Zürcher Stocker-Beck: «Polizei kam um 15 Uhr und wollte schliessen»
Dürfen sie öffnen oder nicht? Am Sonntag handhabten dies Bäckereien landauf, landab unterschiedlich. Die Zürcher Bäckerei Stocker öffnete – mit Konsequenzen.
Das Wichtigste in Kürze
- Trotz Verordnung des Bundesrats liessen gewisse Bäckereien ihre Läden am Sonntag geöffnet.
- So die Zürcher Bäckerei Stocker, die drei Filialen mit Sortimentsbeschränkung öffnete.
- Bei zweien schritten die Behörden nicht ein, am HB drohte die Polizei die Schliessung an.
«Ein wahres Chaos» nannte es der Verband der Schweizer Bäcker und Confiseure SBC auf seiner Homepage. Er meinte damit die neuen Bestimmungen des Bundesrats zur Bekämpfung des Coronavirus für die Branche.
Gestern Sonntag zeigte sich. Der Verband hatte recht. Während einige grosse Bäckerei- oder Confiserie-Ketten, wie zum Beispiel Reinhard oder Sprüngli dicht machten, liessen andere Ihre Filialen offen.
So zum Beispiel die Bäckerei Voland in Steg ZH. Die Kantonspolizei Zürich schob jedoch den Riegel und ordnete die Schliessung an, wie «TeleZueri» berichtete.
Stefan Oberlin, Mediensprecher der Kantonspolizei Zürich widerspricht jedoch: «Wir haben keinerlei Schliessungen angeordnet.»
Allerdings sei die Behörde bei zwölf Bäckerei-Betrieben vorstellig geworden und habe eine Verzeigung angedroht.
So auch bei der Bäckerei Stocker in Zürich. Unternehmer Urs Stocker betreibt in der Stadt fünf Standorte, deren drei haben am Sonntag normalerweise offen. So auch gestern.
Stocker liess trotz Intervention offen
«Wir waren nach dem Bundesrats-Entscheid am Freitag in einem Dilemma. Wir haben dann entschieden, mit einer Sortimentsbeschränkung zu öffnen», sagt Stocker zu Nau.ch.
Am Standort Kreuzplatz – eine herkömmliche Bäckerei – lief der Betrieb zu den Öffnungszeiten von 8 bis 13 Uhr reibungslos. So auch bei der Seilbahn Rigiblick – hierbei handelt es sich um eine Cafeteria – von 7.30 bis 18 Uhr.
Auch in der Filiale am Zürcher Hauptbahnhof wurden die geöffneten Ladentüren bis um 15 Uhr goutiert. Dann jedoch erschienen zivile Beamte des Kantons und stellten Stocker ein Ultimatum: In 30 Minuten müsse der Laden geschlossen sein, sonst drohe eine Verzeigung.
«Ich entschied mich dagegen», sagt Stocker. Kurzerhand holte der Patron in der Cafeteria Rigiblick drei Tische und mehrere Stühle und funktionierte den Standort am HB ebenfalls in eine Cafeteria um.
Bis Mittwoch Klarheit
Bis zum Ladenschluss um 19 Uhr liess er den Betrieb dann so laufen. «Ich fungierte beim Eingang als eine Art ‹Verkehrspolizist› und schaute, dass nie zu viele Personen im Laden sind.»
Die Beamten entschieden sich aufgrund der Verhältnismässigkeit gegen eine Räumung durch Polizeigrenadiere und tolerierten Stockers Vorgehen zähneknirschend. «Ob mir nun eine Verzeigung ins Haus flattern wird, weiss ich nicht», sagt dieser.
Im Nachgang zur behördlichen Intervention hat Urs Stocker diese nun kontaktiert. Er will bis übermorgen Mittwoch Klarheit, wie es nun am kommenden Sonntag von statten gehen soll. «Diese Kurzfristigkeit ist Gift für die Lebensmittelbranche.»
Die Stadtpolizei Zürich liess auf Anfrage übrigens verlauten, dass sie am Sonntag nirgends vorstellig wurde. «Wir haben nicht festgestellt, dass jemand offen hatte, der nicht sollte.»