Service Citoyen: Neue Volksinitiative will den Milizdienst für alle
Die Debatte um eine Änderung der Dienstpflicht geht weiter: Der Verein «Service Citoyen» lanciert eine Initiative, die einen Milizdienst für alle fordert.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Dienstag wurde die Service-Citoyen-Initiative von einer breiten Allianz lanciert.
- Die Initianten streben eine Änderung der (Männer)-Dienstpflicht an.
- Neu soll jede Person in der Schweiz einen Milizdienst absolvieren.
Alle Menschen in der Schweiz sollen künftig einmal im Leben einen Bürgerdienst zu Gunsten der Allgemeinheit leisten. Genau das sieht die von einem überparteilichen Bündnis lancierte «Service-Citoyen-Initiative» vor.
Der Service Citoyen sieht vor, dass auch Frauen stellungspflichtig werden. Gemeint ist ein Dienst in der Armee oder ein gleichwertiger Milizdienst. Der Sollbestand von Armee und Zivilschutz muss dabei garantiert bleiben.
Die Form und Art der Einsätze soll sich am heutigen Zivildienst orientieren. Neu sollen Männer und Frauen aber wählen können, ob sie Militär-, Zivil- oder Sozialdienst leisten wollen.
Der Service Citoyen als Versicherung in Krisensituationen?
Zurzeit würde gemäss den Initianten nur ein Drittel der 20-Jährigen einen Dienst leisten. Der grösste Teil sei entweder dienstuntauglich oder aufgrund des Geschlechts oder der Staatsangehörigkeit nicht dienstpflichtig.
Mit dem Bürgerdienst soll sich das ändern, sagt die Co-Präsidentin von Service Citoyen, Noémie Roten: «Jede Person soll ihren Beitrag für Gesellschaft und Umwelt leisten», sagt sie im Video-Interview mit Nau.ch. So sollen die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gemeistert werden.
Dass es den Service Citoyen auch wirklich braucht, habe sich in jüngster Vergangenheit bestens gezeigt, meint Roten. Damit spricht sie vor allem die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg an: «Krisen häufen sich und werden das auch künftig tun. Deshalb werden wir die Menschen brauchen», ist Roten überzeugt.
Das Milizengagement sei wie eine Art Versicherung, auf welche man im Notfall zurückgreifen kann. Falls am Ende nicht alle gebraucht werden, sei das «umso besser». «Aber alle müssen wissen, was ihr Beitrag zur Sicherheit und dem Wohl der Gesellschaft ist.»
«Keine Konkurrenz für Privatwirtschaft»
Dass es wegen der steigenden Zahl an Dienstleistenden zu mehr Konkurrenz in der Privatwirtschaft kommt, glaubt Roten nicht. «In der Pflege und in vielen anderen Bereichen deutet der Trend auf eine Knappheit der Fachkräfte hin.» Der Service Citoyen würde neue Arbeitskräfte bringen, die bei Engpässen aushelfen könnten.
Nach Möglichkeit sollen auch Ausländer, die in der Schweiz wohnen, Dienst leisten. Die Details dazu solle das Parlament im Gesetz regeln, mit Rücksicht auf die Praktikabilität, sagt Roten. Allen Dienstleistenden soll zudem der Erwerbsausfall entschädigt werden - auch das soll gesetzlich geregelt werden.
Wer den vorgeschriebenen Einsatz nicht leistet, schuldet wie heute für den nicht geleisteten Militär- und Ersatzdienst eine Ersatzabgabe. Sechs Monate seien ein guter Ansatz, sagt Roten auf die Frage zur Dauer der Einsätze.