Gastbeitrag: Die Massnahmen machen krank
Ronnie Grob denkt, dass sich der Staat in der COVID-19-Pandemie zu viel zugemutet und angemasst hat. Und das werde Folgen haben. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Ronnie Grob ist Chefredaktor des «Schweizer Monat».
- Das Autoren- und Debattenmagazin für Politik, Wirtschaft und Kultur ist 100 Jahre alt.
- 2015 wurde Grob als Nachbern.ch-Blogger kurzzeitig aus dem Bundeshaus verbannt.
- Er lebt in Zürich und ist besorgt über den Niedergang der Freiheit.
Die Auswertung einer Umfrage der Uni Basel unter 11'000 Personen (Details unter coronastress.ch) zeigt eine zunehmend kranke Gesellschaft in der Schweiz.
Während der Anteil der Befragten mit schweren depressiven Symptomen vor der Pandemie bei lediglich drei Prozent lag, stieg er während des Lockdowns im April auf neun Prozent an, erreichte dann im Mai 12 Prozent und schliesslich im November 18 Prozent. Betroffen von schweren depressiven Symptomen sieht sich also bald jeder Fünfte!
Weniger Sport, mehr Alkohol und viel mehr digitale Medien
Eine repräsentative Studie lieferte auch das Forschungsinstitut LINK. Danach geht es den Schweizern im Januar 2021 schlechter als im Januar 2020. Ihre Ängste und Sorgen sind in dieser Zeit generell angewachsen.
Sie betreiben weniger Sport, konsumieren mehr Alkohol, mehr Medikamente und mehr digitale Medien. Es sind vor allem junge Menschen, die sehr viel mehr digitale Medien nutzen und weniger Sport betreiben.
Auf die Frage «Welche der folgenden Entwicklungen haben Sie in Ihrem Familien-/ Freundeskreis in den letzten 12 Monaten beobachtet?» stellten 36 Prozent keine negativen Entwicklungen fest. Es bemerkten jedoch 41 Prozent eine zunehmende Selbstisolation, 29 Prozent eine Verschlechterung der psychischen Gesundheit, 20 Prozent zunehmende Depressionen und 18 Prozent eine wachsende Aggressivität.
8 Prozent dachten an einen Gang zum Psychiater und 3 Prozent an Selbstmord. 7 Prozent beobachteten andere negative Entwicklungen.
Die Massnahmen machen krank
Das sind heftige negative Auswirkungen. Mit dem Untertitel «Wegen der Pandemie geht es vielen Menschen deutlich schlechter als zuvor, wie eine Studie zeigt» berichtete auch die «Neue Zürcher Zeitung» über die LINK-Studie. Doch der Satz muss korrigiert werden.
Den allermeisten Menschen geht es nämlich nicht wegen der Pandemie deutlich schlechter als zuvor, sondern wegen den von staatlicher Seite getroffenen Massnahmen und Einschränkungen.
Die vier Prozent der 8500 in den Militärdienst eingerückten Rekruten etwa, die positiv auf Covid-19 getestet worden sind, zeigten, von Einzelfällen abgesehen, alle keine Symptome. Das heisst, es geht ihnen bestens! Krank machen wird sie nun eher, dass sie sich in Isolation begeben müssen.
Nicht nur Covid-19-Betroffene haben Mitgefühl verdient
Wer das Pech hat, zu diesen wenigen Einzelfällen zu gehören, hat unser aller Mitleid verdient. Denn Covid-19 ist in diesen Fällen keineswegs harmlos!
Hat aber solches Mitgefühl nicht auch verdient, wer etwa von Neurofibromatose betroffen ist, vom WAGR-Syndrom oder von Muskeldystrophie? Gemäss kmsk.ch sind rund 350 000 Kinder und Jugendliche in der Schweiz von einer seltenen Krankheit betroffen.
Für Kinder und Jugendliche werden Langzeitfolgen einschneidend sein
Die Studien sind nur ein kleiner Hinweis darauf, welche dramatischen Auswirkungen die seit Januar 2020 getroffenen staatlichen Massnahmen künftig noch haben werden.
Junge Menschen in ihren wichtigsten Lehrjahren werden Bildungslücken haben, die sie später auffüllen können. Sie werden aber auch Entwicklungslücken habe, die sie später nicht mehr auffüllen werden können.
Welche Auswirkungen weniger Bewegung und ein verstärkter Kontakt mit digitalen Medien auf ihre Entwicklung und Gesundheit haben wird, ist noch völlig unerforscht. Wir betreten hier Terra incognita. Davon betroffen sein werden vor allem ärmere, weniger betreute Kinder. Das verschenkte Jahr 2020 wird Auswirkungen haben auf ihren gesamten Lebensweg.
Und was ist mit den alten und sehr alten Menschen? Sie werden in ihren letzten Lebensjahren vielleicht nicht am Coronavirus sterben. Aber an Einsamkeit und Traurigkeit.
Blickt man zurück in die Geschichte, dann hält sich eine Staatsmacht, die alles regeln, ordnen und bezahlen will, nie lange. Denn das funktioniert ganz einfach nicht. Schon gar nicht in der Schweiz.
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Zum Autor: Ronnie Grob ist Chefredaktor des «Schweizer Monat». Das Autoren- und Debattenmagazin für Politik, Wirtschaft und Kultur ist 100 Jahre alt. 2015 wurde Grob als Nachbern.ch-Blogger kurzzeitig aus dem Bundeshaus verbannt. Er lebt in Zürich und ist besorgt über den Niedergang der Freiheit.
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