Krisenexperte rät Schweizer Schulen zur Amok-Prävention

Immer mehr Schweizer Schulen rüsten sich mit digitalen Warnsystemen und anderen Massnahmen für Amokläufe. Prävention wäre viel wichtiger, meint ein Experte.

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Die besten Sicherheitsmassnahmen gegen Amokläufe. - Nau

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Montag startet nach Bern oder Basel nun auch in Zürich das neue Schuljahr.
  • Schweizer Schulen legen sich vermehrt Notfallkonzepte im Hinblick auf Amokläufe zu.
  • Laut einem Experten reicht dies nicht. Ansetzen müsse man vor allem bei der Prävention.

Anfang August erschütterten Schiessereien mit zahlreichen Toten in den US-Städten El Paso und Dayton die Welt. Die Liste von Amokläufen und vergleichbaren Angriffen im ganzen Land ist besorgniserregend lang. Darum rüsten sich gerade Schulen zum Schulstart mit Überwachungskameras, Zugangskontrollen oder auch kugelsicheren Schultheken.

Denn gerade Schulen wurden vermehrt Zielscheibe von Amokläufen. Schweizer Schulen sind bislang von vergleichbaren Vorfällen verschont geblieben. Und doch rüsten sie auch hierzulande auf.

So rüsten sich Schweizer Schulen

Dies beobachtet auch Krisen-Interventionsmanager Christian Randegger. Von den drastischen Massnahmen wie in den USA rät er jedoch ab: «Das ist ein Ansatz des Misstrauens. Das könnte auch provozieren.»

Schüler-Kontrolle
In den USA werden teilweise Rucksäcke von Schülern durchsucht, um verbotene Gegenstände auszuschliessen. - Keystone

An einigen Schweizer Schulen wurden dafür diverse bauliche Massnahmen ergriffen: «Viele Schule haben in so genannte Amokschlösser investiert, die im Notfall von Aussen nicht zu öffnen sind.»

Auf der anderen Seite fänden auch Alarmierungssysteme per Lautsprecher oder Displays Verwendung. Mittlerweile gäbe es auch Apps, mit deren Hilfe man über eine Bedrohung und das richtige Verhalten informiert wird. Alternativ würden solche Apps aber auch das Absetzen eines Notrufs erlauben.

Doch der Sicherheitsexperte ist skeptisch.

Kästchen und Apps ändern nichts an Haltung der Leute

All die infrastrukturellen Eingriffe würden letztlich «nichts an der Haltung der Leute ändern», betont Randegger. Wenn jemand eine Gewalttat vollbringen wolle, könne der Täter dies auch. Vielleicht dann gerade an einem Ort, an dem man nicht vorbereitet sei.

«Ich sage nicht, dass dies alles nichts bringt. Aber diese baulichen Massnahmen sollten einem keine falsche Sicherheit geben.» Leider würden letztere aber oft gerade dazu verleiten, nach dem Motto: «Das hat so viel gekostet, das funktioniert.»

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Das ganze Interview mit Christian Randegger, Kriseninterventionsmanager. - Nau

Viel wichtiger als solche baulichen Massnahmen und Alarmsysteme sind laut Randegger präventive Bestrebungen. Wichtig sei es zu üben, «wie man friedlich miteinander umgeht, gewaltlos kommuniziert und über Sorgen und Anliegen spricht.»

Es müsse eine Atmosphäre entstehen, «in der man sich gegenseitig kennt und wahrnimmt, wer Sorgen hat und darauf reagiert.»

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