Martin Candinas (Mitte): Ja zur BVG-Reform
Martin Candinas setzt sich für ein Ja zur BVG-Reform ein. Im Gastbeitrag erklärt er, dass gerade Frauen und Teilzeitarbeitende von der Reform profitieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Martin Candinas (Mitte) äussert sich im Gastbeitrag zur BVG-Reform.
- Sie sei von grosser Bedeutung und würde das Schweizer Dreisäulenmodell stärken.
- Insbesondere Frauen und Menschen mit tieferen Einkommen wären besser versichert.
Am 22. September kommt die Reform der beruflichen Vorsorge, der zweiten Säule, zur Abstimmung. Diese Reform ist von eminenter Bedeutung, denn sie wird unser bewährtes Dreisäulenmodell stärken. Unsere Pensionskassen werden gesichert und Ungerechtigkeiten beseitigt. Künftig werden Teilzeitarbeitende, sowie Menschen mit tieferen Einkommen besser versichert. Davon profitieren besonders viele Frauen.
Die beruflichen Vorsorge soll einen sorgenfreien Lebensabend ermöglichen
Die BVG-Reform passt das Bundesgesetz über die berufliche Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenvorsorge aus dem Jahr 1982 an. Die Revision ist überfällig, denn seit der letzten Anpassung sind über 20 Jahre vergangen. Mit der BVG-Revision wird unsere 2. Säule an unsere veränderten Lebens- und Arbeitsbedingungen, sowie an die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedürfnisse angepasst. Damit sichern wir das bewährte Schweizer 3-Säulen-System für die Zukunft.
In der beruflichen Vorsorge (BVG) sparen die Arbeitnehmenden für ihre Altersvorsorge. Diese wird von Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden finanziert. Mit der Verzinsung ist die Summe der Rentenzahlungen in der Regel mehr als dreimal so hoch wie die von den Arbeitnehmern eingezahlten Beiträge. Die zweite Säule lohnt sich und ist sehr wichtig: Das BVG ergänzt die AHV-Rente und soll einen sorgenfreien Lebensabend ermöglichen.
Doch die zweite Säule braucht eine Modernisierung. Die Arbeitswelt hat sich verändert. Immer mehr Menschen arbeiten Teilzeit. Doch bis heute versichert die berufliche Vorsorge die Teilzeitarbeitenden nur ungenügend. Diesen Mangel geht die Revision an. Die Eintrittsschwelle wird gesenkt. Bis zu 100‘000 Einkommen werden laut offiziellen Berechnungen des Bundes neu versichert.
Das trägt dazu bei, dass mehr Menschen eine Pensionskasse erhalten. Dazu wird auch der Koordinationsabzug angepasst. Dadurch wird ein grösser Anteil des Lohns versichert. Davon profitieren Teilzeitangestellte, Angestellte mit mehreren Arbeitgebern und tiefe Einkommen. Vor allem Frauen erhalten dadurch eine bessere Altersvorsorge. Gemäss einer Studie im Auftrag der Frauenorganisation «Alliance F» profitieren insgesamt 359‘000 Personen dank der BVG-Reform von einer höheren Rente.
BVG-Reform verbessert auch Situation älterer Arbeitnehmenden
Beim BVG spart jeder für sich selbst. Die höhere Lebenserwartung führt jedoch dazu, dass die Rente über einen längeren Zeitraum reichen muss. Dadurch sind die Renten von einem Teil der BVG-Bezügerinnen und -Bezüger heute zu hoch und es kommt zu einer Umverteilung zulasten der Erwerbstätigen. Die Reform korrigiert das, indem der Mindestumwandlungssatz für den obligatorischen Teil angepasst wird.
Die Reform sieht weiter vor, dass Arbeitnehmende, die heute zwischen 50 und 65 Jahre alt sind, einen Ausgleich erhalten. Vom Rentenzuschlag profitieren alle Versicherten mit geringen Renten. Damit wurde die Vorlage sozial abgefedert. Auch verbessert die BVG-Reform die Situation der älteren Arbeitnehmenden auf dem Arbeitsmarkt. Ihre Lohnbeiträge sinken und die tieferen Lohnnebenkosten erhöhen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Für die Pensionierten ist folgendes wichtig: Ihre Renten sind garantiert. Die heutigen Rentnerinnen und Rentner sind von der BVG-Reform nicht betroffen. Auch in Zukunft wird unser Rentensystem im Interesse der ganzen Gesellschaft ein stabiles und korrekt finanziertes Drei-Säulen-Systems haben. Sorgen wir dafür, dass AHV, BVG und private Vorsorge auch in Zukunft eine stabile Altersvorsorge für alle garantieren. Darum empfehle ich ein klares JA zur BVG-Reform!
Zum Autor: Martin Candinas (Mitte) ist Nationalrat aus Graubünden. 2022/23 war er Nationalratspräsident.