Grosse Pleiten oder Übernahmen bleiben vorerst aus, aber dennoch setzt der hohe Kerosinpreis und der aktuelle Markt kleineren Fluggesellschaften zu.
Ein Airbus A320  steht auf der Rollbahn.
Ein Airbus A320 steht auf der Rollbahn. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Schwachen Airlines steht eine schwierige Zeit bevor.
  • Besonders der Kerosinpreis dürfte den kleinen Fluggesellschaften zu schaffen machen.
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Hohe Kerosinpreise und der harte Wettbewerb werden schwache Airlines in Europa zum Aufgeben zwingen. So prophezeiten es für 2018 etwa Ryanair-Boss Michael O'Leary oder Carsten Spohr, der Chef der Lufthansa-Gruppe, zu der auch die Fluggesellschaft Swiss gehört. Grosse Pleiten oder Übernahmen blieben aber vorerst noch aus.

Die Grossen der Branche sehnen schon lange die Bereinigung am dicht beflogenen europäischen Markt herbei – sie haben das Oligopol in den USA mit rund 90 Prozent Marktanteil durch eine Handvoll Anbieter als Vorbild vor Augen. Die grössten Fünf in Europa kommen derzeit auf rund zwei Drittel Marktanteil. Doch seit dem Niedergang von Air Berlin 2017 lässt die nächste grosse spektakuläre Pleite oder eine grössere Übernahme auf sich warten.

Branchenexperten gehen davon aus, dass sich die Marktbereinigung weiter unter den rund 150 kleineren Anbietern abspielt. «Die Konsolidierung unter den kleinen Airlines geht weiter», sagt etwa Daniel Röska, Analyst beim Brokerhaus Bernstein. In der Schweiz war in den vergangenen Monaten eine Marktbereinigung bereits greifbar: Nachdem 2017 mit der Air Berlin und ihrer Schweizer Tochter Belair ein grosser Player verschwunden war, ist diesen Herbst auch die von Bern aus operierende Regionalfluggesellschaft SkyWork Pleite gegangen. Ende 2017 meldete zudem die in Lugano ansässige Darwin Airline Insolvenz an.

Externe Faktoren können existenzbedrohend werden

Als Belastung erweisen können sich für Fluggesellschaften mit nur zehn oder zwanzig Fliegern insbesondere externe Faktoren: So wird der in diesem Jahr um gut 30 Prozent gestiegene Kerosinpreis nach Prognosen des Internationalen Airline-Verbandes IATA 2019 nur geringfügig sinken. Und auf der anderen Seite soll das Sitzplatz-Angebot der Fluggesellschaften insgesamt stärker steigen als die Nachfrage.

«Das führt zu Preisdruck, vor allem im touristischen Fluggeschäft», sagt Branchenexperte Röska. Zugleich könnten die Zinsen anziehen, was bei kleinen Airlines mit geleasten Flugzeugen unmittelbar durchschlägt.

Und auch die Folgen des jüngsten Flugchaos bedeuten steigende Kosten, wie Eric Heymann von Deutsche Bank Research erklärt. Zwar lag die hohe Zahl an verspäteten und gestrichenen Flügen vor allem am Personalengpass in der Flugsicherung. Aber um effektiv gegenzusteuern, müsste auch an den Flughäfen und bei den Airlines selbst investiert werden, erklärt Heymann. Diese notwendige Kapazitätserhöhung gebe es nicht zum Nulltarif. «Die Wachstumsschmerzen im Luftverkehr, gepaart mit zuletzt höheren Kerosinpreisen, dürften einzelne Marktakteure wirtschaftlich überfordern.»

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