Planung vor Klimastreik: SPler erstellt Lehrmittel für Politik
Dass sich Junge nicht für Politik interessieren, ist seit den Klimastreiks vom Tisch. Die Stadt Luzern fördert nun konkret das politische Denken in der Schule.
Das Wichtigste in Kürze
- Staatskunde kommt nach Ansicht vieler im Unterricht zu kurz.
- Darum haben zwei SP-Mitglieder nun ein Unterrichtsheft für die Stadt Luzern erstellt.
- Darin werden lokalpolitische Themen behandelt, ohne SP-Einfärbung, betonen die Ersteller.
Sie gehen nicht an die Urne, sie interessieren sich nicht für Politik. Lange galt dieses Vorurteil gegenüber jungen Menschen.
Doch die Klimastreiks haben das Bild verändert. Die junge Generation zeigt Interesse und hat den Drang, mitzugestalten.
Vielfach fehlt ihr jedoch das Handwerk dazu, sagt beispielsweise der Dachverband der Schweizer Jugendparlamente. Darum soll Politik auch mehr Platz im Unterricht kriegen. Die Stadt Luzern geht nun noch einen Schritt weiter und führt bereits ein politisches Unterrichtsheft für Sekundarschüler ein.
Schüler politisieren über Tourismus und Verkehr
Dafür mitverantwortlich ist Urban Sager, Dozent an der Pädagogischen Hochschule (PH) Luzern. Neu am Lehrmittel sei, «dass wir uns ganz konkret auf Lokalpolitik stützen.» Es gehe nicht um nationale Politik, wie einen Nationalrat oder Bundesrat zu erklären.
Statt abstrakte Begriffe büffeln, befassen sich die Schüler mit zwei wichtigen Themen ihrer Region: Tourismus und Verkehr.
So wird im ersten Schritt der geschichtliche Hintergrund aufgezeigt, beispielsweise warum Luzern derart viele Touristen hat. Weiter wird erläutert, welche Konfliktfelder entstanden sind und schliesslich die verschiedenen politischen Ansichten dargelegt.
Planung vor Beginn der Klimastreiks
Die Grundidee sei vom Präsidenten des Stadtparlaments gekommen, welcher Politik erfahrbarer machen wolle. Schon vor Beginn der Klimastreiks: «Wir sind schon fast zwei Jahre dran.» Die Klimastreiks zeigen jetzt aber, dass der Entscheid nicht falsch sein kann.
Wie neutral kann ein Heft eines SPlers sein?
Das Flair für Politik kommt bei Sager nicht von ungefähr. Er ist nämlich auch Kantonsrat für die SP. Trotzdem ist er überzeugt, dass das Unterrichtsmaterial keine Färbung seiner Partei beinhaltet.
«Ich bin mir durchaus bewusst, dass meine Haltung eine von vielen ist.» Das Unterrichtsheft zeige alle möglichen Haltungen, welche er durch sein Engagement ja auch gut kenne. So habe man auch mit allen Fraktionen des Parlaments Interviews geführt und im Heft integriert.
So ein Unterrichtsheft sei durchaus auch für andere Städte denkbar, aber: «Mit anderen lokalen Themen.» Denn das primäre Ziel sei nicht, Junge an die Urne zu locken. Sondern, «dass sich die Jungen bewusst sind, mit Politik ihre Lebenswelt zu gestalten.»