Corona-Krise für Wirtschaft viel schlimmer als die Finanzkrise
Die Schweizer Wirtschaft leidet stärker unter der Corona-Krise als unter der Finanzkrise. Die Erholung sollte jedoch schneller gehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Coronakrise traf die Schweizer Wirtschaft stärker als die Finanzkrise.
- KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm rechnet mit einer schnellen Erholung.
- Die Schweiz erleidet weniger grosse BIP-Verluste als die USA und EU.
Die Coronakrise ist für die Schweizer Wirtschaft viel grösser und länger als die Finanzkrise. Der Einbruch sei viel schärfer und die Überwindung brauche viel mehr Zeit. Dies teilte der KOF-Direktor Jan-Egbert Sturm am Mittwoch in einer Video-Medienkonferenz mit.
In der Finanzkrise von 2008 habe das Bruttoinlandprodukt (BIP) nach 7 Quartalen wieder auf dem Stand vor der Krise gelegen. In der jetzigen Pandemie dürfte das BIP auch Ende nächsten Jahres, das heisst nach 8 Quartalen, das Vorkrisenniveau nicht einholen.
Laut Sturm gilt es ein BIP von 175 Milliarden Franken zu erreichen. Dieser Stand dürfte erst im Laufe von 2022 wiedererlangt werden. Bei einer zweiten Infektionswelle dauere es noch länger.
Zudem sei der Fall viel tiefer. In der Finanzkrise habe der grösste Einbruch in einem Quartal 1,9 Prozent betragen. Jetzt dürfte die Schweizer Wirtschaft im zweiten Quartal 2020 schätzungsweise um 8,4 Prozent abgestürzt sein, so Sturm.
Schnelle Erholung erwartet
Allerdings sei auch die Erholung steiler, wenn man tief gefallen sei. Für das dritte Quartal 2020 geht die KOF von einem Wachstum von 6,3 Prozent aus. In der Finanzkrise war das BIP dagegen nach dem Taucher um 1,0 Prozent gewachsen.
Laut Sturm dürfte die Pandemie der Schweizer Wirtschaft im laufenden Jahr einen Verlust von 45 Milliarden Franken bescheren. Im nächsten Jahr wird mit einem Verlust von 26 Milliarden Franken im Vergleich zu einer Entwicklung ohne Corona gerechnet. Bei einer zweiten Welle würde es noch schlimmer: Dann dürften die Einbussen gar 53 Milliarden Franken im laufenden Jahr und 43 Milliarden Franken im Jahr 2021 betragen.
Schweiz leidet weniger
Dennoch sei die Schweiz weniger stark getroffen worden als andere Länder. Die USA (-10 Prozent) und die EU (-8,2 Prozent) leiden heuer unter stärkeren BIP-Verlusten als die Schweiz (-6,4 Prozent). Dies Zeigt der Vergleich zu einer Entwicklung ohne Corona.
Das Gleiche sei auch im nächsten Jahr der Fall. Die Schweiz sei ein relativ wohlhabendes Land und könne mehr verkraften. Ohne die Stützungsmassnahmen des Staates wäre der BIP-Rückgang hierzulande aber deutlich grösser, erklärt Sturm.