Avenir Suisse fordert freie Wahl der Pensionskasse
Heute entscheidet der Arbeitgeber, bei welcher Pensionskasse die Angestellten sind. Die Denkfabrik Avenir Suisse will das ändern.
Das Wichtigste in Kürze
- Avenir Suisse spricht sich für die freie Pensionskassenwahl aus.
- Der Arbeitgeberverband ist dem Vorschlag gegenüber skeptisch eingestellt.
Viele Schweizer haben einen Grossteil des Vermögens in der Pensionskasse. Doch: Sind sie angestellt, haben sie in den meisten Fällen keinen Einfluss, wie und wo das Geld angelegt wird.
Avenir Suisse will das ändern. «Freie Pensionskassenwahl dient allen», schreibt die Denkfabrik in einem Blogeintrag. Das Hauptargument der wirtschaftsnahen Denker: Karrieren verlaufen heute nicht mehr linear.
Aktuell wird jährlich jede zehnte Stelle neu besetzt. Der Arbeitnehmer ist dadurch in der Regel zu einem Wechsel der Pensionskasse gezwungen. Nicht nur Arbeitgeber-, sondern auch der Branchen- und Berufswechsel ist heute Normalität.
Acht Prozent haben mehrere Jobs
Kommt dazu, dass immer mehr Schweizer mehrere Jobs haben. Aktuell sind das acht Prozent, doppelt so viele wie noch 1991. Sie leisten tiefere oder keine Beiträge an die zweite Säule, weil der Koordinationsabzug von 24'885 Franken mehrfach abgezogen wird.
Eine arbeitgeberunabhängige Pensionskassenwahl würde den mehrfach Angestellten die berufliche Vorsorge erleichtern, schreibt Avenir Suisse. Bei der Denkfabrik glaubt man zudem, dass so das Verantwortungsgefühl für die Vorsorge gestärkt würde.
«Ausserdem könnten Arbeitnehmer ihre Altersvorsorge gemäss den persönlichen Bedürfnissen gestalten». So könne man die Anlagestrategie anhand der eigenen Risikobereitschaft anpassen. Oder die Kasse basierend auf ethischen oder ökologischen Investitionsstandards wählen.
Avenir Suisse ist sich klar, dass ein Systemwechsel kleinere Pensionskassen massiv unter Druck bringen könnte. «Ein Grossteil der 1550 kleinen Vorsorgeeinrichtungen würde verschwinden.»
Arbeitgeber wählen Pensionskasse bewusst
Beim Arbeitgeberverband stösst der Vorschlag auf Skepsis. Der Verband sieht viele Vorteile, wenn das Unternehmen die Kasse der Angestellten wählt. «Viele Arbeitgeber nehmen hohe zusätzliche Beträge in die Hand, um weiterhin gute überobligatorische Leistungen zu bieten», sagt Sprecher Martin Kaiser. «Weil sich Arbeitgeber durch die Wahl der Vorsorgelösung auf dem Arbeitsmarkt auch attraktiv machen.»
«Mit der freien Pensionskassenwahl würde diese Bindung wegfallen und damit wohl auch das Interesse der Arbeitgeber kleiner», so Kaiser weiter. «Die neu gewonnene Freiheit dürfte wohl gleichzeitig für viele Arbeitnehmende eine grosse Belastung sein.»
Denn die Wahl der passenden Lösung wäre vermutlich für den Einzelnen schwierig, heisst es bei den Arbeitgebern. Kaiser zweifelt zudem, dass ein Ansatz gefunden werden könnte, der «zielführender und einfacher wäre als die heutige Lösung.»