Aus diesen Gründen ist Segway gescheitert
Der Segway wird morgen eingestellt. Das überrascht kaum. Das Unternehmen hat sich viele Schnitzer geleistet.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Segway Personal Transporter wird nicht mehr produziert.
- In 18 Jahren wurden nur 140'000 Stück hergestellt.
Morgen ist der Segway Geschichte. Der chinesische Konzern Ninebot zieht dem Stehroller, den das «Time» Magazin in die Liste der schlechtesten Erfindungen aufgenommen hat, den Stecker. Der ambitionierte Plan, die Mobilität in den Innenstädten zu revolutionieren, ist gescheitert.
Es begann mit einem riesigen Hype. Als das skurrile Gefährt Ende 2001 im US-Fernsehen präsentiert wurde, überschlugen sich die Lobeshymnen. John Doerr, ein früher Google- und Amazon-Investor, glaubte, der Segway sei eine grössere Erfindung als das Internet.

Technisch ist der Segway allemal interessant. Gyrosensoren erlauben es ihm, perfekt auf zwei Rädern zu balancieren. Rund 19 Kilometer kommt der Stehroller mit einer Akkuladung, Höchstgeschwindigkeit liegt bei 20 Stundenkilometer.
Technik im Geheimen entwickelt
Bedienen lässt sich der Segway problemlos, auch wenn manch einer mit Startschwierigkeiten kämpfte. Beispielsweise der frühere US-Präsident George W. Bush. Als dieser sich als Trendsetter mit dem Segway erweisen wollte, verlor er beim Anfahren das Gleichgewicht und fiel vorne über.
Das Problem ist nicht die Technik. Tüftler Dean Kamen – der zuvor mit neuartigen Medizingeräten für Furore gesorgt hat – hat den Segway im Geheimen entwickelt. Aus Angst, die Konkurrenz würde die «revolutionäre» Idee abkupfern. Kundenfeedback spielte während dem Entwicklungsprozess folglich keine Rolle.

Nach der Lancierung wollte Segway herausfinden, wie die Kunden den Roller nutzen. Dazu wurden rund 100 Geräte günstiger abgegeben. Doch innerhalb eines Jahres liessen praktisch alle Teilnehmer ihren Segway in der Garage stehen.
Problem: Der «Deppen-Faktor»
Matt Gelbwaks, einer der ersten Segway-Mitarbeiter, fasste es so zusammen: «Es gab einen signifikanten Deppen-Faktor. Der Segway war nie richtig sozial akzeptiert.»
Ein weiteres Problem war der Preis: Bei der Lancierung kostete der Segway Personal Transporter – so der eigentliche Name – 5'000 Dollar. Auch über die Jahre schaffte es das Unternehmen nicht, den Preis zu senken.
Genutzt werden die Roller primär von Touristen, Sicherheitsdiensten oder Polizisten. Auch prominente Fans wie Amazon-Gründer Jeff Bezos oder Apple-Vordenker Steve Wozniak konnten den Stehroller der Masse nicht schmackhaft machen.

Bereits 2009, sieben Jahre nach Marktstart, wurde Segway verkauft. Der Käufer, Multimillionär Jimi Heselden, stürzte mit einem Segway kein Jahr später über eine Klippe in den Tod. Seine Nachkommen verkauften die Firma 2013 weiter.
E-Trottis deutlich beliebter
Für neun Millionen Dollar ging die Firma an Roger Brown. Dieser vereinfachte die Technik und brachte das Unternehmen in die Gewinnzone. 2015 verkaufte Brown Segway an Ninebot für 75 Millionen Dollar.
Die chinesische Firma verkauft heute auch E-Trottis unter dem Namen Segway. Das namensgebende Produkt beschert dem Konzern aktuell gerade mal 1,5 Prozent des Umsatzes.
Segway wollte die Innenstädte erobern und ist gescheitert. Innerhalb von 18 Jahren wurden nur 140'000 Stück verkauft. Von den E-Scootern verkauft Ninebot siebenmal mehr – pro Jahr.