Andreas Lustenberger (ALG): Mehr Wohnraum, weniger Steuerwettbewerb
Eine Weiterentwicklung des Spinnerei-Areals in Baar könnte bezahlbaren Wohnraum schaffen, Steuersenkungen würden nur den Reichen helfen. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Bald stimmt der Kanton Zug über eine Steuervorlage und eine zum Spinnerei-Areal ab.
- Von weiteren Steuersenkungen würden hauptsächlich Wohlhabende profitieren.
- Die Weiterentwicklung des Spinnerei-Areals würde bezahlbaren Wohnraum in Zug ermöglichen.
- Ein Gastbeitrag des Zuger Kantonsrats der Alternativen – die Grünen, Andreas Lustenberger.
Am 26. November stimmen wir über zwei spannende Vorlagen ab. In Baar geht es einerseits um die Weiterentwicklung des Spinnerei-Areals. Das historische Fabrikareal sticht hervor und ist ein wichtiger Zeitzeuge. Seitdem während der Pandemie das kantonale Impfzentrum in den vorgelagerten Blechhallen stationiert war, kennt nun der gesamte Kanton die baulichen weniger schönen Seiten des Spinnerei-Areals.
Nun soll dieses Areal wieder an Strahlkraft gewinnen, und vor allem entsteht viel Wohnraum. Wohnraum, der in unserem Kanton dringend benötigt wird. Es ist mir ein Rätsel, wieso die SVP in diesem Zusammenhang nur von möglichen ausserkantonalen Zuzüglern spricht.
Im Spinnerei-Areal wird es sowohl bezahlbaren Wohnraum für Familien als auch Alterswohnungen geben. Für beides kenne ich ganz viele Menschen aus unserem Kanton, die dringend danach suchen. Deshalb sage ich JA zu dieser Weiterentwicklung.
Steuersenkungsvorlage hilft den bereits Wohlhabenden
Und dann gibt es noch die kantonale Steuersenkungsvorlage. Hier wiederum kämpft die gleiche Partei an vorderster Front für tiefere Steuern. Wer die Vorlage im Detail studiert und sich nicht von den Schlagworten auf den Plakaten und Flyern blenden lässt, dem wird rasch klar, dass bei dieser Vorlage hauptsächlich Personen mit sehr hohen Einkommen und hohen Vermögen profitieren.
Aber auch nicht die vierköpfige Familie mit einem Haushaltseinkommen von 140‘000 Franken und 50‘000 Erspartem. So richtig einschenken wird es bei den Einkommens- und Vermögensmillionären.
Druck auf Wohnungsmarkt würde gefördert
Finanzpolitisch könnten wir uns diese Steuersenkung sogar leisten, zumindest kurzfristig. Obwohl, die Zuger Finanzstrategie fusst auch auf prognostizierten Mehreinnahmen durch die OECD-Mindeststeuer, die gemäss dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse verschoben werden muss.
Durch die erneute Steuersenkung für Wohlhabende wird der Kanton Zug für Vermögende aus der ganzen Schweiz und dem Ausland noch attraktiver. Dies wiederum wird sich 1:1 auf einen erhöhten Druck im Wohnungsmarkt und damit auf steigende Mieten auswirken.
Anstatt die Steuern weiter zu senken, würde der Kanton Zug mit den verfügbaren Geldern besser in tiefere Krankenkassenkosten, die Artenvielfalt und die heimische Produktion investieren. Aus diesen Gründen lehne ich die Steuersenkung ab.
Zum Autor: Andreas Lustenberger sitzt für die Alternative – die Grünen Baar im Zuger Kantonsrat.