Argentinien taumelt in nächste Wirtschaftskrise

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Argentinien,

Mehr als 200 Milliarden Dollar Schulden im Ausland, eine sehr hohe Inflation und ein dramatischer Wertverfall des Peso: Argentinien hat es derzeit nicht leicht.

Der argentinische Finanzminister Nicolas Dujovne spricht an einer Pressekonferenz.
Der argentinische Finanzminister Nicolas Dujovne spricht an einer Pressekonferenz. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Monaten verschlechtert sich die wirtschaftliche Lage Argentiniens.
  • Das südamerikanische Land bat nun um Vorzahlungen aus einem Hilfspaket der IWF.

Argentinien bat den Internationalen Währungsfonds (IWF), aus dem erst vor kurzem bewilligten Hilfsprogramm über rund 50 Milliarden Franken Auszahlungen vorzuziehen. Parallel ist die Regierung in Buenos Aires dabei, ihre Spar- und Reformpläne auszuweiten. Das aber birgt das Risiko, dass die ohnehin fragile innenpolitische Lage in dem südamerikanischen Land noch instabiler wird. Die deutsche Wirtschaft ist besorgt, auch wenn Argentinien als Handelspartner keine dominante Rolle.

Noch Anfang des Jahres war die Lage anders. «Der wirtschaftliche und politische Horizont in Argentinien klart auf», hiess es damals von der deutschen Investitionsagentur GTAI. «Nach dem Wahlsieg der Regierung bei den Parlamentswahlen im Oktober 2017 bestehen gute Chancen für die Kontinuität der marktfreundlichen Reformpolitik von Präsident Mauricio Macri. Der Konjunkturaufschwung gewinnt an Kraft.»

Hinzu kam Prestige mit der Präsidentschaft der einflussreichen G20-Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer, die Argentinien in diesem Jahr innehat. Warnungen von Ökonomen wegen der hohen Auslandsverschuldung, Hauhaltsdefiziten oberhalb von sechs Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung und der Abhängigkeit von Kapitalzuflüssen aus dem Ausland traten in den Hintergrund. Dabei ist die letzte grosse Krise des Landes, als der Staat 2001 pleite war und seine Gläubiger nicht mehr bedienen konnte, noch in Erinnerung.

Lage verschlechterte sich seit April

Laut IWF drehte der Wind im April. Eine andauernde Dürre liess die Agrarproduktion und somit Exporterlöse einbrechen. Die Energiepreise zogen an. Einherging das mit ungünstigeren Finanzierungsbedingungen in der Welt – denn in den USA steigen die Zinsen wieder und der Dollar hat aufgewertet. Hinzu kam die radikale Steuerreform von US-Präsident Donald Trump, die Kapital in Richtung der Vereinigten Staaten lockt und damit weg von Schwellenländern.

Das spürt nicht nur Argentinien, sondern auch die Türkei, Indien und Südafrika. Im Falle Argentiniens kommt ein hoher Finanzierungsbedarf hinzu. Die Folge: Die Landeswährung büsste 2018 bisher rund 54 Prozent an Wert ein, die Regierung muss Anlegern deutlich mehr Zinsen zahlen, um an Kapital zu kommen.

Was macht der IWF jetzt?

Dabei würdigen viele Experten wie IWF-Chefin Christine Lagarde den Reformkurs in den vergangenen zweieinhalb Jahren – mit Änderungen in der Währungs-, Subventions- und Steuerpolitik. «Die von den Behörden betriebene Politik versucht, langbestehende Verwundbarkeiten anzugehen, für Nachhaltigkeit bei den Schulden zu sorgen, die Inflation zu reduzieren sowie Wachstum und neue Jobs zu fördern, um so die Armut zu senken», sagte sie im Juni. Doch die Finanzmärkte überzeugte das nicht. Ein Ausverkauf war die Folge.

Jetzt richtet sich der Blick noch stärker auf den IWF. Der Fonds gewährte der drittgrössten Volkswirtschaft Lateinamerikas Mitte des Jahres ein Hilfspaket von rund 50 Milliarden Franken – kurzfristig gezahlt wurden bereits 15 Milliarden davon. Der IWF ist eigenen Angaben zufolge grundsätzlich bereit, schneller als geplant weitere Gelder aus dem Paket zu überweisen. Eine Sprecherin des deutschen Aussenministeriums sagte, das eröffne die Chance einer Stabilisierung. Viele Experten empfehlen diesen Weg auch der ebenfalls angeschlagenen Türkei.

Argentinien liegt mit einem bilateralen Handelsvolumen mit Deutschland von 4,2 Milliarden Euro (4,7 Milliarden Franken) in der Rangliste der hiesigen Handelspartner nicht in den Top 50. «Die Wirtschaftskrise betrifft auch deutsche Unternehmen», sagt dennoch DIHK-Aussenwirtschaftschef Volker Treier. «Zwar ist das Land keiner unserer wichtigsten Handelspartner, aber als Mitglied der G20 strukturell bedeutend für die Weltwirtschaft.» Rund 200 deutsche Firmen sind in Argentinien derzeit tätig.

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