Zürcher pfeifen auf neues Tempo 30 am Escher-Wyss-Platz
Nach einem tragischen Unfall am Escher-Wyss-Platz in Zürich gilt neu Tempo 30. Doch nicht jeder hält sich dran. Die Polizei verzichtet aber vorerst auf Blitzer.
Das Wichtigste in Kürze
- Ein Zürcher berichtet: Trotz Tempo 30 am Escher-Wyss-Platz fahren Autofahrende zu schnell.
- Bislang werden aber keine Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt.
- Bis ein Blitzer steht, ist noch ein grosser Brocken Bürokratie zu überwinden.
Im Dezember 2022 erschütterte ein tragischer Unfall Zürich: Ein fünfjähriger Bub war auf dem Weg in den Kindergarten und wurde beim Escher-Wyss-Platz von einem Fahrzeug angefahren. Er starb noch auf der Unfallstelle.
In der Folge hat die Stadt Zürich reagiert. Die bestehende Tempo-30-Zone gilt neu auch für den Platz und all seine angrenzenden Strassen. Die Geschwindigkeitsbegrenzung ist nach dem Aufstellen der Tempo-30-Signale seit 15. Mai 2024 rechtskräftig.
Nun, drei Wochen später, zeigt sich aber: Noch ist die neue Regel an der viel befahrenen Kreuzung nicht bei jeder Autofahrerin und jedem Autofahrer angekommen.
An der Unfallstelle wird beschleunigt
«Auf meinem Arbeitsweg fahre ich regelmässig über den Escher-Wyss-Platz», berichtet der Zürcher Velofahrer Martin Jeger gegenüber Nau.ch. «Dabei ist mir aufgefallen, dass die Autofahrenden immer noch gleich schnell unterwegs sind wie vorher.»
Vor Mitte Mai galt auf dem Escher-Wyss-Platz noch Tempo 50.
«Insbesondere in Richtung Wipkingerbrücke sowie auch an der Unfallstelle stadtauswärts wird regelmässig sehr stark beschleunigt», so Jeger weiter. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit werde überschritten, glaubt er.
Ein Nau.ch-Reporter macht sich selbst vor Ort ein Bild – und sagt: «Die meisten fahren sicherlich nicht 30!»
Darum steht am Escher-Wyss-Platz kein Blitzer
Die Stadtpolizei Zürich kann diese Eindrücke nicht bestätigen. Sprecher Pascal Siegenthaler sagt zu Nau.ch: «Zurzeit liegen uns keine Angaben/Beobachtungen vor, die auf ein zu schnelles Fahren am Escher-Wyss-Platz zurückzuführen wären.»
Allerdings: Die Einhaltung der Verkehrsregeln wird dort bislang nicht systematisch überprüft. «Bis anhin wurden keine Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt», bestätigt Siegenthaler.
Velofahrer Martin Jeger kann dies nicht verstehen. «Dabei wäre es gerade an dieser Stelle aufgrund der tragischen Vorgeschichte äusserst wichtig, dass die neue Höchstgeschwindigkeit auch durchgesetzt wird.»
Die Polizei erklärt gegenüber Nau.ch, dass für eine Einführung von Radarkontrollen notwendige Abklärungen fehlten. «Bevor ein neuer Standort einer automatischen Verkehrskontrollanlage in Betrieb genommen wird, müssen während der Evaluationsphase zwingend Verkehrsdaten erhoben werden.»
Stadtpolizei Zürich dankt für Hinweise
Bei der Stadtpolizei gehen laufend Hinweise zu «Auffälligkeiten im städtischen Strassennetz» ein. Die Erhebung von Daten sei wichtig, um die verschiedenen Anliegen und Begehren nach Prioritäten gewichten zu können.
Siegenthaler kündigt an, dass in der nächsten Zeit Verkehrsdaten am Escher-Wyss-Platz erhoben werden. Bei Abweichungen würden dann geeignete Massnahmen geprüft. «Wir danken für den Hinweis.»
Unabhängig davon hat die Stadt Zürich bereits angekündigt, dass sie «voraussichtlich im Jahr 2028» ein Strassenbauprojekt an der Kreuzung plant. Dieses soll unter anderem die Bedingungen für Fussgängerinnen und Fussgänger verbessern.