Zürcher Polizei nach «Marsch fürs Läbe» unter Beschuss
Ein Polizeieinsatz anlässlich des «Marsch fürs Läbe» und dessen Gegendemo sorgt für Kritik. Die Angelegenheit dürfte noch eine Weile beschäftigen.
Dieser Darstellung widersprach die Polizei entschieden:
Das Wichtigste in Kürze
- Anlässlich des Marsch fürs Läbe eskalierte eine unbewilligte Gegendemonstration.
- Laut Kritikern zog das polizeiliche Vorgehen auch Kinder und Familien in Mitleidenschaft.
- Der genaue Ablauf der Ereignisse dürfte noch zu klären sein.
Anlässlich des «Marsch fürs Läbä» in Zürich kam es am Samstag zu heftigen Ausschreitungen. Neben einer bewilligten Gegendemonstration der Juso versammelten sich gleichzeitig mehrere Hundert Personen zu einem unbewilligten Demonstrationsumzug auf der Josefwiese.
Im Rahmen der unbewilligten Gegendemonstration lieferten sich linksautonome Kreise Strassenschlachten mit der Zürcher Stadtpolizei.
Die Polizei hätte den versammelten Aktivisten trotz fehlender Bewilligung eine Kundgebung auf der Josefwiese gewährt. Wie die Stapo den Anwesenden vor Ort mitteilte, würde hingegen ein Demonstrationsumzug ausdrücklich nicht toleriert.
Gemäss Polizeiangaben setzte sich die Menge anschliessend trotzdem in Bewegung. Dabei seien die Einsatzkräfte sehr aggressiv angegangen und mit Wurfgegenständen beworfen worden. Zudem hätten die Demonstranten versucht die Polizeisperren zu umgehen.
Zürcher Polizei greift #proChoice-Demo am Escher-Wyss-Platz an - heute gegen 15.00 Uhr #MarschFürsLäbe pic.twitter.com/HknWYkyV0O
— Jonas Reis (@JonasDreist) September 14, 2019
In der Folge kamen auch Gummischrot und Tränengas zum Einsatz, um ein Aufeinandertreffen mit dem Umzug der Abtreibungsgegner zu verhindern.
Heftige Kritik an Stapo
Der Polizeieinsatz löste teils heftige Kritik aus. Die Juso etwa bedauerte in einer Mitteilung, «dass die Polizei auf eine legitime Protestaktion mit so heftigen Mitteln reagierte». Das polizeiliche Vorgehen auf der Josefwiese sei völlig unverhältnismässig gewesen. Auch unbeteiligte Familien mit Kindern seien durch Tränengas auf der Josefwiese in Mitleidenschaft gezogen worden.
Stapo-Mediensprecher Marco Cortesi gab am Samstag hingegen an, keine Kenntnisse von einem solchen Einsatz zu haben.
Augenzeugen schilderten, es seien auf den Viaduktbögen über dem Restaurant Markthalle Polizisten gestanden, die «von Hand Tränengas-Kartuschen runtergeschmissen» hätten. Auch in den sozialen Medien kursierten Bilder, welche den besagten Tränengas-Einsatz dokumentieren sollen.
[Zürich] Ah ja, kein Tränengaseinsatz auf der Josephswiese während des Marsch fürs Läbe. Ps: die Kinderwagen gehörten zu picknickenden Familien, die sind kurz vor dem Foto panikhaft geflohen, die Kinder und Eltern waren geschockt. pic.twitter.com/Ms5BCJoAHU
— sozialismus.ch (@sozialismus_ch) September 14, 2019
In dem Zusammenhang verweisen wir auf folgenden Tweet von heute Nachmittag: https://t.co/jbn6LfnvRc
— Stadtpolizei Zürich (@StadtpolizeiZH) September 14, 2019
Daraufhin meldeten sich gar besorgte und wütende Eltern:
Gestern als wir mit unserem 6 Monates Sohn auf der Josefwiese waren, griff@StadtpolizeiZH mit dem Tränengas an. @Zürich @polizeigewalt @nofundis @amArschfürsläbe #MarschfürsLäbe https://t.co/jmWhrclpXr
— Cavit Akb (@Cavitakb) September 15, 2019
Der Fall scheint die Zürcher Stadtpolizei massiv zu beschäftigen. Wie sie nach mehrmaligem Nachfragen zu Nau sagt, werde der Sachverhalt noch überprüft.
Die Polizei klärt Details noch ab
Die Stapo analysiere den Einsatz nun genau, auch der Einsatzabschnitt rund um die Josefwiese gehöre selbstverständlich dazu. Es würden Videos und Bilder gesichtet sowie Rückmeldungen aus Bevölkerung und Medien geprüft, sagt eine Sprecherin.
Sie rechtfertigt: «Ein Auftrag an die Polizeiangehörigen an der Front auf der Josefswiese Tränengas einzusetzen, wurde nie erteilt.» Aber es sei «im Bereich der nahegelegenen Geroldrampe sowie im Bereich Neugasse nach heftigen Angriffen auf die Polizei zur Selbstverteidigung Handwurfkörper mit Tränengas eingesetzt» worden.