«Ende mit dem Schwarzpeter-Spiel: Alle an einem runden Tisch!»
Die Krankenkassen-Prämien sind das politische Top-Thema. Nau.ch-Kolumnist und Mediziner Thierry Carrel schlägt einen Gesundheitsrat zur Lösungsfindung vor.
Das Wichtigste in Kürze
- FDP-Nationalratskandidat Thierry Carrel erhält viele Fragen zu den Gesundheitskosten.
- Der Herzchirurg hat Lösungsvorschläge parat, zum Beispiel einen Gesundheitsrat.
- Dieser soll bei runden Tischen dazusitzen, schlägt der Nau.ch-Kolumnist vor.
- Carrel ist in Vitznau LU Gemeinderat.
Was würden Sie gegen die steigenden Krankenkassen-Prämien tun? Das war letzte Woche die häufigste Frage, die mir auf meiner Velotour durch alle 80 Gemeinden des Kantons Luzern gestellt wurde. Das Thema beschäftigt nicht nur die Politik, sondern auch die Bevölkerung seit Jahren. Zahlreiche mögliche Lösungen liegen auf dem Tisch – nur sind offenbar nicht alle Beteiligte bereit, zusammen am Tisch zu sitzen.
Fassen wir die aktuelle Lage zusammen:
Die Herausforderungen: Der medizinische Fortschritt ist schier unbegrenzt, die demographische Entwicklung unbeeinflussbar. Die hohe Anspruchshaltung der Bevölkerung und der zunehmende Fachkräftemangel sind grundsätzlich «behandelbar».
Die Forderungen: Der Zugang zu den lebensnotwendigen Leistungen muss für alle gesichert sein und eine bessere Qualität der Behandlung muss belohnt werden. Die Transparenz (im Hinblick auf Fallzahlen, Erfahrung und Resultate) muss zwingend verbessert werden.
Viele Lösungen liegen bereits auf dem Tisch, es braucht bloss den Willen zu deren Umsetzung. Unterschiedliche Modelle der Versicherung und mehrjährige Verträge mit reduzierten Prämien, Generikapflicht und kleinste Packungen überall wo möglich und sinnvoll, Verknüpfung von Leistungen zu Qualität und Wirksamkeit, fallbezogene Beteiligung vor allem bei sogenannten nicht dringenden Notfällen.
Schliesslich Mut zu Neuem: Die Kantone sollen einsehen, dass ihre Mehrfachrolle nicht zielführend ist. Zukünftige Diskussionen sollten nur dann stattfinden, wenn alle Parteien, nämlich Leistungserbringer, Krankenkassen, Spitäler, Kantone und das Bundesamt für Gesundheitswesen am gleichen Tisch sitzen. Alles andere macht definitiv keinen Sinn. Eine Art Gesundheitsrat, zusammengesetzt von Personen ohne geringsten Interessenkonflikt (wenn dies noch überhaupt möglich ist) würde die politische Diskussion begleiten und koordinieren, sowie Lösungsvorschläge vorbereiten, die mit einem strengen Terminkalender umgesetzt werden müssen. Lösungen wird es übrigens ohne Bereitschaft zu Verzichten kaum geben.
Und beim «Konsumenten», den ich viel lieber als Patienten, Patientin bezeichnen möchte: mehr Eigenverantwortung und etwas Zurückhaltung wären angezeigt. Das heisst: sich zweimal überlegen, ob man wirklich zum Arzt oder auf die Notfallstation gehen muss.
Zur Person: Thierry Carrel ist Herzchirurg und FDP-Nationalratskandidat im Kanton Luzern. Carrel ist zudem in Vitznau LU Gemeinderat.