Hans-Ulrich Bigler: Volk will faktenorientierte Kernenergie-Debatte
SVP-Nationalratskandidat und Nau.ch-Kolumnist Hans-Ulrich Bigler verlangt eine faktenorientierte Debatte um die Kernenergie – ohne ideologische Scheuklappen.
Das Wichtigste in Kürze
- Hans-Ulrich Bigler ist Zürcher SVP-Nationalratskandidat, Ökonom und Nau.ch-Kolumnist.
- Jüngst hätten Umfragen aufgezeigt, dass die Bevölkerung hinter der Kernenergie stehe.
- Deshalb verlangt Bigler eine faktenbasierte Energiedebatte ohne ideologische Scheuklappen.
Eine breit angelegte Umfrage des Sozial- und Marktforschungsinstitut «DemoSCOPE» im Auftrag des Nuklearforums Schweiz hat gezeigt, dass die Schweizer Bevölkerung die Vorzüge der Kernenergie anerkennt. Und dass diese Technologie auch in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Stromversorgung spielen kann.
Die Befragten betonen die Notwendigkeit der Kernkraftwerke für die Stromversorgung und haben Vertrauen in die Sicherheit der Werke. Auch die unbefristeten Laufzeiten der Anlagen werden befürwortet, ebenso wie eine weitere Forschung im Nuklearbereich.
Vertrauen in Sicherheit der Werke
Dazu einige Zahlen: Mehr als 80 Prozent sind der Auffassung, dass die Schweizer Bevölkerung und die Wirtschaft in den letzten Jahren von der Kernenergie profitiert haben und dies vor allem durch eine hohe Versorgungssicherheit mit tieferen Strompreisen. Fast drei Viertel der Befragten (73 Prozent) sind damit einverstanden, dass die bestehenden Kraftwerke so lange betrieben werden sollen, wie sie sicher sind.
Ebenso viele Personen (74 Prozent) halten die bestehenden Kernkraftwerke in der Schweiz für sicher. 68 Prozent der Befragten befürworten die Aussage, dass die bestehenden Kernkraftwerke notwendig für die Stromversorgung der Schweiz sind.
Es ist daher nicht überraschend, dass mehr als die Hälfte (54 Prozent) der Ansicht sind, dass die Schweiz neben erneuerbaren Energien weiterhin auch Kernenergie zur Stromerzeugung einsetzen sollte.
Insgesamt zeigt die Umfrage, dass ein Grossteil der Bevölkerung Vertrauen in die Kernenergie hat. Kernkraft ist fest verankert im Schweizer Energiesystem und der Bevölkerung. Diese Haltung ist nachvollziehbar, denn die Schweizer Kernkraftwerke zeigen seit vielen Jahren, dass die Kernenergie eine zuverlässige, kostengünstige und vor allem klimafreundliche Energiequelle ist.
Finnlands Grüne ohne Scheuklappen
Es ist wichtig, dass auch Kritiker, die ein schnelles Ende der Kernenergie favorisieren, diese Ergebnisse zur Kenntnis nehmen. Denn die Auffassung der Bevölkerung – vor allem zur Frage des Langzeitbetriebs – ist offensichtlich mehrheitlich eine andere.
Vielleicht ist das auch eine Gelegenheit für die Gegner, ihre Haltung zu dieser Technologie grundsätzlich zu überdenken. Das heisst, weg von einer ideologisch und hin zu einer mehr an Fakten orientierten Technologie-Diskussion.
So haben es etwa die Grünen in Finnland gemacht. Die Partei hat in einem längeren Prozess alle Fakten abgewogen und sich für pragmatisches energiepolitisches Programm entschieden: Das Ziel müsse sein, den CO2-Ausstoss zu reduzieren.
Das funktioniere vor allem mit kohlenstoffarmen Energiequellen und dazu gehöre eben auch die Kernenergie. Das ist ein ebenso erfrischender wie konsequenter Ansatz, der zum Nachdenken anregen sollte – auch in der Schweiz.
Zur Person: Hans-Ulrich Bigler ist Ökonom und war von 2008 bis 2023 Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV). Er ist im Vorstand mehrerer Verbände, darunter auch das Nuklearforum Schweiz und sass von 2015 bis 2019 für die FDP im Nationalrat. Nach seinem Wechsel zur SVP ist Hans-Ulrich Bigler erneut Kandidat bei den Wahlen 2023.