An alle Ungeimpften: Nein, das ist nicht wie 1933!

Sam Urech
Sam Urech

Wetzikon,

Unser Kolumnist ist nicht gegen Corona geimpft und nervt sich über die Zertifikatspflicht. Die Panik unter Ungeimpften bewegt ihn aber noch mehr.

Sam Urech
Sam Urech besucht die Freikirche FEG Wetzikon. - Fotograf: Sebastian Heeb

Das Wichtigste in Kürze

  • Sam Urech aus dem Zürcher Oberland ist Halleluja-Kolumnist auf Nau.ch.
  • Den Autor erreichen Sie via samurech.ch oder auf Social Media.

Derzeit kommen biblische Themen leider zu kurz in der Halleluja-Kolumne. Möge sich dies bald wieder ändern.

Wie immer gilt: Alle Lesenden sind herzlich willkommen. Heute möchte ich mit diesem Text aber in erster Linie Ungeimpfte ansprechen.

Letzten Freitag habe ich darauf hingewiesen, dass sich die Gesellschaft nicht weiter spalten dürfe. Dafür braucht es Geimpfte, die Ungeimpfte nicht sofort in die Schwurblerecke stellen.

Leider gibt es tatsächlich Leute, die meinen, Andersdenkende jetzt auszugrenzen sei ein patriotischer Akt, was natürlich ein Wahnsinn ist. Aber das ist nur eine Minderheit. Die meisten Menschen in diesem Land wollen keine Spaltung.

Es ist nicht das Ende

Ich selbst bin weder geimpft noch genesen. Die Zertifikatspflicht trifft mich wie ein harter Schlag.

Was jetzt in meinen Augen für Ungeimpfte wichtig ist: Menschen, die sich in die Enge getrieben fühlen, neigen dazu, Populisten und Spaltern zu glauben. Das darf nicht passieren!

Mich erreichen Nachrichten, es sei wie 1933, was da gerade abgehe. Oder wie die Apartheid in Südafrika. Wir würden ausgeschlossen. Das sei das Ende der freien Schweiz.

Sehe keinen Menschenhass

Bitte verfallen Sie nicht in Panik! Was wir erleben, hat nichts mit 1933 zu tun.

Kurzer Rückblick: Das Buch «Mein Kampf», in dem Adolf Hitler seine Ideen ganz offen erklärte, erschien bereits im Jahr 1925.

Hitlers teuflischen Pläne kamen nicht schleichend, jeder wusste, was er wollte. Und er wurde nicht trotz, sondern gerade wegen seines Menschenhasses gewählt.

Ich sehe in Bundesbern keinen Politisierenden, der mich hasst oder mir Schlechtes wünscht. Und ich sehe eine Gesellschaft, die viel stabiler ist, als es die Weimarer Republik war.

37 Jahre vergessen?

Seit 37 Jahren lebe ich in diesem wunderbaren Land und wurde noch nie wegen meines Glaubens, meiner Werte, meiner Haut- oder Haarfarbe bekämpft.

Werfe ich mein Vertrauen in die Regierung über Bord, wenn etwas entschieden wird, das ich nicht ausstehen kann?

Coronavirus
Im Kanton Neuenburg müssen Personen künftig ein Corona-Zertifikat an Treffen mit mehr als zehn Personen vorweisen. - keystone

Wir leben trotzdem noch im Paradies der Freiheit, liebe Freunde. Nicht ich als Samuel Urech werde derzeit vom Kino ausgeschlossen. Nein, es wird versucht, in diesem Land eine Lösung für Pandemieprobleme zu finden.

Bitte keinen Hass säen

Und diese Lösung beinhaltet leider, dass Ungeimpfte temporär ihre Bedürfnisse zurückstellen müssen – oder Tests machen. Oder sich die Impfung holen. Wer das mit dem Holocaust vergleicht, ist in meinen Augen total verdreht.

Ich habe gestern per Whatsapp ein Bild von Alain Berset erhalten – dargestellt als Hitler. Bitte hören wir sofort auf, solchen Scheiss zu dulden oder gar zu verbreiten.

Tun wir das, spalten wir die Gesellschaft. Wir bewirken keine konstruktiv-kritische Hinterfragung der Massnahmen, wir bewirken nur Panik und Hass.

Druck ist unangenehm

Die Zertifikatspflicht ist meines Erachtens zu krass, ja, aber es geht nicht darum, dass der Bundesrat gerne Menschen ausschliesst. Nein, man will Druck auf uns ausüben, dass wir uns impfen lassen.

Ist das cool? Nein. Ist es freundlich? Nein. Ist es notwendig? Wenn alle Spitäler der Meinung sind, es sei notwendig, mit welcher Argumentation widerspreche ich?

Bitte halten wir den Ball flach. Ich freue mich darüber, dass meine geimpften Freunde unkompliziert ins Restaurant oder ans Spiel des EHC Wetzikon gehen dürfen.

Frage nur an Ungeimpfte: Teilen Sie Sams Ansichten?

Für mich ist es komplizierter, leider. Halte ich das nicht aus, sollte ich mich besser impfen lassen.

Was aber gar nicht geht: Mich in Selbstmitleid zu suhlen und mich selber von der Gesellschaft abzuspalten.

***

Zum Autor:

Sam Urech ist 37-jährig, verheiratet und Vater von zwei Buben. Mit seiner Familie besucht er die Freikirche FEG Wetzikon. Sam ist selbstständiger Kommunikationsberater und in Ausbildung zum Seelsorger.

Er liebt seine Familie, Gimmelwald, Schwarzmönch Black Ale, den EHC Wetzikon, Preston North End und vor allem Jesus Christus. Sam schreibt wöchentlich auf Nau.ch über seine unverschämt altmodischen Ansichten. Wenn Sie hier klicken, finden Sie alle seine Halleluja-Kolumnen.

Fragen oder Anregungen? Sie erreichen Sam via samurech.ch.

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