni mobilisieren. Die grosse Mehrheit demonstrierte friedlich.

Einige vermummte Autonome sorgten jedoch für Sachbeschädigungen. Versprayt wurden Schaufenster von Credit Suisse, UBS, Franz Carl Weber, Müller Drogeriemarkt und Läderach. An der Bahnhofstrasse wurde laut der Stadtpolizei zudem eine Scheibe eingeworfen.

Linksradikale «Nachdemo» in der Langstrasse

Wie immer gesellten sich auch viele andere Gruppierungen zum Umzug, in diesem Jahr etwa ein grosser «Palästina-Block». Für den Nachmittag versammelten sich verschiedene linksradikale Organisationen zur unbewilligten «Nachdemo» in der Langstrasse.

Die Polizei war mit einem Grossaufgebot vor Ort und kesselte die Teilnehmenden ein, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort feststellte. Mittels Personenkontrollen wurde die «Nachdemo» dann langsam aufgelöst.

Insgesamt nahm die Stadtpolizei während der Demonstration und den anschliessenden Personenkontrollen neun Personen vorläufig fest. Mehrere Dutzend Personen wurden kontrolliert, weggewiesen und verzeigt. Am Mittwochabend forderte die SVP des Kantons Zürich daraufhin die Abschaffung des 1. Mai als kantonalen Feiertag.

Friedliche 1.-Mai-Demonstration in Basel

In Basel, wo sich circa 2500 Menschen versammelten, verlief die 1.-Mai-Demonstration weitgehend friedlich. Bei der UBS-Filiale am Marktplatz kam es laut der Kantonspolizei zu Sprayereien und Farbbeutelwürfen.

Am 1.-Mai-Umzug in Winterthur ZH gab es Sachbeschädigungen im Wert von mehreren Zehntausend Franken. Drei Personen seien in diesem Zusammenhang vorläufig festgenommen worden, teilte die Stadtpolizei Winterthur mit.

In Genf nahmen circa 2000 Menschen am traditionellen 1.-Mai-Umzug teil, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor Ort feststellte. In Lausanne waren es rund 800 Personen. Weitere Umzüge und Kundgebungen fanden unter anderem in Bern, Aarau, Baden AG, Delsberg JU und St. Gallen statt.

Baume-Schneider warnt vor sozialer Ungerechtigkeit

An der 1. Mai-Feier in Thun BE warnte Bundesrätin und Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider in einer Rede vor den Folgen sozialer Ungerechtigkeit. Nur eine faire Gesellschaft sei stark, sagte die SP-Magistratin auf dem Thuner Rathausplatz.

Das zeige ein Blick in zahlreiche Länder. Tiefe Löhne, fehlende soziale Sicherheit und gesellschaftliche Entsolidarisierung seien der Nährboden für Polarisierung und Populismus.

Bern: Beat Jens ruft zur Solidarität auf

In Bern, wo rund vierhundert Menschen anlässlich des Umzugs durch die Altstadt bis zum Bundesplatz marschierten, rief Bundesrat Beat Jans in seiner Rede zur Solidarität auf. «Zusammen geht es besser», betonte Jans mit Blick auf die zahlreichen Herausforderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Dazu gehörten etwa tiefere Krankenkassenprämien und höhere Löhne. Gerade beim Lohnschutz brauche die Schweiz starke Beziehungen zu Europa. Solidarität tue Not, denn der Welt gehe es schlecht, sagte Jans.

«Krisen, Klima, Katastrophen, Kriege. In der Ukraine und in Nahost. Menschen verzweifeln, leiden, sterben. Tausende. Jeden Tag. Es ist schier unerträglich», sagte Jans weiter. Die Welt brenne und den Menschen in der Schweiz gehe es gut. Es sei gefährlich zu glauben, dass es kein Feuer gebe, nur weil das eigene Haus nicht brenne, mahnte der Justizminister.

SP warb für ein Ja zur Prämienentlastungs-Initiative

An der Kundgebung in St. Gallen warb SP-Co-Präsident Cédric Wermuth für ein Ja zur Prämienentlastungs-Initiative am 9. Juni. Der «Aufstand für Respekt und Würde» müsse nach dem Ja zur 13. AHV-Rente weitergeführt werden.

Die Aufgabe der heutigen Generation sei es, «das Land aus dem Würgegriff der Finanz-Oligarchen» zu befreien. Ein Jahr nach der erneuten Rettung einer Grossbank sei kein Manager zur Verantwortung gezogen, keine Entschuldigung ausgesprochen und jeder Franken der grotesken Boni behalten worden, so Wermuth.

In Biel BE prangerte der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), Pierre-Yves Maillard, derweil «die völlig falschen Inflationszahlen» an, die in der Schweiz bekannt gegeben würden. Krankenkassenprämien seien von der Berechnung ausgeschlossen.

Schweizer Jungfreisinnige fordern die Abschaffung des 1. Mai

Vonseiten der Politik und der Gewerkschaften wurden am 1. Mai denn auch zahlreiche Forderungen formuliert. Die Gewerkschaft Syna lancierte eine Petition für einen nationalen, arbeitsfreien 1. Mai. Der zusätzliche freie Tag in der ganzen Schweiz solle ein Akt der Wertschätzung für die Arbeitnehmenden sein.

Die Schweizer Jungfreisinnigen forderten wiederum die Abschaffung des 1. Mai als gesetzlichen Feiertag. Der Tag sorge für Chaos und Sachbeschädigungen, sei inhaltlich fehlgeleitet und führe zu einem Wohlstandsverlust.

In Kantonen wie Zürich, den beiden Basel, Thurgau, Schaffhausen, Neuenburg, Aargau oder auch im Tessin ist der linke Kampftag als offizieller Feiertag anerkannt. In anderen Kantonen wie zum Beispiel St. Gallen wiederum nicht.

Die Schweizer Jungsozialisten (Juso) forderten bessere Arbeitsbedingungen für Berufslernende. Die jüngsten Lohnabhängigen müssten mehr Wertschätzung für ihre Arbeit erhalten. Aus Solidarität sollte die Schweiz zudem ihre Beiträge an die palästinensische Zivilbevölkerung verdoppeln.

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