Coronavirus: Darum hat Homeoffice-Pflicht nur einen kleinen Effekt

Michael Bolzli
Michael Bolzli

Bern,

Seit Montag gilt wegen des Coronavirus die Homeoffice-Pflicht. Viele Arbeitnehmer arbeiten aber schon länger von daheim aus. Trotzdem bleibt die Mobilität hoch.

Coronavirus Homeoffice
Viele Schweizerinnen und Schweizer arbeiten zurzeit im Homeoffice. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Rund 2,1 Millionen Schweizer arbeiten wohl aktuell von daheim aus.
  • Viele Firmen haben ihre Mitarbeiter bereits Ende 2020 wieder ins Homeoffice geschickt.
  • Trotz Lockdown sind Schweizer viel mobiler als im März 2020.

Seit Montag ist die Schweiz wieder im Lockdown. Restaurants bleiben wegen des Coronavirus geschlossen, Fitnesscenter und Kinos ebenfalls. Auch viele Läden dürfen aktuell nicht öffnen, zudem gibt es eine Homeoffice-Pflicht. Alles mit dem Ziel, das Coronavirus einzudämmen.

Ob diese Massnahmen den gewünschten Effekt haben, lässt sich teilweise aus Zahlen von Intervista lesen. Der Marktforscher wertet anhand von Handydaten regelmässig aus, wie viel die Schweizer Bevölkerung unterwegs ist.

Coronavirus
Restaurants bleiben wegen der Coronavirus-Massnahmen geschlossen. - dpa

Neuste Daten zeigen: Am ersten Tag des zweiten Lockdowns reisten Schweizer im Schnitt 27,9 Kilometer. Am Montag der Vorwoche waren es noch fast 32 Kilometer.

Homeoffice wegen Coronavirus: ÖV-Betreiber spüren bisher wenig

Etwas mehr Zurückhaltung beobachten auch erste ÖV-Betreiber. Die SBB sprechen von einem «leichten» Rückgang. Ähnlich klingt es bei Postauto: Gegenüber der Vorwoche verzeichnet die Post-Tochter «keinen signifikanten Rückgang».

Während der ersten Welle vergangenen Frühling arbeiteten gemäss dem Bundesamt für Statistik 2,1 Millionen der 5 Millionen Erwerbstätigen im Homeoffice. Selbst im Sommer, als der Bundesrat die Einschränkungen wegen des Coronavirus zurückfuhr, bleib jeder Dritte dem Büro daheim treu. Denn manche Firmen mit vielen Angestellten im Homeoffice – etwa Google – haben ihre Mitarbeiter nie zurückgeholt.

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Fredy Greuter, Kommunikation und Geschäftsleitung Schweizerischer Arbeitgeberverband. - zvg

«Wir gehen davon aus, dass der Anteil an Erwerbstätigen im Homeoffice bereits vom dritten zum vierten Quartal wieder anstieg. Da die Arbeitgeber mit den steigenden Fallzahlen ihre Mitarbeitenden schützen wollten», sagt Fredy Greuter vom Arbeitgeberverband.

«Wirkung von Homeoffice-Pflicht nicht überschätzen»

Er schätzt, dass nun durch die Homeoffice-Pflicht zusätzlich nur 180'000 Erwerbstätige wieder von daheim aus ihre Arbeit verrichten. Damit dürfte wieder das Niveau vom ersten Lockdown erreicht worden sein. Doch: «Es zeigt sich somit, dass die Wirkung der Pflicht zum Homeoffice nicht überschätzt werden darf.»

Die wenigsten Arbeitgeber stellen sich dagegen. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund spricht von positiven Erfahrungen mit der Homeoffice-Pflicht. «Bisher gab es meines Wissens vereinzelte Fälle, wo Arbeitgeber leider renitent waren. Und die kantonalen Arbeitsinspektorate eingeschaltet werden mussten», sagt Zentralsekretär Luca Cirigliano.

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Skigebiete bleiben trotz Corona-Krise offen. - keystone

Da aktuell ähnlich viele Menschen im Homeoffice arbeiten wie während dem ersten Lockdown, zwingt sich ein Vergleich der Pendler-Kilometer auf. Wie erwähnt reisten Schweizer vergangenen Montag 27,9 Kilometer im Schnitt. Am 23. März, dem ersten Montag nach Verkündigung des Lockdowns, lag der Tagesschnitt bei 17, 3 Kilometer.

Skigebiete sorgen für Freizeitverkehr

Abschliessend lässt sich das Mobilitätsverhalten aufgrund der noch kleinen Datenlage nicht vergleichen. Klar ist allerdings, dass die Situationen nicht direkt vergleichbar sind: Anders als im März 2020 sind heute die Skigebiete offen – das sorgt für viel Freizeitverkehr. Ebenfalls hat öffentlicher Verkehr sein Angebot nicht drastisch reduzieren müssen.

Im Vergleich zum ersten Lockdown sind die Regeln heute weniger streng. Vergangenes Frühjahr waren mehr Läden geschlossen als heute. Coiffeur-Salons blieben damals zu, können heute aber Kunden empfangen. Kommt dazu, dass die Schulen offen bleiben.

Die Bevölkerung hat ihre Mobilität gegenüber dem Vorkrisenniveau klar eingeschränkt. Am Montag, dem 20. Januar 2020, reisten Schweizer im Schnitt 41,8 Kilometer. Am Wochentag darauf 41 Kilometer.

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