Schweizer ETH-Professor erklärt Brand in Paris
Der Schock nach dem Brand der Notre-Dame sitzt am Tag danach tief. Stefan Holzer, ETH-Professor für Bauforschung, analysiert die Lage – auch in der Schweiz.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Brand der Notre-Dame in Paris schockiert die Welt.
- Für Denkmalschützer steht fest: Solche historische Werke bergen eine grosse Brandgefahr.
Der Brand der Notre-Dame in Paris löst gestern Abend rund um den Globus grosse Betroffenheit aus. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht von einem Drama und verkündet, das historische Bauwerk mit Hilfe nationaler Spenden wieder instandzusetzen.
Cette cathédrale Notre-Dame, nous la rebâtirons. Tous ensemble. C’est une part de notre destin français. Je m’y engage : dès demain une souscription nationale sera lancée, et bien au-delà de nos frontières.
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) April 15, 2019
Brandbekämpfung bei historischen Gebäuden schwierig
Für Stefan Holzer, Professor für Bauforschung und Konstruktionsgeschichte an der ETH Zürich, ist es zwar seltenes Ereignis. Er warnt aber: «Ein historisches Dachwerk besteht aus riesigen Mengen trockenen Holzes, da gibt es schon eine Brandgefahr.»
Solche mittelalterlichen Dachwerke gäbe es in Europa durchaus noch in beachtlicher Anzahl. Holzer: «Sie sind aber meist nicht im öffentlichen Bewusstsein. Und auch nicht öffentlich zugänglich. Leider dienen sie oft als Rumpelkammer und sind voller Schmutz und Unrat.»
Im Falle eines Brandes sind natürlich Rauchmelder und vor allem gut gangbare Stege hilfreich. «So können die Feuerwehrleute schnell vor Ort sein.»
Oftmals aber seien historische Dachwerke vor allem in den oberen Bereichen kaum zugänglich. «Da kann dann die schnelle Brandbekämpfung schon sehr schwierig sein», so Holzer.
Historische Brände in der Schweiz
Die Notre-Dame sei ein Teil des Weltkulturerbes. Über Jahrhunderte habe der Bau als religiöses Monument, als Szene geschichtlicher Umwälzungen und als Wahrzeichen der Stadt gedient und seinen Weg in die Kunst und Literatur gefunden.
«Wenn solch ein Wahrzeichen auf einmal beschädigt ist, sind alle schockiert», sagt Stefan Holzer. «Erst jüngst hatten wir ja am Hauptbahnhof in Zürich einen Brand eines historischen Wohnhauses, der ebenfalls im Zuge von Sanierungsmassnahmen entstanden ist.»
Langwierige Restaurierung in Sicht
Durch das Feuer sind gemäss dem Experten die Steine ausgeglüht, so dass sicher in den oberen Teilen der Kirche auch steinrestauratorische Massnahmen nötig seien.
«Das Innere wird wenigstens teilweise verrusst sein», so Holzer. Gewölbe, die löchrig geworden seien, müssten schnellstmöglich wieder geschlossen werden. «Zudem wird Löschwasser die Gewölbekappen durchweicht haben.»
Zuerst müssten nun lose Teile gesichert, dann ein Notdach errichtet werden. Und dann die genauen Untersuchungen zum Schadensausmass und zu notwendigen Restaurierungsarbeiten durchgeführt werden.