Circ, Smide und Publibike: Elf Fragen zu Verleihtrottis und -velos
Leihanbieter von Velos und E-Trottis boomen in der Schweiz. Die Zukunft ist allerdings ungewiss. Nau macht eine Bestandsaufnahme.
Das Wichtigste in Kürze
- In vielen Schweizer Grossstädten gibt es Verleihangebote für Velos, oft auch für Trottis.
- In ausländischen Städten wurden einige Anbieter verbannt. Zürich plant eine Gebühr.
Worum geht es? Noch vor fünf Jahren waren Veloverleihe eine Nische. Das hat sich geändert: Haufenweise Anbieter versuchen aktuell, mit Velos, E-Bikes und E-Trottis in Schweizer Städten Fuss zu fassen.
Welche Anbieter gibt es? Bei den E-Bikes dick im Geschäft ist Publibike, eine Post-Tochter. Schon länger hält sich der Zürcher E-Bike-Verleiher Smide. Daneben gibt es internationale Player wie Tier (Deutschland, E-Trottis), Lime (USA, Velos und E-Trottis) oder Voi (Schweden, E-Trottis). Der singapurische Bikeverleiher O-Bike hat sich Mitte 2018 aus der Schweiz zurückgezogen.
Wo kann man die Gefährte mieten? Die Anbieter haben primär die Innenstädte im Visier. Hochburg ist Zürich, aber auch Bern und Basel haben mehrere Anbieter. Auch in kleinere Städte drängen immer mehr Dienstleister.
Wie funktionieren die Dienste? Grundsätzlich gibt es zwei Systeme: Beim Free-Floating werden Bikes oder Trottis irgendwo abgestellt. Andere Verleiher haben fixe Standorte, wo die Gefährte abgestellt werden können. Entsperrt wird in der Regel via App.
Was kostet die Bikemiete? Die Preismodelle sind unterschiedlich. Je nach Nutzer lohnt sich ein Abo. Spontannutzer fahren ein Publibike für 30 Minuten für 3 Franken, ein Stromer-E-Bike von Smide kostet 5 Franken für 20 Minuten. Die E-Trottis sind in der Regel günstiger als die Fahrräder.
Wie viele Leihvelos und -trottis gibt es? Das lässt sich schwer beziffern, längst nicht alle Anbieter rücken Zahlen raus – aus Konkurrenzgründen. Publibike hat schweizweit über 4500 Bikes, davon 2000 in Zürich. Daneben kurven rund 2000 Leihtrottis in der Limmatstadt umher.
Geht die Rechnung für die Anbieter auf? Noch nicht. Smide macht laut eigenen Angaben kein Gewinn, Post-Tochter Publibike machte zwischen 2012 und 2015 vier Millionen Verlust. Darum wird aktuell nach Partnerfirmen gesucht, die den Verleih mittragen wollen.
Wieso dann der Boom? Das Wachstum der Branche ist enorm. Entsprechend beliebt sind die – vor allem die global tätigen – Anbieter bei Investoren. Das Versprechen: Den innerstädtischen Verkehr zu revolutionieren. Es geht um viel Geld: Alleine E-Trottis haben laut Schätzungen ein globales Umsatzpotential von 17 Milliarden Franken.
Wo darf ich mit E-Trottis und Leihvelos fahren? Ob ein Velo mit Strom oder Muskelkraft fährt: Es gehört auf die Strasse. Gleiches gilt auch für E-Trottinette. Helmpflicht gibt es nicht, ist aber anzuraten. Immer mehr häufen sich Unfallmeldungen, die teils tödlich enden.
Droht den Verleihdiensten Ärger? Zürich ist lange liberal mit den Verleihdiensten umgegangen. Jetzt will die Limmatstadt eine Gebühr einführen. Zur Benutzung des öffentlichen Grunds. Publibike muss die nicht zahlen, da das Unternehmen von der Stadt den Zuschlag für den Verleihbetrieb erhalten hat. Das stört die Konkurrenz.
Wie sieht es im Ausland aus? E-Trottis und Bike-Sharing-Dienste geben in aller Welt zu reden. Da sich viele Anbieter nicht um Regulierung kümmern und die Städte überfluten, haben die Dienste Gegenwind. San Francisco hat Lime und Bird verbannt, Paris will die Anzahl Anbieter von 12 auf 3 reduzieren.