#JeSuisLaederach, Diskriminierung & Religion
Reda el Arbi schreibt ab sofort Gastbeiträge auf Nau.ch. Der gebürtige Zürcher fragt: Was haben Heuchelei, Diskriminierung und Schokolade gemeinsam?
Das Wichtigste in Kürze
- Unser neuer Gastautor Reda el Arbi erklärt die linksgrünversiffte Welt.
- Reda el Arbi erlangte als Blogger beim «Tagesanzeiger» Bekanntheit.
- Bis 2011 war er Chefredaktor des Satiremagazins «Hauptstadt».
- Er lebt mit Frau und Hund in Stein am Rhein SH.
«Diskriminierung!!!!», schrien einige PolitikerInnen, als sich die Fluggesellschaft Swiss entschied, keine Schoggi mehr beim Schoggoladier Läderach zu kaufen, weil dessen Eigentümer sich politisch und gesellschaftlich gegen gleiche Rechte für Homosexuelle und gegen die körperliche Selbstbestimmung der Frauen engagiert.
Die Zürcher SVP-Kantonsrätin Maria Rita Marty entblödete sich sogar, die Entscheidung des Unternehmens mit der Judenverfolgung im 3. Reich zu vergleichen. Sie sieht im Geschäftsentscheid der Swiss eine Diskriminierung aufgrund der Religion.
Der liberale Milchbart Nicolas A. Rimoldi, der sonst die Freiheit der Wirtschaft bis an die Grenze der Legalisierung der Sklaverei verteidigt, warf sich mit Läderach-Schoggi im Mund in Selfie-Pose, um gegen die Ungerechtigkeit des Unternehmensentscheides der Swiss zu protestieren.
Sie alle posteten ihre Betroffenheit mit einem #JeSuisLaederach-Hashtag. Wir erinnern uns: der #JeSuis-Hashtag entstand als Solidaritätssymbol für Terroropfer. Ihn für die Läderach-Sache abzuändern zeugt von einer tiefen Geschmacklosigkeit. Aber das nur nebenbei.
Die so selbstgerecht Empörten machen aber einen unheimlich grossen Denkfehler: Läderach wird nicht gemieden, weil er Christ ist. Er trägt die Konsequenzen für sein Handeln, nicht für seinen Glauben. Aber was ist denn da der elementare Unterschied?
Swiss oder andere haben niemals dazu aufgerufen, nicht bei Christen zu kaufen, sondern sich entschieden, mit Läderach als Person keine Geschäftsbeziehungen mehr zu pflegen. Es gibt nämlich jede Menge Christen - sogar die ganz grosse Mehrheit - die keine homophoben und frauenfeindlichen Meinungen vertreten.
Diskriminiert wird man nicht für wählbare Positionen wie sein Handeln oder seine Äusserungen, sondern für nicht wählbare Attribute wie Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, sexuelle Orientierung oder Identität. Seine Handlungen oder politischen Positionen wählt man sich selbst, ist dafür verantwortlich und trägt die Konsequenten. Das ist das Prinzip der Autonomie und der freiheitlichen Gesellschaft.
Wenn jemand in eine Beiz kommt, und immer laut Halleluja! schreit und sich auf den Tisch stellt und predigt, kann es sein, dass er aus der Beiz geworfen wird. Nicht, weil er gläubig ist, sondern weil er den Leuten auf die Nerven geht.
Sie sehen den Unterschied?
Handlungen haben Konsequenzen, auch religiös motivierte Handlungen. Ich bin, selbst als Atheist, ein absoluter Verfechter der Religionsfreiheit. Aber ich denke beim Umgang mit Religion gelten die gleichen Regeln wie beim Umgang mit einem Penis: Niemandem ungefragt ins Gesicht drücken, von Kindern fernhalten und nicht der Öffentlichkeit aufzwingen.
Anmerkung: Ironischerweise sind die Leute, die sich über die Diskriminierung Läderachs empören die gleichen, die sich gegen die Erweiterung der Rassismusstrafnorm zum Schutze der LGBTQ stark machen. Lustig, nicht?
Zum Autor: Reda el Arbi ist 50-jährig, kommt aus Zürich und zog vor einigen Jahren nach Stein am Rhein. Grosse Bekanntheit erlangte er mit seinem Zürcher «Stadtblog» für den «Tagesanzeiger». El Arbi schreibt unverblümt, hat zu allem eine Meinung und polarisiert auch gern. Er ist verheiratet und lebt mit Frau und Hund in Stein am Rhein SH.