Patrick Hässig: «Es ist Zeit für die Dienstpflicht für Frauen!»
«Die Schweiz braucht ein zeitgemässes Dienstpflichtsystem», findet Nationalrat Patrick Hässig in seiner Kolumne. Der Bundesrat verschlafe die Zeichen der Zeit.
Das Wichtigste in Kürze
- Patrick Hässig sitzt seit 2023 für die GLP im Nationalrat.
- Auf Nau.ch schreibt er regelmässig Kolumnen.
- Diesmal über die Volksinitiative «Service Citoyen».
Die Diskussionen um ein neues Dienstpflichtsystem in der Schweiz haben in den letzten Jahren an Fahrt aufgenommen. Dabei werden verschiedene Modelle diskutiert.
Darunter ist die «Sicherheitsdienstpflicht» – die Zusammenlegung von Zivilschutz und Zivildienst, wobei weiterhin nur die Männer dienstpflichtig sind.
Bei der «bedarfsorientierten Dienstpflicht» werden Männer und Frauen dienstpflichtig. Es würden aber nur so viele Personen aufgeboten, wie tatsächlich benötigt werden.
Dienst für die Allgemeinheit leisten
Die Volksinitiative «Service Citoyen» will nun, dass alle Schweizerinnen und Schweizer einen Dienst für die Allgemeinheit leisten müssen: Entweder in der Schweizer Armee, im Zivilschutz oder im Zivildienst.
Es kristallisieren sich nicht nur unterschiedliche Ansätze heraus, sondern auch grundlegende Fragen:
Ist es richtig, dass die Dienstpflicht auf Frauen ausgeweitet wird? In welchen Bereichen sollen Dienstleistende eingesetzt werden? Ausschliesslich in der Schweizer Armee, oder auch in gesellschaftlich relevanten Bereichen (wie beispielsweise in der Pflege)?
Modernes Dienstpflichtsystem ist notwendig
Die Schweiz steht vor neuen Herausforderungen: Der demografische Wandel, die globalen Sicherheitsrisiken und der wachsende Bedarf an gesellschaftlichem Engagement in Bereichen wie Alterspflege, Klimaschutz und Katastrophenschutz verlangen innovative Lösungen.
Das bisherige Dienstsystem mit seiner klaren Ausrichtung der Dienstpflicht auf den Militärdienst greift dafür zu kurz.
Es ist nicht nur überholt, sondern auch einseitig. Weil es bislang fast ausschliesslich Männer betrifft.
Verantwortung verteilen
Hier setzt die Idee eines universellen Gemeinschaftsdienstes an.
Ziel ist es, die gesellschaftliche Verantwortung auf alle Bürgerinnen und Bürger zu verteilen. Und den Fokus anstatt auf Traditionen auf die heutigen Bedürfnisse der Schweizer Gesellschaft zu legen.
Die «Service Citoyen»-Initiative schlägt vor, dass jeder junge Mensch eine gewisse Zeit seines Lebens der Gemeinschaft widmet. Sei es im Militär, im Zivilschutz oder in sozialen Diensten.
Damit würde nicht nur die aufkommenden gesellschaftlichen Herausforderungen (beispielsweise der Unterstützung in der Pflege), sondern auch die Personalprobleme in den klassischen sicherheitsrelevanten Diensten Armee und Zivilschutz gelöst.
Schritt hin zu echter Gleichberechtigung
Die Frage, ob auch Frauen einen Dienst leisten sollten, ist umstritten. Gegnerinnen und Gegner argumentieren, dass Frauen bereits viel für die Gesellschaft leisten.
Für mich ist klar: Eine Reform des Dienstpflichtsystems wäre eine Chance für mehr Gleichberechtigung.
Denn: Frauen wie Männer tragen in allen Bereichen gleichermassen Verantwortung für die Sicherheit und das Wohlergehen der Gesellschaft.
Dies wäre ein entscheidender Schritt hin zu echter Gleichberechtigung.
Es ist deshalb der richtige Schritt, die ganze Bevölkerung bei diesen essenziellen Aufgaben miteinzubinden. Ich setze mich aus Überzeugung für dieses Anliegen ein.
Sicherheit und Wohlstand
Es ist Zeit, dass der Bundesrat endlich seine Zurückhaltung ablegt und einen klaren Weg aufzeigt. Es geht dabei nämlich um die Sicherheit und den Wohlstand der Schweiz.
Die Dienstpflicht für Männer und Frauen ist nicht nur ein Thema der Pflichten, sondern ist auch eine Chance, die Grundwerte der Schweizer Gesellschaft modern zu definieren: Solidarität, Freiheit und Gleichberechtigung!
Ich bin der Überzeugung, dass dies dringend nötig ist. Denn: Nur ein Land, das sich seiner Verantwortung bewusst ist, kann in unsicheren Zeiten bestehen.
Zur Person: Patrick Hässig (45) sitzt seit 2023 für die GLP im Nationalrat. Er ist wohnhaft in der Stadt Zürich und arbeitet als diplomierter Pflegefachmann HF auf einem Kindernotfall. Für Nau.ch schreibt er regelmässig Kolumnen.