Zug: Finanzfachfrau (52) zu Mosaiksteinchen-Job gedrängt

Marie Augustin
Marie Augustin

Region Zug,

Eine berufserfahrene Hochschulabsolventin wird vom Zuger RAV unter Androhung von Mittelkürzungen zu einer anforderungslosen Tätigkeit «gezwungen».

RAV Massnahme Frau Mosaik
Statt einer vernünftigen Beschäftigungsmassnahme wird eine Frau vom RAV zu einer sinnlosen Tätigkeit angehalten. (Archivbild / Symbolbild) - keystone / depositphotos.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine 52-jährige Finanzfachfrau musste primitiven Beschäftigungen nachgehen.
  • Sie hatte sich zuvor nach ihrem Jobverlust beim Zuger RAV gemeldet.
  • Hätte sie die einfache Arbeit abgelehnt, wären ihr Mittel gekürzt worden.

Nach Verlust ihrer Arbeitsstelle hat sich eine 52-jährige Hochschulabsolventin mit langjähriger Berufserfahrung an das Regionale Arbeitsvermittlungszentrum (RAV) gewandt. Das Zuger RAV prognostizierte ihr schon zu Beginn schlechte Aussichten: Die Finanzfachfrau solle sich auf deutlich niedrigere Löhne einstellen als bisher.

Es folgte gemäss «zentralplus» ein Seminar für die 52-Jährige: Dieses war aber hauptsächlich für Berufseinsteiger konzipiert. Die Seminarleitung informierte das RAV über die unpassende Besetzung – doch die Arbeitsvermittlung hielt daran fest.

Mosaiksteinchen und Büchersortierung

Schliesslich drängte das RAV die Finanzfachfrau zu Tätigkeiten in der «Halle 44». Dort finden Beschäftigungsmassnahmen wie das Legen von Mosaiksteinchen oder Büchersortierung statt.

Das RAV begründete die Arbeit mit der Notwendigkeit einer Tagesstruktur – und drohte Taggeldkürzungen im Falle einer Ablehnung an.

RAV Finanzfachfrau Massnahme Mosaik
Mosaikarbeiten und Büchersortierung: Sicher keine geeignete Wiedereingliederung für erfahrene Finanzfachkräfte. (Symbolbild) - depositphotos.com

Wie «zentralplus» schreibt, hat sich die Frau mittlerweile von der Arbeitslosenkasse abgemeldet. Das Portal beruft sich dabei auf den Jahresbericht der Zuger Ombudsstelle.

Demnach gab es vergangenes Jahr zahlreiche Beschwerden im Zusammenhang mit dem RAV und seinen Wiedereingliederungsmassnahmen.

Sollten Arbeitssuchende mehr unterstützt und weniger bestraft werden?

Die Ombudsfrau stellt aber auch eine Unzufriedenheit bei den RAV-Mitarbeitenden fest. Diese würden sich von Vorgaben des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) unter Druck gesetzt fühlen.

Denn der Kanton muss jährlich dem Seco melden, wie viele Versicherte sich abgemeldet haben. Am Ende ensteht dann ein Ranking, wo die Kantone miteinander verglichen werden.

Daher käme es zu Fällen, in denen der Schwerpunkt stark auf statistischer Entlastung liegen würde. Die sinnvolle Unterstützung würde nicht ausreichend berücksichtigt, so der Bericht.

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Kommentare

User #2240 (nicht angemeldet)

Sorry, aber wo bleibt denn hier bitte die Menschenwürde? Sinnlose Massnahmen zum Schaffen einer geordneten Tagesstruktur für eine über 50-jährige? Als ob sie so etwas bräuchte! Das Problem mit dem RAV ist, dass jeder, für den es nötig wird dorthinzugehen, wie ein Schwerverbrecher und fauler Sack behandelt wird, der den Staat und die anderen hart arbeitenden Bürger um ihr hart verdientes Geld betrügen will (nicht zwingend von den Leuten vor Ort, die teilweise einen wunderbaren Job leisten, aber durch die politischen Vorgaben, die den Handlungsspielraum der Leute vor Ort einschränken und diese letztendlich dazu zwingen, sich so zu verhalten; Stichwort Sozialschmarotzer). Solche Massnahmen sind letztlich nichts anderes als die Konsequenz dieser entmenschlichenden und vorverurteilenden Haltung, die meines Erachtens mehr schadet als sie bringt. Wann also reformieren wir dieses System, so dass es den Leuten auch tatsächlich wieder hilft?

User #3822 (nicht angemeldet)

Es wundert mich nicht, dass es vergangenes Jahr zahlreiche Beschwerden im Zusammenhang mit dem RAV und seinen Wiedereingliederungsmassnahmen gegeben hat. Das trifft besonders für höher qualifizierte Stellensuchende und insbesondere Expats zu. Es ist schlicht unwürdig, dass der reiche Kanton Zug nicht Willens ist, ein adäquates Unterstützungsangebot für diese Stellensuchenden anzubieten - ageblich weil es keine Mittel dafür gibt ?! Das erfolgreich funktionierende, im Wesentlichen auf ehrenamtlichen Mentoren basierende Mentoring Programm 50 + wurde letztes Jahr zusammengesrtrichen, der Leiter entlassen und liegt seitdem im Dauertiefschlaf. Andere Kantone, wie z.B. Zürich sind dort viel besser aufgestellt und damit sehr erfolgreich. Aber wenn der politische Wille fehlt ....!

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