Rettet eSports die Schweiz vor dem Kinosterben?
eSports wird immer beliebter, Lichtspielhäuser leiden unter dem Kinosterben. Können die Ketten vom Gaming-Wettkampf profitieren?
Das Wichtigste in Kürze
- Die Pathé-Kette überträgt am Sonntag einen eSports-Grossevent in allen Filialen.
- Die steigende Nachfrage dürfte künftig zu weiteren Übertragungen führen.
- Auch bei der Kitag könnte sich ein solches Vorhaben anbahnen.
Millionen-Preisgelder und Milliarden-Umsätze: Die Wirtschaftlichkeit von eSports nimmt jährlich stark zu. Den Versuch, sich ein Stück vom Kuchen zu holen, haben auch Schweizer Unternehmen für sich entdeckt.
So sind beispielsweise PostFinance, Samsung und Appenzeller Bier als Sponsoren, Teambesitzer oder gar Organisatoren tätig.
Doch auch in den Schweizer Kinos ist der virtuelle Wettkampf mittlerweile angekommen. Schon seit mehreren Jahren überträgt die Pathé-Kette vereinzelt eSports-Events.
Kommenden Sonntag, anlässlich des Finals der League-of-Legends-Weltmeisterschaft, gibt es erstmals eine Übertragung in sieben der total acht Filialen – Kostenpunkt: zwölf Franken.
eSports als Ergänzung zum regulären Kino-Programm
Laut Nina Doetzkies von Pathé Suisse ist die Nachfrage dieses Jahr «erfreulicherweise gross genug» dafür: «eSports hat in den letzten Jahren eine grosse Community aufgebaut und enorm an Beliebtheit gewonnen. Deshalb bieten wir die Übertragungen als Ergänzung zum regulären Kino-Programm an.»
Sollten die Events weiterhin so gut ankommen, sei es sogar eine Möglichkeit, das Angebot auszuweiten. Darüber, ob eSports dem Kinosterben entgegenwirkt, wird noch nicht spekuliert.
«Für Pathé sind die Übertragungen der eSport-Events eine tolle Möglichkeit, unseren Gästen das Kino einmal von einer anderen Seite her zu zeigen. Sollten wir Kunden von eSport-Übertragungen auch als regelmässige Kino-Besucher begrüssen dürfen, freut uns das. Um genaue Rückschlüsse zu ziehen, fehlen hier aber noch etwas die Erfahrungswerte», so Doetzkies.
Übertragung als einmalige Gelegenheit für Gamer
Erstaunlicherweise setzt Pathé noch nicht auf die Übertragung regulärer Sport-Grossanlässe. Laut Doetzkies «ist die Übertragung von eSport-Events für die Community der Gamer eine einmalige Gelegenheit, sich in ‹real Life› zu treffen und gemeinsam mitzufiebern».
Sport-Veranstaltung seien aber noch mehr vom Gefühl und der Stimmung in Stadien abhängig.
Kitag schliesst eSports-Übertragungen nicht aus
Fast gegenteilig geht es bei der Kitag zu und her. Dieses Jahr wurde das Finale der UEFA Champions League in mehreren Kinos übertragen. Laut Olivia Willi von der Kitag-Pressestelle sei man mit dem Anklang «sehr zufrieden».
Einen Einstieg in den eSports hat man bislang noch nicht gewagt. Doch allzu abwegig sei das Vorhaben nicht. Denn die Lichtspielhaus-Kette ist Swisscom-Tochter. Und die Swisscom ist bekanntlich einer der grössten Sponsoren des Landes sowie Namensgeber der Hero League.
Alternativcontent allein hilft nicht gegen Kinosterben
Laut Willi ist Alternativcontent wie eSports-Übertragungen aber kein Adlereilmittel für das Kinosterben: «Ganz generell müssen Kinobetreiber heute versuchen, nicht nur auf Filme zu setzen, sondern grösser zu denken. So wird Entertainment immer wichtiger – entsprechend finden sich in unseren neueren Kinos vermehrt auch weitere Angebote unter einem Dach.»
Neben Sportanlässen werden beispielsweise auch Opern übertragen. Diese Entertainmentkonzepte stiessen auf grossen Anklang.