Zürcher finden geplante Velo-Plätze «völlig daneben»
In der Stadt Zürich sollen 10'000 neue Velo-Parkplätze entstehen – auf Kosten von Autoparkplätzen. Das kommt in der Bevölkerung nicht sonderlich gut an.
Das Wichtigste in Kürze
- In Zürich soll es 10'000 neue Abstellorte für Fahrräder geben.
- Das Problem: Wenn möglich, müssen dafür Plätze für Autos weichen.
- In der Nau.ch-Umfrage zeigt sich: Die Bevölkerung hat kaum Verständnis dafür.
Der Zürcher Gemeinderat hat am Mittwochabend einen links-grünen Vorstoss an den Stadtrat überwiesen. Die Motion fordert, dass in der Stadt in den nächsten zwei Jahren 10'000 Velo-Parkplätze entstehen.
Doch: Wenn möglich, sollen diese auf bestehenden Autoparkplätzen errichtet werden. Ein Entscheid, der bei vielen Zürchern nicht gut ankommt, wie eine Umfrage von Nau.ch zeigt.
So zum Beispiel Passant Alain. Er sagt: «Es ist als Handwerker schon jetzt schwierig, in Zürich Parkplätze zu finden.» Denn deren Zahl nimmt in der Stadt schon länger ab, bemängelt er: «Immer mehr Parkplätze verschwinden.»
Der Zürcher André sieht es ähnlich wie Alain, denn auch er braucht das Auto wegen seiner Arbeit: «Ich bin als Monteur aufs Auto angewiesen.»
Velofahrer fragen sich
Selbst Velofahrer halten nicht allzu viel von den links-grünen Plänen. So sagt Christina, die Auto und Rennvelo fährt: «Da muss ich sagen, das ist völlig daneben.»
Sie befürchtet, dass die Velofahrer dann ihre Fahrzeuge ohnehin nicht am geplanten Ort abstellen. Ihr Fazit: «Wir sind als Autofahrer wieder die Dummen.»
Auch Velofahrer und Zürcher Stadtoriginal Peter Lampart sieht nicht ein, weshalb es mehr Abstellplätze brauchen sollte: «Ich finde immer einen Velo-Parkplatz, auch ohne Aufhebung von Parkplätzen.»
Hinter der Idee sieht er vor allem politisches Kalkül: «Es sind Wahlen im Oktober, wir haben es verstanden.»
Stadtrat hält Velopläne für unrealistisch
Der Stadtrat selbst hat sich in einer schriftlichen Stellungnahme ebenfalls bereits kritisch zur Vorlage geäussert. Die geforderten Velo-Plätze stünden «in keinem realistischen Verhältnis zu den bestehenden etwa 44'000 öffentlichen Velo-Abstellplätzen».
Auch wenn man das Anliegen grundsätzlich begrüsse, könne man nicht zaubern, so die zuständige Stadträtin Simone Brander (SP).
Die Bürgerlichen sprachen unter anderem von einer Kampfansage an das Auto. Es gehe nur um den Abbau von Autoparkplätzen und nicht um die Velo-Parkplätze, sagte beispielsweise SVPler Stephan Iten.