Zürcher Hauptbahnhof ist gefährlicher geworden
Am Sonntag hat ein Mann am Zürcher Hauptbahnhof zwei Frauen attackiert und verletzt. Erst kurz vorher hatte die Polizei die Anzahl Patrouillen erhöht.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag sind zwei Frauen am Zürcher Hauptbahnhof attackiert worden.
- Ein 26-Jähriger schlug überraschend auf sie ein.
- Die Polizei hatte kurz vorher ihre Patrouillen erhöht, weil sich die Konflikte mehren.
Am Hauptbahnhof Zürich haben sich am Sonntagabend wüste Szenen abgespielt: Ein 26-jähriger Eritreer verprügelt überraschend eine 55-Jährige, bringt sie zu Boden. Dann tritt er weiter auf sie ein – die Frau erleidet schwere Kopfverletzungen.
Brisant: Der HB wird immer gefährlicher. «Wir haben festgestellt, dass es im Hauptbahnhof zu mehr Auseinandersetzungen gekommen ist», sagt die Kantonspolizei Zürich zu Nau.ch.
Aus diesem Grund sei in den vergangenen Wochen die polizeiliche Präsenz erhöht worden. Insbesondere zu Stosszeiten seien seither mehr Polizisten unterwegs – in Uniformen, aber auch zivil.
Polizei rät weiterhin zu Zivilcourage
Der Täter schlug auch auf eine 16-Jährige ein, die dem Opfer helfen wollte. Sie musste ebenfalls ins Spital gebracht werden, konnte dieses aber noch am selben Abend verlassen.
Dennoch betont die Kapo: «Wir begrüssen Zivilcourage.» Jede Person müsse selbst entscheiden, wie weit sie es sich zutraut, einzuschreiten. «Mindestens die Notrufnummer 117 zu wählen, ist von allen zu erwarten.»
Darum schlagen Fremde plötzlich zu
Das Tatmotiv ist weiter unbekannt, die Ermittlungen laufen, wie die Staatsanwaltschaft zu Nau.ch sagt. Der mutmassliche Täter wurde bereits am Sonntag verhaftet. Die 55-Jährige scheint ein Zufallsopfer zu sein.
Doch warum schlägt jemand einfach aus dem Nichts zu? «Möglicherweise war die Tatperson alkoholisiert oder stand unter Drogeneinfluss», sagt Kriminologe Dirk Baier zu Nau.ch.
«Tatsächlich stellen der öffentliche Raum, insbesondere aber Bahnhöfe Hotspots für tätliche Angriffe dar.» Taten wie der brutale Angriff in Zürich seien aber die absolute Ausnahme.
«Möglicherweise liegt auch eine psychische Störung vor, die unter Umständen auch zu solcher Gewalt führen kann.» Baier betont, dass psychische Störungen nicht notwendigerweise mit Gewalt einhergehen.
Aber: «Bekannt ist, dass schizophrene Erkrankungen, paranoide Störungen und starke Traumatisierungen mit der Gewaltanwendung Dritten gegenüber einhergehen können – vor allem dann, wenn sie unbehandelt bleiben.»
Er ergänzt: «Zusätzlich kann man im öffentlichen Raum Opfer sogenannter Hassverbrechen werden.» Dabei greifen Täter aus Hass auf eine Personengruppe an. Also zum Beispiel Menschen mit einer bestimmten Hautfarbe oder sexuellen Identität. «Auch dies ist leider erst kürzlich in Zürich wieder passiert, der Angriff auf die Drag Queens», erinnert Baier.