Coronavirus: Firmen warten monatelang auf Kurzarbeitsgelder
Die Massnahmen im Kampf gegen Coronavirus treffen die Wirtschaft hart. Kurzarbeit soll die Effekte davon abfedern. Doch nicht überall fliesst das Geld schnell.
Das Wichtigste in Kürze
- Manche Firmen erhalten Kurzarbeitsgelder erst nach mehreren Monaten.
- Ohne Liquidität droht manchen Firmen dadurch der Konkurs.
Die Kurzarbeit ist eine wichtige Säule der Corona-Strategie des Bundes. Firmen können mit diesem Geld Löhne weiterzahlen, wenn krisenbedingt die Einnahmen einbrechen. Ziel ist, damit Entlassungen zu verhindern.
Davon wird rege Gebrauch gemacht. Aktuell sind rund 300'000 Arbeitnehmer auf Kurzarbeit. Damit ist der Wert tiefer als vergangenen Frühling, aber immer noch massiv höher als sonst.
Beispiel Basel-Stadt: In einem normalen Jahr verzeichnet der Stadtkanton zwischen 10 und 20 Voranmeldungen auf Kurzarbeit. Aktuell sind es bereits 10'400.
Mehr Personal angestellt
Die Arbeitslosenkassen haben deutlich mehr Arbeit als gewöhnlich. Darum wurde das Personal massiv aufgestockt. Die meisten Kassen geben aktuell an, dass zwischen Eingang der Abrechnung und der Auszahlung rund drei Wochen vergehen.
Doch nicht überall läuft es reibungsfrei: «Hunderte Betriebe warten seit Dezember auf die Kurzarbeitsentschädigung, manche sogar seit November», sagt Gastrosuisse-Sprecher Patrik Hasler-Olbrych.
Oft hänge dies mit der verpassten Voranmeldung zusammen. Hier wurde letztes Jahr die Praxis geändert. «Die Betriebe hatten nicht auf dem Schirm, dass die Bewilligungsdauer für Kurzarbeit von sechs Monaten auf drei Monate gekürzt wurde.»
Coronavirus: Verzögerung wegen neuen Anpassungen
Dass immer wieder die Regelungen angepasst werden, ist auch für die Arbeitslosenkassen ein Problem. So werden seit Dezember bei tieferen Einkommen höhere Kurzarbeitsbeträge ausbezahlt.
Und seit Januar darf auch für Lehrlinge Kurzarbeit beantragt werden. «Das hat bei den Betrieben zu etlichen Fragen und dadurch zu einer Verzögerung der Abrechnungen geführt», heisst es in Luzern.
Die geänderte Praxis ist das eine. Doch offenbar sind einige Kantone speditiver als andere.
Nau.ch hat mit mehreren Unternehmern und Verbänden aus der Schweiz gesprochen. Aus Zürich und Basel-Stadt gibt es wiederholt positives Feedback, aus Bern kommt oft Kritik.
Geld für Oktober im Januar erhalten
Etwa von Michel Gygax, Geschäftsführer der KG Gastrokultur und Co-Präsident des Gewerbevereins. Der KMU-Verein wurde letztes Jahr in Bern gegründet, mittlerweile zählt er schweizweit rund 270 Mitglieder.
Gygax kennt das Problem. Nicht nur von seinen Mitgliedern, sondern auch aus den eigenen Restaurants. «Bei unseren Betrieben hat es auch lange gedauert. Die Gelder für Oktober und November haben wir erst Ende Januar erhalten.»
Er wisse auch von Betrieben im Kanton Bern, die schnell Hilfe erhalten haben. «Es ist eine Glückssache.» Gygax selbst hat genügend Liquidität und kann die Zeit ohne Auszahlungen überbrücken. «Für andere Unternehmen wird es aber sehr eng, wenn die Kurzarbeitsgelder nicht überwiesen werden.»
Anders als die meisten von Nau.ch befragten Kantone nennt Bern keine Frist, in der durchschnittlich die Kurzarbeit-Abrechnungen ausgezahlt werden. Ein Sprecher nennt politische Entscheide als Grund für die Verzögerung, spielt den Ball aber auch den Unternehmen zu: «Derzeit gehen bei der Arbeitslosenkasse viele unvollständige oder nicht korrekte Anträge und Abrechnungen ein.»
Das führe zu steigenden Pendenzen, trotz zusätzlichem Personal. «Das Amt für Arbeitslosenversicherung (AVA) unternimmt alles Mögliche, um die Auszahlungen möglichst rasch zu machen.» Man sei aber auch verpflichtet, die Auszahlungen korrekt zu machen und Angaben zu prüfen.